Harzer Hexenstieg Etappe 5 – Von Altenbrak nach Thale

Der Harzer Hexenstieg ist ein Fernwanderweg mit einer Länge von knapp 100 km. Er beginnt in Osterode in Niedersachsen und endet in Thale in Sachsen-Anhalt. Dabei führt er über den Brocken und durch den Nationalpark Harz.

Der Harzer Hexenstieg war meine erste längere Wanderung und ich bin ihn in insgesamt fünf Etappen gegangen mit jeweils zwischen 14 km und 25 km am Tag. Gebucht habe ich die Wanderung über wandern-im-harz.de. Geschlafen habe ich in kleinen Hotels / Pensionen. Da ich mich nicht abschleppen wollte, wurde mein Koffer von Unterkunft zu Unterkunft transportiert während ich unterwegs war. So konnte ich die Wanderung mit leichtem Tagesgepäck genießen. Die Tour ist als Paket mit allem Drum und Dran so buchbar.

Diesem Artikel möchte ich vorausschicken, dass ich die Wanderung 2019 unternommen habe. Alle Fakten (Hotels, Route, Sehenswürdigkeiten, Geocaches etc), die ich hier erwähne, habe ich nochmal recherchiert und im Zweifelsfall angepasst. Trotzdem, wenn ihr die Tour angehen wollt, bitte in jedem Fall nochmal selbst informieren!

Ein wenig unwirklich kam es mir an diesem Morgen schon vor. Bereits die letzte Etappe auf dem Harzer Hexenstieg. Nur 14 km bis nach Thale, wo der Weg endet. Dann waren tatsächlich die kompletten 100 km geschafft. Zuzüglich einiger Extrakilometer, die sich so ergeben hatten. Verrückt!
Aber ich habe mich auch unglaublich auf diese Etappe gefreut. Das Bodetal ist so unfassbar schön! Ein kleines Stück davon hatte ich bereits im vorigen Jahr erkundet und schon da war ich hin und weg gewesen. Entsprechend gut gelaunt ging es an diesem Morgen los. Auf den ersten Metern unverkennbar, in Altenbrak gibt es einige wirklich schöne Häuser, die ein Foto lohnen.

Das Bodetal wird auch Grand Canyon von Deutschland genannt und diesen Namen trägt es völlig zu Recht. Rechts und links zerklüftete Berge, mitten hindurch fließt die durchaus wilde Bode und drum herum ganz viel Grün. Allzu lange dauert es von Altenbrak aus nicht bis es ins Bodetal hinein geht. Ich war sofort wieder hingerissen. Es muss nicht jeder den kompletten Hexenstieg gehen, aber den Abschnitt durch das Bodetal lege ich jedem ehrlich ans Herz.

Mal ist man nahe am Fluss unterwegs, dann wieder verläuft der Weg oberhalb davon und immer wieder gibt es neue tolle Ausblicke zu bewundern. Der Weg ist durchgängig sehr gut zu laufen. Hier und da ist er etwas wurzelig, da sollte man etwas aufpassen, aber gefährlich ist es nie. Großartige Steigungen hat man nicht zu bewältigen und so kann man den Marsch komplett genießen.

An der Sonnenklippe angekommen gibt es den vorletzten Stempel (Nr. 69) des Hexenstiegs abzustauben. Außerdem lohnt sich hier ein kurzer Stopp um einen ersten Blick Richtung Bodekessel zu riskieren. Dort hinab ging es nun also. Auf dem Grund des Bodekessels bewacht übrigens ein schwarzer Hund eine Krone. Das behauptet zumindest die Sage von der Rosstrappe. An diesem Tag war aber keine Spur vom Hund im Wasser zu entdecken. Wie schade!

Mir gefällt es ja immer, wenn eine gewisse Lässigkeit im Umgang mit Menschen vorherrscht. Im Harz ist mir das einige Male untergekommen. Es gibt hier und da Warnschilder, manchmal ist etwas mit einem Geländer gesichert, aber insgesamt ist doch vieles “auf eigene Gefahr”. Wer also durch das Bodetal wandert und einen Stein auf den Kopf bekommt, das eigene Risiko lässt grüßen. Wer an einer bestimmten Stelle das Geländer überklettert (räusper) und in die Tiefe stürzt (zum Glück nicht 😉 )…beste Grüße an den schwarzen Hund. Für mich persönlich eine sehr sympathische Einstellung.

Als die Teufelsbrücke zum ersten Mal gebaut wurde, ging das der Sage zufolge nur mit der Unterstützung des Teufels. Daher der Name. Der Teufel tut aber nie etwas ohne Gegenleistung und so forderte er damals die Seele desjenigen, der als erster die Brücke überquerte. Das war dummerweise eine Ziege. Glück für die Menschen, Pech für den armen Teufel.

Die heutige Teufelsbrücke ist aus dem Jahr 2009 und damit ganz sicher ohne des Teufels Mitarbeit erbaut worden. Somit ist eine Überquerung gefahrlos möglich und jeder Wanderer wird samt seiner Seele auf der anderen Seite ankommen.
Kurz nach der Brücke kommt man an der Schurre vorbei. Als wir 2019 dort waren, war der steile Weg hinauf auf die Rosstrappe noch gesperrt. Inzwischen ist er wieder freigegeben und umfangreich saniert und gesichert worden. Alleine für diesen Weg muss ich nochmal ins Bodetal.

An der Gaststätte Königsruhe war für mich der Hexenstieg eigentlich bereits geschafft. Denn bis dahin war ich im Jahr davor von Thale aus schon einmal gegangen und hatte mich in die Terrasse des Lokals verguckt. Es ist wirklich schön urig gelegen und ein paar Leckereien gibt es dort auch. Mein Wanderkollege und ich haben dort schon mal verfrüht mit einem Schöfferhofer Grapefruit angestoßen ehe es auf die letzten Kilometer bis Thale ging. Am Lokal wartet der letzte Stempel auf dem Hexenstieg, die Nr. 178.

Für mich war mit diesem Stempel klar, dass ich mir in Thale die Harzer Wandernadel in Gold abholen können würde. Den Pin zum Hexenstieg sollte es vom Veranstalter der Wanderung geben. Eine schöne Ausbeute dieser Tour. Trotz eines verpassten Stempels auf Etappe 3.

In Thale angekommen wurde es schlagartig trubelig. Von jetzt auf gleich steht man mitten drin im Tourirummel. Gaststätten, eine Allwetterrodelbahn, ein Klettergarten, Karussells, Trampoline und und und. Gar nicht mein Fall und ich war froh als wir daran vorbei waren. In diesem Bereich befindet sich außerdem die Seilbahn hinauf zum Hexentanzplatz. Die wiederum kann ich sehr empfehlen!

Ebenfalls eine Empfehlung -noch viel mehr als die Seilbahn zum Hexentanzplatz- ist der Sessellift hinauf zur Rosstrappe. Die Talstation der Bahn befindet sich hinter dem trubeligen Teil des Weges. Thale ist ein großartiger Ausgangspunkt um verschiedene Abenteuer im Harz zu erleben.

Und dann waren wir am Ziel. Auf den letzten Kilometern ging es irgendwie ganz schnell. Natürlich kann man den Hexenstieg auch von Thale nach Osterode gehen, ich würde aber nicht dazu raten. Das Bodetal ist das perfekte Highlight am Ende der Tour.

Zugegeben, es war schon ein seltsames Gefühl dort am Ziel. So lange hatte ich mich auf die Tour gefreut, so oft gezweifelt, ob ich das wirklich schaffen würde. Und doch hat es nur zwei Tage gedauert bis der Rücken sich an den Rucksack gewöhnt hatte und die Füße hatten an Tag 3 eingesehen, dass ich ihnen keinen Pausentag gönnen würde. Man gewöhnt sich wirklich recht schnell daran, jeden Morgen zeitig aufzustehen, zu frühstücken und dann den Tag über zu laufen. Landschaftlich ist der Hexenstieg einfach ein Traum. Das hat bei mir sehr dazu beigetragen, dass ich die Tour als nicht so anstrengend empfunden habe, wie befürchtet.

Bis bald, kleine Hexe!

Mein Wanderkollege ist direkt nach der Ankunft in Thale wieder mit dem Zug nach Hause gefahren. Für mich ging es in die letzte Unterkunft auf der Wanderung, die Villa Alice. Dieses kleine Hotel ist meine zweite dicke Empfehlung an Unterkünften entlang des Hexenstiegs. Unfassbar liebe Gastgeber, ein super gemütliches Zimmer, so leckeres Essen am Abend und ein traumhaftes Frühstück am nächsten Morgen. Und die einzige Unterkunft, in der mein Koffer schon im Zimmer stand. In einer anderen Unterkunft hatte ich ihn nach über 20 km Wanderung noch über eine schmale Treppe in den 4. Stock schleppen müssen. Also: Thale? – Villa Alice!

Informationen (Stand 09 / 2019, aktualisiert 2022)

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