Wenn man vor einem Urlaub googelt, was man am Urlaubsort bei schlechtem Wetter machen kann, werden gerne Museen empfohlen. Hier möchte ich euch ein Museum ans Herz legen, das auf jeden Fall auch bei gutem Wetter einen Besuch wert ist: das Schifffahrtsmuseum Rostock
Bei meinem Rostockbesuch hatte ich kein Auto dabei, also bin ich mit dem Bus zum Museum gefahren. Mein Hotel war im Stadtteil Lütten-Klein. Von dort gibt es eine direkte Busverbindung zum Museum. Ab dem S-Bahnhof Lütten-Klein fährt zB die Linie 31 (Richtung Lichtenhagen) zur Haltestelle Blockmacherring / IGA-Eingang Nord Hallenhaus.
Von der Haltestelle sind es bis zum Schifffahrtsmuseum knapp 10 min Fußweg durch den IGA-Park.
Das Museum befindet sich an Bord des Frachtschiffes Dresden und ist alleine von der Location her etwas ganz Besonderes. Eintritt € 4,00 für Erwachsene, € 2,50 für Kinder von 7 – 14 Jahren. Ein unfassbar günstiger Preis für das, was dieses Museum bietet.
Die Ausstellung des Museums bschäftigt sich vor allem mit der Geschichte der Seefahrt, speziell an der Ostseeküste, sowie dem Alltag auf einem Frachtschiff. Ich gebe zu, geschichtlich bin ich oft nicht so interessiert. Das muss man mir schon besonders geschickt nahebringen, damit ich mich dafür begeistern kann. Diesem Museum ist das bereits kurz nach der Kasse gelungen.
Neben informativen Tafeln rund um die Geschichte der Seefahrt, gibt es zahlreiche gut erhaltene und / oder sorgfältig restaurierte Exponate. Einige sind natürlich hinter Glas, viele aber kann man sich ohne Trennwand dazwischen genau ansehen. Wie beispielsweise das Notruder der Dresden oben auf dem Bild oder auch ein Radar- und Morsegerät und vieles mehr. Dieses Offene an der Ausstellung hat mir sehr gut gefallen.
Auch die Räumlichkeiten der Ausstellung sind schlichtweg ein Traum. Das viele Holz, der stimmungsvoll knarrende Boden, die warme Beleuchtung, die niedrigen Decken und die kleinen Treppchen zwischen den verschiedenen Ebenen sind Nostalgie pur. Das passt wunderbar zur Ausstellung und nimmt einen sofort mit zurück in der Zeit.
Zwischendurch geht es aber auch mal ganz modern. So habe ich mir an einem Bildschirm einen Sextanten erklären lassen. Diese modernen Elemente sind so geschickt eingefügt, dass sie das eigentliche Bild der Ausstellung keineswegs stören. Auch das will gekonnt sein.
Ganze Räume sind hier im Museum so gestaltet wie sie früher aussahen. Auch hier ist es wieder toll, dass man in einige wirklich hineingehen kann, beispielsweise auf die Brücke. Andere wieder sind hinter einer Glaswand. Verständlich, wenn man sieht, wie viele Einzelteile sich in diesen Räumen befinden und wie sorgfältig sie arrangiert sind um ein realistisches Bild des jeweiligen Raums darzustellen.
Neben diesen verschiedenen Arbeitsräumen gibt es zahlreiche nachgestellte Sozialräume zu besichtigen. Sie vermitteln ein ausgesprochen anschauliches Bild der Lebenssituation der Besatzung eines solchen Schiffs. Die einzelnen Kajüten wirken als ziehe jeden Moment wieder jemand dort ein. Diese Räume sind nicht zugänglich, was ich aber als komplett nachvollziehbar empfunden habe. Abgesperrt sind sie oft durch Kordeln und Bänder, wodurch trotzdem ein offener Eindruck entsteht. Genau umschauen kann man sich auf diese Weise dennoch.
Das Hospital war mein heimlicher Favorit. Was habe ich mich erschreckt als ich um die Ecke kam, plötzlich jemand dort stand und noch dazu ein Tonband eine passende Szene samt Dialog einspielte. Großartig nachgestellt!
Auch draußen auf den Decks gibt es eine Menge zu sehen. Gefühlt kann man sich hier komplett frei bewegen und sich alle Bereiche genau anschauen. Nur wenige Treppen sind gesperrt und so kann man quasi nach Herzenslust stöbern.
Ich weiß, ich habe es oben schon einmal geschrieben, aber dieses Freie hat mir einfach so super gut gefallen.
Von draußen kann man auch schon einen Blick auf das Gelände ringsum werfen. Auch dort gibt es eine Menge zu entdecken. Am auffälligsten ist dabei sicher der Schwimmkran, genannt Langer Heinrich. Aber auch ein Betonschiff habe ich hier zum ersten Mal gesehen. Das Bild, das ich bislang von solch einem Schiff im Kopf hatte, war schon sehr anders.
Als ich das Museum verlassen habe, dämmerte es schon fast. Ein wenig habe ich mich aber trotzdem noch umgeschaut. Es lohnt sich ein Spaziergang nach links, wenn man vom Museumsschiff kommt. Unterwegs kommt man an einem kleinen Strand vorbei und auch an einem Spielplatz. Am Weg sind zahlreiche Schiffsteile aufgestellt. Schiffsschrauben und Anker beispielsweise. Es gibt hier auch ein Schullandheim an Bord eines Schiffs.
Den Spaziergang kann man gut in der Rostocker Kaffee- und Kakaorösterei ausklingen lassen (Orangen-Kakao, sehr lecker!) und dabei den Ausblick in Richtung Museum genießen.
Das Schifffahrtsmuseum ist eine meiner größten Empfehlungen in Rostock. Nicht nur bei schlechtem Wetter! Eine super schön gemachte Ausstellung, informativ und interessant und wunderbar nostalgisch. Ich bin restlos verliebt in die knarrenden Böden, die gewissermaßen das i-Tüpfelchen auf der ohnehin stimmungsvollen Atmosphäre sind. Außerdem hat es mich wirklich begeistert, dass die Ausstellung so offen gestaltet ist. Keine vorgeschriebenen Laufwege, man kann sich fast komplett frei bewegen. Drinnen und draußen. Genial!
Informationen (Stand 11 / 2021)
- Schifffahrtsmuseum Rostock
- Wo? – Schmarl-Dorf 40, 18106 Rostock
- Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr (April – Oktober) / Dienstag – Sonntag 10 – 16 Uhr (November – März)
- Eintritt – € 4,00 (Erwachsene), € 2,50 (Kinder von 7 – 14 Jahren)
- Anfahrt mit dem Bus – Ab S-Bahnhof Lütten-Klein Buslinie 32 Richtung Lichtenhagen, Haltestelle Blockmacherring