Ruinen und Flieger im Wiehen bei Preußisch Oldendorf

Auf meinem komoot-Konto trägt diese Runde den Beinamen “Mensch ärgere dich nicht – Tour”.
Bei der Planung klang zunächst alles nach einer schönen Wanderung.
So startet die ca. 18 km lange Tour in der Nähe der Burgruine Limberg und führt im weiteren Verlauf zum Wiehenturm. Es hat sich irgendwie ergeben, dass ich solche Aussichtstürme “sammele”. Ich mag sie einfach sehr gerne und entsprechend führen viele meiner Wanderungen an solchen Türmen entlang.
Die Probleme mit dieser Runde begannen erst nach den genannten Attraktionen.
Aber der Reihe nach.

Parken kann man recht gut an der Straße zur Ruine Burg Limberg. Dort gibt es am Straßenrand einen kleinen Parkplatz. Die Parkplätze am Restaurant Forsthaus Limberg sind den Gästen vorbehalten.

Zur Ruine gelangt man, wenn man rechts am Forsthaus entlanggeht. Sie ist ist nicht zu übersehen. Auf den Infotafeln kann man sich zB über die Geschichte der Burg informieren. Hinein in den Turm kommt man nicht so einfach. Am Turm steht auf einem Schild, dass man den Schlüssel in Bad Holzhausen im Haus des Gastes bekommen kann, an anderer Stelle habe ich gelesen, er kann im Forsthaus ausgeliehen werden. Was davon stimmt, kann ich nicht mit Gewissheit sagen.
Natürlich ist es einerseits schade, dass man nicht einfach in den Turm kommt, andererseits gibt es im Turm ein Trauzimmer, wo geheiratet werden kann. Da verstehe ich durchaus, dass der Turm nicht ständig offensteht.

Der Turm und einige Mauerreste sind das einzige, was von der einstigen Burg Limberg geblieben ist. Der Turm ist etwa 12 m hoch und die Mauern sind bis zu 3 m dick. Einen kleinen Rastplatz mit Tisch und Bänken gibt es auch, doch zu Beginn einer Wanderung ist es dafür noch zu früh. Also führt die Route zurück zur Straße, gegebenenfalls läuft man am geparkten Auto vorbei und biegt bald von der Straße in den Wald ab.

Naurbelassene Wege findet man bis zu den Fliegerquellen kaum auf der Strecke. Man ist meistens auf einer echten Wnderautobahn unterwegs. Ein schöner, breiter Wanderweg, für meinen Geschmack schon fast zu gepflegt. Allerdings hält ein solcher Weg den Matschfaktor niedrig, was nicht zu verachten ist. Bald passiert man die erste Schutzhütte Hinter der Egg und wenn es auf dieser Wanderung eines gibt, dann sind es auffällig viele Schutzhütten. Insgesamt vier Stück habe ich entdeckt. So viele wie auf noch keiner anderen Tour in der Region.

Entlang des Weges gibt es hier und dort eine nette Aussicht zu bewundern und auch eine Wellenliege wartet auf den Wanderer. Obwohl es dort immer noch früh für eine Pause ist, komme ich an solchen Liegen selten vorbei ohne sie wenigstens kurz auszuprobieren. Die werten Kollegen Geocacher dürfen sich dieses erste Stück der Wanderung bereits über zwei Dosen freuen. GC94690 und GC94695 können unterwegs gesucht und hoffentlich gefunden werden.
Danach geht es bis zum Wiehenturm ganz unaufgeregt weiter den Weg entlang. Verlaufen ist nahezu unmöglich.

Am Wiehenturm wirkt alles noch sehr neu. An der Schutzhütte wurde sichtlich noch gearbeitet als ich dort war. Errichtet wurde der Turm im Jahre 1979, seither wurde er allerdings mehrmals umgebaut bzw saniert. Dass er nun so richtig neu aussieht, liegt daran, dass er von August 2019 bis September 2021 gesperrt war um erneut saniert zu werden. Nun hat er eine stattliche Höhe von 25 m und bis zur Aussichtsplatform sind es sportliche 125 Stufen. Von oben hat man eine wunderbare Aussicht über den Wald und hinein ins Land. Als Geocacher kann man nahe des Turms GC94699 einsammeln.

Hat man wieder festen Boden unter den Füßen führt die Route weiter zum Rast- und Parkplatz Schwarzer Brink. Wer die Runde dort starten möchte, hat deutlich mehr Abstellmöglichkeiten für das Auto. Der Rastplatz ist dazu noch sehr groß, verfügt über mehrere Sitzmöglichkeiten und sogar eine Grillstelle. Dass er komfortabel und gut erreichtbar gelegen ist, wird ihm offensichtlich auch gerne zum Verhängnis. Speziell in der Hütte sah es in Sachen zurückgelassenem Müll wüst aus. Sehr, sehr schade, wie manche Leute mit solchen Orten umgehen.

Folgendes Gedicht habe ich an der Wand der Schutzhütte entdeckt und es gefällt mir sehr gut!
Verfasst wurde es von Förster Helmut Dagenbach, der von von 1956 bis 1992 an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg arbeitete.

Doktor Wald

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
mich unverstanden fühle oder alt,
und mich die schönen Musen nicht liebkosen, 
dann konsultiere ich Doktor Wald.
Er ist mein Augenarzt und mein Psychiater,
mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über den Kater,
ob er aus Kummer oder Cognac ist.
Er hält nicht viel von Pülverchen und Pillen, 
doch umso mehr von Luft und Sonnenschein.
Kaum umhüllt mich die sterile Stille,
rauscht er mir zu: "Nun atmen Sie mal ein."
Ist seine Praxis auch sehr überlaufen,
in seiner Obhut läuft man sich gesund.
Und Kreislaufschwache, die noch heute schnaufen,
sind morgen ohne klinischen Befund.
Er bringt uns immer wieder auf die Beine,
und unsere Seelen stets ins Gleichgewicht.
Verhindert Fettansatz und Gallenstein,
bloß Hausbesuche macht er nicht.

Die nächste Etappe auf der Route sind die Fliegerquellen. Am Parkplatz findet man einen coolen Wegweiser, der einen auf den richtigen Weg führt. Der ist weiterhin ordentlich breit und ein Wanderweg wie aus dem Bilderbuch. Zwei Caches können einem unterwegs die Zeit vertreiben, nämlich GC7DMYE und GC984GM.

Die Fliegerquellen sind ein Quellgebiet und soweit mir erzählt wurde, war die Gegend hier einmal sehr schön. Davon ist derzeit leider kaum noch etwas zu erkennen. Eine Quelle habe ich entdeckt, die urige Brücke hat auch ihren Reiz und auch hier gibt es eine Schutzhütte. Allerdings wütet vor Ort der Kahlschlag und nimmt ihm so fast gänzlich die Attraktivität. Abgesehen davon sorgte der Kahlschlag für den ersten Umweg auf meiner Wanderung, denn meinen Weg gab es nicht mehr.
Diesen ersten Umweg habe ich noch recht gelassen in Kauf genommen. Noch!

Vielleicht klingelt bei einigen Wanderern etwas beim Namen Schwarzer Brink, denn es gibt einen TerraTrack mit diesem Namen. Die Runde touchiert diesen TerraTrack an mehreren Stellen. Am besten hat es mir auf dem Weg zwischen den Tannen gefallen, wo der Name Schwarzer Brink bestens passt, wenn man in die Zweige hineinschaut. Erstaunlich, wie dunkel es zwischen Nadelbäumen ist. Das hat schon fast etwas Schauriges an sich. So war ich mit der Runde schon wieder versöhnt und hatte den Umweg so gut wie vergessen.

Nur wenig später erreicht man die Hartmanns-Hütte, somit also die dritte Schutzhütte. Hier gibt es einen wirklich großen Rast- und Picknickplatz und auch hier wirkt alles sehr neu. Ich habe leider nichts dazu gefunden, aber da mein Weg quer über den Rastplatz und geradewegs ins Gestrüpp dahinter geführt hätte, gehe ich davon aus, dass an diesem Ort gründlich umgebaut wurde. Einen Cache gibt es hier ebenfalls zu holen, GC9B4GR.
Gleich hinter der Hütte zweigt ein offensichtlich eher neuerer Weg nach rechts ab. Für den habe ich mich entschieden, weil er grob in die richtige Richtung führte. Damit begann das Unheil.

Man befindet sich bald auf einer Variante des TerraTracks und die ist derzeit ein einziger Hürdenlauf. Abgesägte und umgestürzte und entwurzelte Bäume liegen quer über dem Weg, teils über Bauchhöhe. Entweder man klettert darüber oder kriecht darunter hindurch. Rundum laufen geht nicht, weil man am Hang unterwegs ist und nicht sieht, ob und wie weit man den Hang herunterstürzen könnte. Dieser Abschnitt der Tour hat es absolut in sich und ich bin vor Schreck fast einen Meter aus dem Stand gesprungen als plötzlich ein Reh aus dem Unterholz geprescht kam.

Versteht mich nicht falsch! Ich weiß, dass es dem Wald zu großen Teilen schlecht geht. Bedingt durch Kollege Borkenkäfer, Trockenheit, Sturmschäden etc. Gar keine Frage. Dass darum im Wald Arbeiten nötig sind, ist mir genauso bewusst. Allerdings habe ich speziell die Fahrzeuge gefressen, die dabei zum Einsatz kommen. Sie radieren ganze Wege einfach aus. Und ihre Fahrspuren machen manchen Weg zu einer einzigen Matschpiste. Beides ärgert mich , weil es mir das schöne Hobby Wandern komplett verleidet.

Hat man den Hindernislauf geschafft führt die Route glücklicherweise wieder in ein Waldstück, das nicht so chaotisch aussieht und wo es einen ordentlichen Weg gibt. Dafür geht es nun ein Stück stramm bergauf. Mir kam hier -nehme ich an- der Förster mit seinem Auto entgegen. Ich würde tatsächlich gerne mal mit einem Förster sprechen. Einfach um diese Sache mit dem Kahlschlag besser verstehen zu können und vielleicht meine Einstellung zu den Waldarbeiten etwas aufzupolieren.

Einmal wird man auf der Runde noch an die Waldarbeiten erinnert. Man passiert nämlich einen Abschnitt mit vielen Polter. Ich mag den Duft von Holz unfassbar gerne, der Matsch auf diesem Stück gefiel mir dagegen weit weniger. Es gab bis dahin keine einzige matschige Stelle auf der Wanderung, aber hier. Weil natürlich auch hier viele Waldarbeitsfahrzeuge fahren.

Anschließend geht es nochmal ein kurzes Stück bergauf bis man wieder auf einer der Wanderautobahnen und an der vierten Schutzhütte Eininghauser Patt herauskommt. Ich war nach dem Parcours und dem Matsch zum ersten Mal wirklich froh über solch einen Vorzeigewanderweg.

Von hier aus ist es nun nicht mehr weit bis zum Start- bzw Endpunkt der Runde.

Mit der Ruine und dem Wiehenturm ist diese Tour durchaus empfehlenswert und auch an den Fliegerquellen hat es mir trotz des Kahlschlags noch relativ gut gefallen, obwohl die Waldarbeiten dem Areal ordentlich zugesetzt haben. Der finstere Nadelwald am Schwarzen Brink hatte ebenfalls seinen ganz besonderen Reiz. Doch nach der Hartmanns-Hütte ging es mit der Runde bergab. Ein katastrophaler und nicht ungefährlicher Weg, Matsch und ein völlig zerrupfter Wald. Die Wanderung fiel über 3 km länger aus als geplant, weil an mehreren Stellen bedingt durch die Waldarbeiten ganze Wege fehlten. Empfehlen kann ich die Tour also nicht. Da rate ich eher dazu, zB vom Parkplatz Schwarzer Brink aus einen Spaziergang zum Wiehenturm zu machen und die Ruine Limberg gesondert anzufahren.

Informationen (Stand 04 / 2022)

  • Name: Ruinen und Flieger im Wiehen bei Preußisch Oldendorf (GPX)
  • Start- / Zielpunkt: Parkplatz an der Straße zum Forsthaus Limberg
  • Länge: ca. 18 km
  • überwiegend breite, gepflegte Wanderwege, Waldwege, ein Abschnitt (ca. 150 m) nicht ungefährlich

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2 Gedanken zu “Ruinen und Flieger im Wiehen bei Preußisch Oldendorf

  1. Als Gast vom Großen Heuberg (höchster Teil der Schwäbischen Alb) war ich auf der Suche nach etwas Inspiration für Wandermöglichkeiten in der Region. Hier bin ich fündig geworden. 🙂 Sehr schön gemachte Seite. Wie ich gesehen habe, auch mit Touren aus meiner Region. Wir sind da ja reich gesegnet. Sei es die Alb, der Schwarzwald, das Hegau oder das Klettgau. VG

    1. Hallo Markus, vielen Dank für den lieben Kommentar!
      Das freut mich, wenn du hier Ideen für weitere Touren gefunden hast.
      Ich wünsche dir viel Spass unterwegs und schau gerne wieder einmal vorbei!
      Liebe Grüße, Sandra

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