Harzer Hexenstieg Etappe 2 – Von Buntenbock nach Torfhaus

Der Harzer Hexenstieg ist ein Fernwanderweg mit einer Länge von knapp 100 km. Er beginnt in Osterode in Niedersachsen und endet in Thale in Sachsen-Anhalt. Dabei führt er über den Brocken und durch den Nationalpark Harz.

Der Harzer Hexenstieg war meine erste längere Wanderung und ich bin ihn in insgesamt fünf Etappen gegangen mit jeweils zwischen 14 km und 25 km am Tag. Gebucht habe ich die Wanderung über wandern-im-harz.de. Geschlafen habe ich in kleinen Hotels / Pensionen. Da ich mich nicht abschleppen wollte, wurde mein Koffer von Unterkunft zu Unterkunft transportiert während ich unterwegs war. So konnte ich die Wanderung mit leichtem Tagesgepäck genießen. Die Tour ist als Paket mit allem Drum und Dran so buchbar.

Diesem Artikel möchte ich vorausschicken, dass ich die Wanderung 2019 unternommen habe. Alle Fakten (Hotels, Route, Sehenswürdigkeiten, Geocaches etc), die ich hier erwähne, habe ich nochmal recherchiert und im Zweifelsfall angepasst. Trotzdem, wenn ihr die Tour angehen wollt, bitte in jedem Fall nochmal selbst informieren!

Etappe 2 auf dem Harzer Hexenstieg startete morgens gegen 8:30 Uhr und überraschenderweise nicht mehr alleine. Gemeinsam mit mir brach ein anderer Wanderer auf und irgendwie hat es sich ergeben, dass wir die Etappe gemeinsam gegangen sind. Zunächst zurück zum Hexenstieg und dann mitten hinein ins Oberharzer Wasserregal.

Das Oberharzer Wasserregal besteht aus 107 Stauteichen, mehr als 300 km Gräben und über 30 km Wasserläufen. Seit 2010 ist es UNESCO Weltkulturerbe. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert gab es noch erheblich mehr Teiche und die Gräben waren um deutlich mehr Kilometer länger. Das Wasser kam im Bergbau zum Einsatz, trieb beispielsweise Pumpen an und trug zum Erfolg der Gegend im Bergbau bei.

Das Wetter an diesem zweiten Wandertag ließ anfangs noch zu wünschen übrig. Es war bewölkt und ein Regenschauer haben wir auch abbekommen. Zum Glück am Bärenbrucher Teich (Stempelstelle 137), wo man sich in einer kleinen Schutzhütte unterstellen konnte. Danach wurde es trockener und der Hexenstieg zeigte sich einmal mehr von seiner schönsten Seite. Schmale, weiche Wege, Blumen am Wegesrand und ganz viel Wald.

Auch Wasser blieb weiterhin ein großes Thema dieses Abschnitts. Immer wieder größere und kleinere Teiche, ein Bach am Weg und schließlich die Huttaler Widerwaage (Stempelstelle 128). Sie wurde zwischen 1763 und 1776 gebaut und diente dazu, Wasser aus dem Huttal zum Hirschler Teich zu befördern. Umgekehrt funktionierte das auch: bei Hochwasser konnte über die Widerwaage Wasser aus dem Teich ins Tal befördert werden.

Der Weg war inzwischen breiter geworden und geschottert. So schlängelte er sich durch den Wald und hinter jeder Kurve lag eine neue Aussicht. Große Steigungen gab es an diesem Tag lange Zeit nicht (Spoiler: zu früh gefreut!) und es war einfach angenehm zu wandern. Zu zweit gab es auch immer etwas zum Reden und ich war wirklich noch guter Dinge, obwohl die Etappe stattliche 23 km lang war. Wenn der Weg weiter so bleiben würde, gar kein Problem!

Vorbei an lustiger “Kunst” ging es weiter in Richtung Sperberhaier Damm. Angelegt wurde der Damm im 18. Jahrhundert und diente dazu, Wasser auf die Clausthaler Hochebene zu leiten, wo es die Wasserräder der Bergwerke antrieb. Der Hexenstieg führt auf dem Damm entlang und auch wenn die Bundesstraße nur ein paar Meter tiefer direkt daneben verläuft, gehört er zu meinen liebsten Abschnitten auf der Wanderung. Vermutlich auch, weil genau als wir auf dem Damm liefen, endlich die Sonne herauskam. Hallo, erster Sonnenbrand der Wanderung!

Nach dem Damm kehrte der Weg in den Wald zurück und damit weg von der Straße und ihrem Funken von Zivilisation. Geraume Zeit ging es an einem Graben entlang. Das nächste Zwischenziel sollte die Eisenquelle sein. Besonders viel Spass haben die Abschnitte mit den Stegen gemacht. Das war direkt ein kleines Abenteuer und schon wieder etwas ganz Neues. Ich habe bereits im Artikel zu Etappe 1 geschrieben, dass ich den Hexenstieg speziell dafür liebe. Es gibt immer etwas zu sehen und erleben.

An der Eisenquelle

Bald nach der Eisenquelle bekommt der Hexenstieg prominente Gesellschaft, denn dort kreuzt der Europäische Fernwanderweg E6. Er führt von Kilpisjärvi in Finland bis in die Dardanellen in der Türkei. 6300 km. Dagegen sind die schlappen 100 km Hexenstieg ein Witz! Doch auch die wollten erstmal geschafft werden. Also ging es munter weiter bis zur nächsten Attraktion. Auf der ersten Etappe konnte man sich einen Eindruck davon verschaffen, wie schwer die Kiepenfrauen getragen haben. An dieser Installation kann man sich mit Fässern als Wasserknecht versuchen. Auffüllen und los! Ich habe es ausprobiert und versprochen, ich hätte als Wasserknecht keinen Pfifferling verdient…

Ein Stück hinter dieser Station kann man nach Altenau absteigen, falls man dort seine Übernachtungsstation hat, für uns ging es allerdings immer noch weiter auf dem Weg. Vorbei an zwei weiteren Stempelstellen (149 und 133), worüber sich der Wanderpass natürlich gefreut hat, und immer in Richtung Torfhaus. Immer noch auf meist flachen Wegen. Mir fehlte zu diesem Zeitpunkt noch jede Vorstellung davon, dass Torfhaus auf 780 m Höhe liegen sollte. Bergauf war bisher kaum zu spüren gewesen.

Das dicke bzw steile Ende kam dann aber plötzlich doch, sehr plötzlich sogar. In den Unterlagen steht, dass dieser Wegabschnitt 2019 neugestaltet wurde. Also in dem Jahr als ich den Hexenstieg gewandert bin. Ob das heute abgeschlossen ist, kann ich nicht sagen. Wer es weiß, gerne in die Kommentare damit! Jedenfalls kam ein Sperrschild und dann ging es auf der Umleitung langsam, aber stetig aufwärts.

Auf der ersten Hälfte der Umleitung bin ich 1000 Tode gestorben. So ein schmaler Weg auf dem zwei Personen kaum aneinander vorbeikamen. Null Sicherung zur Seite, dort ging es einfach nur steil bergab. Ringsum eine Landschaft, die zum Teil recht trostlos aussah mit umgestürzten Bäumen. Ob das nur an der Neugestaltung lag oder ob Familie Borkenkäfer auch ihren Teil dazu beigetragen hat, ich weiß es nicht. Ich kann es mir aber gut vorstellen.

Nach dem Balanceakt wurde der Weg wieder breiter und bis Torfhaus sollten es nur noch 2 bis 3 km sein. Die gingen dann aber so steil aufwärts, dass ich dachte, ich komme niemals in Torfhaus an. Meine Begleitung hat ehrlich Nerven bewiesen bei meinen ständigen Pausen. Das müssen die 2,irgendwas km gewesen sein, wegen denen Höhenmeter bei mir bis heute Höllenmeter heißen.

Hoch da!

Irgendwie haben wir es aber doch bis hoch nach Torfhaus geschafft. Danach hatte ich für den Tag gepflegt die Nase voll! Dank der Umleitung und weiß der Himmel warum noch, hatten wir es insgesamt statt auf 23 km auf um die 28 km gebracht. Oben landet man ziemlich genau auf der Straße durch Torfhaus. Von dort oben kann man sogar schon den Brocken sehen, wohin die Etappe am nächsten Tag führen sollte.

Brockenblick

Mein Mitwanderer übernachtete in Torfhaus, für mich stand eine kurze Busfahrt nach Bad Harzburg an, wo meine Unterkunft lag. Ich habe es dort gerade noch ins Hotel und zum Italiener an der Straße geschafft, keinen Schritt weiter. Ich konnte mir absolut nicht vorstellen, dass es hinauf auf den Brocken anstrengender werden würde als es diese zweite Etappe war.

Mein Hotel in Bad Harzburg war das “Vitalhotel am Stadtpark”, wo ich sehr freundlich begrüßt wurde und ein gemütliches kleines Zimmer hatte. Das Frühstück am nächsten Morgen war auch lecker und das Lunchpaket ebenfalls. Da ich abends nach dem Essen sofort schlafen gegangen bin, kann ich zum Hotel weiter leider nichts sagen. Ich war zu erledigt.

Informationen (Stand 09 / 2019, aktualisiert 2022

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