Es hat sich bereits seit einer kleinen Weile angekündigt: es wird immer schwieriger ein Haldenhopping zu erstellen. Eine ganze Reihe an Halden habe ich bereits erwandert und die übrigen liegen zu weit auseinander um mehrere in einer Tour in Angriff zu nehmen.
Also musste Plan B her!
Der sieht so aus, dass ich mir eine der verbliebenen Halden heraussuche und eine Tour dazu bastele.
Den Anfang hat nun die Halde Rheinelbe mit ihrer Himmelstreppe bei Gelsenkirchen gemacht.
Rund 10 km gilt es dabei zu bewältigen.
Wie üblich wenn es in den Pott geht, war ich mit Bus und Bahn unterwegs. Darum kann ich zu Parkmöglichkeiten nichts weiter sagen.
Ich bin mit dem Zug bis Bochum gefahren und dort in den Bus nach Gelsenkirchen umgestiegen, bis zur Haltestelle Virchowstraße.
Solltet ihr das genauso machen, dann müsst ihr aus dem Bochumer Bahnhof herausgehen und euch rechts halten. Ihr geht unter einer Brücke hindurch und dann liegt die Bushaltestelle leicht versteckt auf der rechten Seite.
Die Runde startet direkt an der Haltestelle Virchowstraße. Von dort ist man in wenigen Minuten bereits im Grünen und erreicht zunächst den Skulpturenwald Rheinelbe. Hier im Wald kann man verschiedene Skulpturen des Künstlers Herman Prigann entdecken. Sie bestehen uA aus Holz, Betonblöcken und Metall. Mir sind einige davon sicher entgangen, weil ich kein Fan davon bin, in einem Wald den Weg zu verlassen. Aber an ein paar Skulpturen führt die Route doch vorbei.
Ist man aus dem Wald heraus, so gelangt man in den kleinen von-Wedelstaedt-Park. Die ehemalige Trasse der Kray-Wanner-Bahn, die heute eine Fahrradtrasse ist, lässt man dabei eher links liegen, staunt aber vielleicht wie ich über die vielen Radfahrer, die dort oben unterwegs sind. Dieser Track hier führt stattdessen weiter in den Park hinein, vorbei an beeindruckenden Bäumen weiter zu einem hübschen kleinen Ententeich mit Pavillon. Mir hat es vor allem das alte Gärtnerhaus auf dem Foto oben angetan. In der Nähe soll es früher ein Gehege mit einem Bären gegeben haben. Eine gruselige Vorstellung, oder? Das arme Tier! Im Park gibt es zur passenden Jahreszeit sicher viele Gelegenheiten für eine Rast.
Am ehemaligen Umspannwerk, dem heutigen Forsthaus, kommt auf der Wanderung sogar ein wenig Lostplace Feeling auf. Dafür muss man einen kleinen Abstecher vom Weg machen. Ich persönlich rate dazu, denn ich mag solche Orte sehr gerne. Ganz und gar nicht verloren ist die große Windwaage, die ebenfalls vom Künstler Prigann stammt und bei Wind metallische Geräusche erzeugt. Leider war es an meinem Wandertag windstill. Hier beginnt der Weg auf die Halde Rheinelbe, aber es geht sehr moderat aufwärts. Entlang des Weges stehen Beton-Stelen mit Inschriften aus der Bergmanns-Lyrk. Mein Favorit: Am Morgen warf sich schreiend ab vom toten Förderturm ein Falkenpaar und floh. So hat man beim Aufstieg etwas zum Lesen.
Sehr bald schon kommt die sogenannte Himmelstreppe auf der Halde in Sicht. Die Halde Rheinelbe gehört wie zb auch die Halde Rungenberg zu den brennenden Halden. Zwar ist nirgends Feuer zu sehen, doch im Inneren der Halde herrschen Temperaturen von mehreren hundert Grad. Eine Kombination aus Kohleresten im Inneren der Halde, Druck und Sauerstoff führt zur Selbstentzündung der Kohle. Dadurch entstehen Schwelbrände, welche die Hitze erzeugen Das ist ganz grob zusammengefasst, weiter reicht mein physikalisches Verständnis nicht. Die Himmelstreppe verdankt man einmal mehr dem Herrn Prigann, der sie aus Betonblöcken einer ehemaligen Dortmunder Zeche gestaltete. Heute ist sie mit Graffiti bunt bemalt. Eine Treppe führt diel letzten Meter hinauf. Die Mondlandschaft der Halde um die steinerne Himmelstreppe ergeben ein Ensemble der rauen Art.
Ich schreibe das zu jeder Tour im Ruhrgebiet: man muss es mögen. Es sind sicher keine Wanderungen für jedermann. Aber ich denke, wenn man sich darauf einlässt, dann wird fast jeder auch etwas daran finden können. Speziell wenn es (mindetens) eine Halde zu erwandern gibt. Für mich ist es jedes Mal der Kontrast. Im Sommer werden der Skulpturenwald und der von-Wedelstaedt-Park sicher wunderbar grün sein und nur wenig später steht man auf der kargen Haldenkuppe an der steinernen Himmelstreppe. Das hat was! Vor allem auch eine tolle Aussicht, wobei an man an klaren Tagen bestimmt weiter schauen kann als ich an diesem grauen Tag im März.
Ist man von der Halde herunter, teilt man sich den Weg eine Weile mit vielen Radfahrern. Man ist auf dem Radschnellweg Ruhr RS 1 unterwegs, was bei schönem Wetter als Fußgänger vermutlich deutlich anstrengender sein wird als an diesem Wintertag. Mit einem Schlenker gelangt man zum Bauernhof am Mechtenberg, wo man Schafe, Hühner und Schweine besuchen kann. Sehr goldig!
Durch das Naturschutzgebiet Mechtenberg und über diese coole Brücke hinweg erreicht man schließlich den Landschaftpark Mechtenberg. Zuvor kann man bei Bedarf noch einen Abstecher zum Bismarckturm machen. Er liegt etwas versteckt zwischen den Bäumen auf dem Mechtenberg, ist aber ausgeschildert.
Inzwischen ist man nicht mehr auf Gelsenkirchener, sondern auf Essener Boden unterwegs. Auch wenn diese Haldenwanderung also nur eine Halde bietet, immerhin streift man zwei verschiedene Städte. Im Landschaftspark gibt es verschiedene kleine Aussichtspunkte. An einem führt die Route genau entlang. Von oben kann man bis zurück zur Halde mit der Himmelstreppe blicken. Der weitläufige Park ist sehr schön und scheinbar vor allem bei Gassigängern äußerst beliebt. Ich habe einige sehr süße Bekanntschaften gemacht auf meinem Weg. Außerdem osterte es bereits im Park, wie man oben sieht. Eine schöne Idee!
Diese Haldentour bietet neben Wald, schönen Parks und der Halde Rheinelbe auch diesen gewissen “rotzigen” Ruhrgebietscharme, den ich so mag. Es gibt entlang der Strecke eine Menge zu entdecken und zur passenden Jahreszeit dürfte die Tour sogar wunderbar grün sein. Schöne Aussichten bekommt man auch geboten. An Untergrund ist alles mit dabei. Von Waldwegen, über Parkwege bis hin zu Asphalt. Direkt an Straßen ist man aber nur ganz selten unterwegs.
Informationen (Stand 02 / 2023)
Name: Sie hat es schon wieder getan! – Halde Rheinelbe mit der Himmelstreppe (GPX)
Start- / Zielpunkt: Bushaltestelle Virchowstraße, Gelsenkirchen
Länge: ca. 10 km
Waldwege, Spazierwege, Bürgersteige
Bauernhof am Mechtenberg, Radschnellweg Ruhr RS 1, Landschaftspark Mechtenberg