Museum Junkerhaus Lemgo

Wenn das Wetter nicht mitspielt, ist ein Museum eine prima Möglichkeit, dennoch etwas zu unternehmen. Nun bin ich bei Museen heikel. Es ist schwierig, mich mit einem Museumsbesuch zu locken.
Vom Junkerhaus in Lemgo hatte ich in den letzten Wochen häufiger etwas gelesen und es klang interessant genug, dass ich eines verregneten Sonntags einen Ausflug dorthin unternommen habe. Lemgo ist nicht so weit entfernt, das passte an dem Tag gut.

Karl Junker war Künstler, geboren 1850 im Lemgo und dort auch 1912 verstorben. Gelernt hat er Tischler, er studierte die Bildenden Künste und bezeichnete sich selber außerdem als Maler. Von 1889 bis 1891 baute er in Lemgo das Junkerhaus, welches er selber schon damals so nannte. Heute ist es ein Museum und zeugt von seinem Talent.

Parken kann man ein Stück weiter die Straße entlang kostenlos auf einem Parkplatz neben dem Imbiss Hexen Pizza. Der Parkplatz ist ausgeschildert, allerdings habe ich die Schilder übesehen und bin sogar am Haus vorbeigefahren. Wer ähnlich blindfischmäßig unterwegs ist: Navi an! Googlemaps kennt sowohl das Museum, als auch den Imbiss.

Ansicht von der Straße

Das zweigeschossige Haus steht ein Stück von der Straße weg nach hinten versetzt. 2004 bekam es einen kleinen modernen Anbau. Hier befinden sich das Foyer, ein Bereich mit Bildschirm und Sitzmöglichkeiten und ein Ausstellungsraum. In der Ausstellung kann man sich einen ersten Eindruck von Karl Junkers Werken und seinem besonderen Stil und Talent verschaffen. Vor dem Besuch des Hauses kann man sich außerdem einen kurzen Film über Karl Junkers Leben ansehen.

Über einen kurzen gläsernen Flur geht man hinüber in das Junkerhaus. Neben dem Flur, dem Vestibül und dem Treppenhaus gibt es im Erdgeschoss zB ein Atelier, einen Arbeitsraum und die Küche. Kaum hat man den ersten Schritt ins Haus gemacht, ahnt man, was einen auf den zwei Etagen erwartet. Versprochen, es wird noch übertroffen.

Mir drängte sich bereits im Erdgeschoss schnell der Eindruck auf, dass bei Karl Junker Genie und Wahnsinn doch recht nahe beieinanderlagen. Alle Decken und Wände sind mit Holz vertäfelt, es gibt Malereien und die Einrichtung ist mit einer solchen Detailliebe gestaltet und verziert. Mit sagenhaftem Talent und unglaublichem Aufwand.
Man kann in jeden Raum auf einem Steg mit Absperrung ein Stück weit hineingehen. Das hatte ich mir nach dem gesehenen Artikeln und Videos anders vorgestellt. Ich verstehe aber den Sinn dahinter und kann es nachvollziehen. Alles hier ist alt und kostbar und vor allem auch zerbrechlich. Schade fand ich es trotzdem. Einzelne Ausstellungsstücke hätte ich mir gerne näher angeschaut.

Die Treppe führt in die Diele im ersten Stock. Von hier zweigen fünf Räume ab. Es gibt einen Salon, das Wohnzimmer, ein Kinderzimmer, ein Elternschlafzimmer und sogar ein Fremdenzimmer. Eine fast komplette Wohnung für eine ganze Familie samt Besucher. Das ist interessant, wenn man bedenkt, dass Karl Junker nie verheiratet war und diese Wohnung nicht bewohnt hat. Er wohnte im zweiten Geschoss, welches man jedoch nicht besuchen kann.
Gäste hat er auch nur höchst selten empfangen.
Die Diele ist nicht allzu geräumig. Anfangs waren wir nur zu dritt, das war ganz angenehm. Später waren wir etwa 10 Personen und da wurde es schon voll und spürbar eng. Die Führungen sind daher auch auf maximal 15 Personen begrenzt. Bei meinem Besuch war eine Museumsmitarbeiterin stets in der Nähe. Man achtet zu Coronazeiten also darauf, dass es nicht zu voll wird. Das fand ich gut.

Es ist genauso spannend wie auch verrückt, was Karl Junker in diesem Haus geschaffen hat. Er galt als Eigenbrötler und irgendwie kann man sich das sehr gut vorstellen. Er muss fast seine komplette Zeit in dieses Haus gesteckt haben. Man kann sich die Möbel, Decken, Böden und selbst die Treppen und Wände noch so oft anschauen, beim nächsten Blick findet man garantiert ein neues Detail. Eine kurze Erläuterung zu dem, was man im jeweiligen Raum sieht, gibt es auf Informationstafeln an den Absperrungen.

Ein kleiner Tipp noch, wenn ihr das Junkerhaus besuchen möchtet: zieht euch warm an! Es ist kühl im Haus, speziell jetzt im Winter!
Man kann das Haus übrigens auch auf einer Führung erkunden. Es gibt sogar Taschenlampenführungen. Ich spiele mit dem Gedanken, das Museum noch einmal für eine Führung zu besuchen. Um vielleicht etwas mehr Ruhe zum Schauen zu haben. Die Taschenlampenführungen finden in den Wintermonaten statt. Termine werden zB auf der Website und in den Sozialen Medien bekanntgegeben. Sonderführungen sind auf Anfrage mit Voranmeldung möglich.

Im Haus riecht es sogar eigentümlich. Nach altem Haus natürlich, nach Holz und nach Farbe. Obwohl alles hier bereits so alt ist, die Gerüche sind noch immer nicht komplett verflogen und werden es wohl auch nicht mehr. Trotz der doch recht großen Fenster hängt eine gewisse Düsternis in den Räumen, was tatsächlich auch einen Hauch Grusel an sich hat. Wäre es kein Museum, das Junkerhaus wäre ein Traum für jeden Lost Place Fan.

So sehr es einem in den Fingern juckt: Anfassen verboten! Auch Taschen, Rucksäcke und Schirme müssen in Schließfächern eingeschlossen werden, damit man nicht an einer Verzierung hängenbleibt und etwas kaputt macht. Nachvollziehbar. Es scheint aber eine Zeit gegeben zu haben, in der das nicht so war. Man findet sogar noch die “Autogramme” einiger Besucher an ein paar Stellen. Irgendwann früher muss die Ausstellung offener gehalten gewesen sein und wie das immer ist in solchen Fällen: manche Menschen wissen das nicht zu respektieren.

Mein Besuch hat insgesamt etwa eineinhalb Stunden gedauert. Wäre es nicht ab der Hälfte der Zeit recht voll geworden, hätte ich mich vielleicht etwas länger umgeschaut. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mir einen Raum angeschaut habe, während hinter mir schon jemand anderer wartete.
Bei einem Besuch in Lemgo ist das Junkerhaus jedenfalls ein feiner Tipp. Auch wenn man wie ich nicht der größte Museumsfan ist. Wenn ein Museum so speziell ist, dann kriegt es mich doch ganz fix. Erst recht mit diesem kleinen Funken Grusel, der hier glimmt. So eine Taschenlampenführung müsste das nochmal unterstreichen, oder…?

Informationen (Stand 01 / 2022)

  • Junkerhaus Lemgo
  • Wo? – Hamelner Straße 36, 32657 Lemgo
  • Öffnungszeiten – 01.04. – 31.10. jeweils 10 – 17 Uhr (Di-So), 01.11. – 31.03. jeweils 11 – 15 Uhr (Fr-So)
  • Eintritt – € 3,00 (Kinder bis 6 Jahren frei)
  • Parken – Parkplatz neben dem Imbiss Hexen Pizza (2 min Fußweg zum Museum)


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