Nach Teil 2 des Haldenhoppings bin ich über Nacht im Ruhrgebiet geblieben. Die Wetteraussichten waren bestens und das Schiffshebewerk Henrichenburg gut mit dem Bus zu erreichen. Dort wollte ich schon länger mal hin und so habe ich die Gelegenheit genutzt.
Mein Hotel war in Recklinghausen und von dort kann man mit dem Bus 231 zum Museum fahren. Auf der Homepage wird dafür die Haltestelle Datteln / Wittener Straße empfohlen. Ich persönlich rate allerdings zu den Haltestellen Waltrop Hebewerk oder Datteln Am Alten Hebewerk. Beide werden ebenfalls von der Linie 231 angefahren.
Steigt man Waltrop Hebewerk aus, kann man sich gut zunächst das Neue Hebewerk und die Alte Schachtschleuse Waltrop anschauen und einen Spaziergang im Schleusenpark machen. Vom Park aus kann man an einem Gittertor bereits einen Blick auf das Außengelände des Museums werfen. Ein Plan und ein Wegweiser weisen den Weg dorthin. Allerdings standen wir schnell zu fünft -allesamt Ortsunkundige- vor diesen Plan und haben gerätselt, wie man zum Eingang kommt.
Bitte nicht falsch verstehen, der Schleusenpark ist wirklich schön, ein Spaziergang dort macht Spass und es gibt viel zu sehen und zu entdecken. Die Alte Schachtschleuse ist beeindruckend und macht was her und man kann eine Treppe zu den Anlegern hinuntergehen und entspannt aufs Wasser schauen. Außerdem ist das Neue Hebewerk nicht weit, wie gesagt. Auch ein Abstecher dorthin lohnt sich. Wenn man allerdings direkt zum LWL-Museum möchte, dann bietet sich die Bushaltestelle Datteln Altes Hebewerk eher an. Sie liegt genau am Eingang und kann gar nicht übersehen werden.
Auch wenn der Begriff “Museum” nach einer Unternehmung auch für Regentage klingt, so trifft das auf das Schiffshebewerk nicht zu. Das Kessel- und Maschinenhaus ist der einzige Teil in einem Gebäude. Es wurde ansprechend hergerichtet und bietet in mehreren Räumen Ausstellungen, die Einblick in die Historie des Hebewerks gewähren. Hier habe ich zB erfahren, wie wenige Schiffshebewerke es tatsächlich gibt. Zwar war dieses hier mein erstes, aber an sich war ich davon ausgegangen, dass es davon eine Menge gibt. Nun weiß ich, weltweit sind es nur etwa 100. Wirklich wenig, oder?
Auch eine Dampfmaschine ist dort ausgestellt und man kann sogar quasi durch sie hindurchgehen und sich alles genau anschauen und sogar anfassen. Gar kein Vergleich zu Opas kleiner Dampfmaschine, die man nur zu besonderen Anlässen hervorholt und in Gang bringt. Neben Infotafeln mit Erläuterungen finden sich an der Dampfmaschine auch ein paar Details, die einen grinsen lassen. Die Wäscheleine auf dem Foto oben beispielsweise.
Deutlich mehr gibt es auf dem Außengelände des Museums zu sehen. Hauptanziehungspunkt ist dort eindeutig das Hebwerk selber. Gigantisch, anders kann man es gar nicht sagen. Es gibt Führungen, an denen man teilnehmen kann. Sogar kleine Führungen, die kostenlos sind. Ich bin aber meist eher dafür, mir solche Sachen alleine und in Ruhe anzuschauen. So bin ich zunächst hinunter in den Trog gestiegen, was für kleine Wasserangsthasen wie mich fast ein wenig gruselig war. Aber spannend! Danach bin ich die Treppen hinaufgestiegen (es gibt auch einen Aufzug) und oben unabsichtlich doch in eine Führung geraten.
Allerdings war es mir bei der Führung schnell doch zu voll und laut. Oben auf der Brücke ist nicht allzu viel Platz. So ging es die Treppen wieder hinunter. Bei gutem Wetter muss man in einem solchen Museum einfach damit rechnen, dass man selten Ruhe zum Schauen hat. Das ist normal, aber mittendrin stehen muss ich halt doch nicht. Außerdem hat man hier an anderen Stellen des Geländes durchaus die Chance auf einen ruhigen Spaziergang. Nämlich entlang des Oberwassers, wo zahlreiche historische Schiffe liegen oder ausgestellt sind. Man kann gemütlich am Ufer entlangschlendern und Bänke gib es ebenfalls.
So sehr mich das Schiffshebewerk als Bauwerk beeindruckt hat und so interessant ich das Prinzip dahinter fand, dieser Rundgang war für mich das eigentliche Highlight des Besuchs. Ich bin zwar wie oben erwähnt ein kleiner Wasserangsthase, aber trotzdem liebe ich das Wasser und Schiffe und alles was dazu gehört. Unter Anderem findet man in der Ausstellung den Kettenbagger Porta. Der war sogar “hier bei uns” im Einsatz, nämlich auf der Weser! Und ja, ich weiß, die Weser ist lang und fließt nicht nur bei uns in Ostwestfalen.
Man kann auf der einen Uferseite am Oberwasser entlanglaufen, dann über eine Brücke und auf der anderen Seite wieder zurück. So ergibt sich ein kleiner Rundgang mit verschiedenen Perspektiven auf die ausgestellten Schiffe und Anlagen. Auch eine niedliche Treidellok ist mit dabei und ein alter Güterwaggon.
Auf dem Motorgüterschiff Franz-Christian befindet sich eine weitere Ausstellung zum Thema “Ein Arbeitsleben an Bord”, die natürlich im Eintrittspreis enthalten ist. Ich gestehe, bei der Wärme an dem Tag habe ich sie mir nicht angesehen. Mir schwante nichts Gutes, was die Temperaturen unter Deck anbetrifft. Allzu groß gewachsen sollte man für die Ausstellung wohl nicht sein, schätze ich.
Die Franz-Christian liegt im Gegensatz zu den meisten anderen Schiffen am Unterwasser. Genau gegenüber befindet sich der Anleger für das Fahrgastschiff Henrichenburg, mit der Museumsbesucher unterschiedlich lange Rundfahrten unternehmen können.Diese Fahrten sind zusätzlich zu zahlen, was ich verständlich finde. Die einstündige Tour kostet für einen Erwachsenen € 8,00 (Kinder €6,00), die zweistündigen Touren liegen für Erwachsene bei € 14,00 (Kinder € 11,00)
Natürlich gibt es auf dem Gelände auch einen Imbiss mit Snacks und Getränken. Ich kann die Pommes dort sehr empfehlen! Außerdem war die Bedienung am Tresen super freundlich und lustig. Einen Souvenirshop gibt es ebenfalls,
Wenn man in der Gegend ist, sich für alte Industrieanlagen interessiert und ein Faible für die Schifffahrt hat, dann kann ich einen Besuch im LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg empfehlen.Es ist allerdings schon mehr ein Museum für trockenes Wetter, zumal sich der größte Teil der Ausstellung logischerweise draußen befindet. Es gibt kleine kostenlose Führungen, aber man kann alles auch alleine erkunden. Das Hebewerk selber ist natürlich ein Hingucker und fällt sofort ins Auge. Die Aussicht von oben ist genial. Mein persönliches Highlight war aber der Spaziergang am Oberwasser, wo man viele interessante Schiffe entdecken kann. In der Saison kann man zudem Rundfahrten mit einem Fahrgastschiff unternehmen, die extra zu bezahlen sind.
Informationen (Stand 08 / 2022)
- LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg
- Wo? – Am Hebewerk 26, 45731 Waltrop
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10 – 18 Uhr
- Eintritt – € 4,00 (Erwachsene), Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre frei
- Anfahrt mit dem Bus – Haltestellen Waltrop Hebewerk oder Datteln Am alten Hebewerk