Eine meiner Neuentdeckungen an Wandergebieten 2022 ist zweifellos das Ruhrgebiet.
Alles begann damit, dass ich die Haldenhopping-Tour aus der WDR-Sendung “Auf die Halden” nachwandern wollte.
Im August und Oktober habe ich Teil 1 und Teil 2 davon in Angriff genommen und danach zog es mich auch zwischendurch immer mal wieder in den überraschend grünen Pott. Haldenhopping Nr.3 ließ ebenfalls nicht mehr lange auf sich warten.
Nun stand also Haldenhopping Nr. 4 an. Allmählich wird es schwieriger, noch mehrere Halden für eine Tour zu kombinieren ohne dass die Strecken dabei zu lang werde.
Da kam mir die kleine Halden-Familie im Lippepark Hamm ganz gelegen. Dort gibt es insgesamt fünf Halden. Drei, vielleicht vier sollten es an diesem Tag werden.
Das macht am Ende eine Strecke (kein Rundkurs) von ca. 15,7 km aus.
Gestartet bin ich direkt am Bahnhof Hamm. Von Herford fährt die Bahn praktischerweise ohne Umstiege durch.
Dieses Haldenhopping ist etwas speziell und wird vermutlich nicht jedermanns Fall sein. Das erste Drittel der Strecke als schön zu bezeichnen, wäre leicht übertrieben. Es geht zunächst an der Straße entlang und dann durch eine Unterführung. Anschließend läuft man geraume Zeit am Datteln-Hamm-Kanal entlang. Den Kanal hat man links, hinter einem kleinen Wall und Büschen und Bäumen fließt die Lippe. Man sollte für diesen Abschnitt ein kleines Faible für Industrie und Schiffe haben, ansonsten wird man sich damit eventuell etwas schwertun. Mir hat es gefallen, ich mag sowas.
Außerdem teilt man sich die Strecke mit Fahrradfahrern. Bei schönem Wetter kann das voll und stressig werden. An meinem bedeckten Herbsttag hielt es sich zum Glück in Grenzen. Allen, die mit solchen Gegenden wenig oder gar nichts anfangen können, sei gesagt: hat man diesen Abschnitt am Kanal gemeistert, zweigt die Route ab in Richtung Radbodsee und schon wird es deutlich grüner und schöner. Der See ist hübsch gelegen und scheinbar bei Fotografen sehr beliebt. An diesem Tag waren einige vor Ort. Man hat allerdings nicht von überall her einen guten Blick auf den See. Also Augen auf!
Ein kurzes Stück wandert man am Ufer des Sees entlang und befindet sich danach im Anlauf auf die erste Halde, die Halde Radbod. Zunächst läuft man allerdings durch ein echtes Industriegebiet, da muss man nochmal die Zähne zusammenbeißen. Bald aber kommen bereits die drei Fördergerüste der Zeche in Sicht, was zumindest mich direkt ablenken konnte. Sehr cool, nur leider hinter Zäunen. Dafür machen sie aber etwas her und ich mag mir nicht vorstellen, wie sie aussehen würden, wären sie jederzeit zugänglich. Gemeinsam mit den Hallen hier sind sie heute ein Denkmal.
An den Fördertürmen vorbei führt dieses Haldenhopping bald auf eine ruhige Straße und immer Kurs Halde Radbod. Am Fuße der Halde ist man unverkennbar endlich so richtig im Grünen angekommen. Der Aufstieg auf die Halde erfordert etwas Kondition, insgesamt ist es aber kein Vergleich zu den Wegen hinauf auf die „großen“ Halden aus den anderen Haldenhoppings. Die orangefarbenen Kringel auf den Halden dieser Tour sind begehbar, leider aber meistens vom Malerunternehmen Pannemann verschandelt. Trotzdem, einmal rauf und Ausblick genießen muss sein.
Für eine Pause war es mir an dieser Stelle noch zu früh. Außerdem hatte ich mir meinen Pausenplatz bereits bei der Planung des Haldenhoppings ausgesucht. Er ist von der Halde Radbod gar nicht weit entfernt und nach einem kruzen Marsch entlang der Lippe bereits erreicht. Zuvor sollte man einen Abstecher zum Aussichtspunkt am Alten Lippearm unternehmen. Dort hat man von einer hölzernen Plattform einen tollen Blick auf das Naturschutzgebiet. Kurz vor der Brücke über die Lippe gibt es einen kleinen Picknickplatz mit Tischen und Bänken, der sich für eine gemütliche Rast anbietet.
Ich mag ja Brücken unglaublich gerne. Vielleicht gibt es ja noch mehr von meiner Sorte. Die bekommen auf dem nächsten Stück der Route nämlich so einiges geboten, was das Herz des Brückenfans höher schlagen lässt. Allzu viel möchte ich hier nicht verraten, schaut es euch einfach selber an. Es lohnt sich! Wer dazu noch gerne mit Linien auf Fotos spielt, für den ist das Stück Weg ebenfalls ein kleiner Jackpot. Das Bild unten gewährt einen kleinen Vorgucker auf das interessante Brückenensemble,
Die zweite Halde dieses Hoppings ist die Halde Franz. Auch dort gibt es solch einen orangefarbenen Aussichtskringel, es wird aber noch einiges mehr geboten. Alles stimmig ebenfalls ganz in Orange gehalten. So findet man einen kleinen „Skywalk“, von dem aus man ebenfalls die Aussicht genießen kann, sowie große Himmelsschaukeln. Eine davon war selbstverständlich sofort meine. Schon ein sehr cooles Gefühl, dort oben zu schaukeln mit Blick sowohl ins Grüne, als auch auf das Krafwerk Werne, während vom Bolzplatz am Fuße der Halde die Geräuschkulisse eines Fußballspiels zu hören ist. Irgendwie gleichzeitig weit weg, aber doch mittendrin.
Von der Halde herunter wandert man ein kurzes Stück an einer ruhigen Straße entlang, ehe man auf den Parkfriedhof Herringen abbiegt. Bitte verhaltet euch dem Ort angemessen! Anschließend steuert man bereits das Finale dieses Haldenhoppings an: die Kissinger Höhe. Irgendwo vorher wäre die Gelegenheit gewesen, auch die Halde Humbert „mitzunehmen“, allerdings hatte ich keine Möglichkeit auf der Karte dorthin gefunden, für die ich nicht dick Umweg hätte laufen müssen. Somit werde ich wohl nochmal herkommen müssen. Aus Gründen aber nicht so bald. Weiß jemand, ob die Halde Sundern inzwischen begehbar ist? Dann gerne in die Kommentare damit! Im Netz habe ich verschiedene Angaben gefunden. Wenn ja, könnte man die beiden vielleicht kombinieren.
Zum Haldenzeichen auf der Kissinger Höhe gelangt man entweder über den Bergbaulehrpfad mit seinen interessanten Relikten aus Zeiten des Bergbaus, oder querhaldeein ein, wie ich es gemacht habe. Der Bergbaulehrpfad ist aber bestimmt sehenswert und wenn ich nochmal herkomme, werde ich ihn nehmen. Auf dieser Tour habe ich nur Teile davon gesehen, die aber für sich auch schon spannend waren. Außer diesem Themenweg gibt es an und um die Kissinger Höhe kilometerweit Wander- und Spazierwege. Es ist übrigens die einzige Halde dieser Tour, deren Kringel (noch) nicht komplett von Sprayern verunstaltet wurde.
Von allen drei Halden dieser Wanderung kann man sich an der Kissinger Höhe wohl am längsten beschäftigen. Kurz hinter dem Freidhof gelangt man auf einen Barfuß-Pfad, der sich bis zur Halde und darum herum zieht. Sicher auch eine coole Möglichkeit, die Kissinger Höhe zu erkunden. Im Oktober habe ich lieber davon abgesehen. Mir hat es der Blick zur Zeche Heinrich-Robert so richtig angetan. Wie gerne würde ich mich dort einmal umschauen. Aber wie gesagt, irgendwann komme ich sowieso nochmal her und dann sehen wir weiter.
Bis zur Bushaltestelle CreativRevier Heinrich-Robert , muss man nur noch von der Halde herunter zur Straße laufen. Von dort fährt der Bus zurück zum Hauptbahnhof Hamm-
Drei Halden liegen auf der Strecke dieses vierten Haldenhoppings. Alle sind eher von der kleineren Sorte und damit ist die Tour sicher gut als Einstieg ins Hopping geeignet. Außer den Halden gibt es an der Strecke noch einiges mehr zu entdecken. Industrie am Anfang, ja, aber auch einen See, ein traumhaft schönes Naturschutzgebiet an der Lippe, ein Eldorado für Brückenfans und und und. Wenn man für das erste Drittel der Tour etwas Toleranz mitbringt, ist es eine wirklich sehenswerte Wanderung.
Informationen (Stand 10 / 2022)
Name: Haldenhopping No.4 – Kissinger Höhe, Kringel & Konsorten (GPX)
Startpunkt: Hauptbahnhof Hamm
Zielpunkt: Bushaltestelle CreativRevier Heinrich-Robert
Länge: ca. 15,7 km
größtenteils Asphalt, Spazier- und Wanderwege, Anstiege moderat
Lippepark Hamm