Diese Wanderung stand als erstes auf meinem Plan für den Urlaub.
Der Neckarsteig ist ein Fernwanderweg von knapp 127 km und führt von Heidelberg bis nach Bad Wimpfen.
Aufgeteilt wird er gängigerweise auf neun Etappen.
Die erste davon wollte ich in meinem Urlaub auf jeden Fall gehen. Die übrigen acht werde ich vorausssichtlich einzeln nach und nach machen.
Eigentlich beginnt der Neckarsteig am Heidelberger Schloss und führt über die sogenannte Himmelsleiter hinauf zum Königsstuhl und von dort aus weiter. Die Himmelsleiter ist eine Treppe mit sportlichen 1200 Stufen, wenn man vom Schloss aus zählt. Zählt man von der Altstadt aus, kommt man gar auf 1600 Stufen. Da ich erstens recht spät losgekommen war und außerdem am Nachmittag einen Zug zu erreichen hatte, habe ich mich gegen die Himmelsleiter entschieden und bin mit der Bergbahn bis zum Königsstuhl gefahren. Die Himmelsleiter hole ich ganz bestimmt nach, das verspreche ich an dieser Stelle ganz offiziell!
Am Schloss habe ich nur kurz den Ausblick genossen und bin danach gleich weiter hoch zum Königsstuhl gefahren, wo bereits ordentlich Trubel herrschte. Auf diesem ersten Abschnitt hat man vermutlich nie wirklich Ruhe, außer man startet seine Wanderung morgens wenn es noch dunkel ist. Hier ist halt alles sehr touristisch, was man aber bereits im Vorfeld wissen sollte.
Auch auf den ersten paar hundert Metern vom Königsstuhl aus ist auf dem Weg noch viel los. Am Shop vom Märchenparadies habe ich mir noch schnell zwei Brezeln für unterwegs gegönnt und bin dann weitergezogen.
Bald zweigt der Neckarsteig nach rechts ab und plötzlich war ich komplett alleine unterwegs. Der Touristenrummel war auf einen Schlag vorbei. Stattdessen hat man weichen Wald- und Wurzelweg unter den Schuhen und den herrlichen Wald an der Seite.
Ich gehe gerne wandern und ich mag meine kurzen Touren an den Wochenenden ohne jeden Zweifel. Aber ich liebe Fernwanderwege. Ich liebe das Gefühl zu wissen, auf diesem Weg könnte ich -im Fall vom Neckarsteig- weit über 100 km einfach nur laufen. Weit weg von allem anderen und in wunderschöner Landschaft. Das ist für mich eine Art von Freiheit pur. Die erste Etappe vom Neckarsteig hat etwa 12 km und war für mich entsprechend Genuss pur.
Die Wege bleiben so angenehm wie sie nach dem ersten Abzweig beginnen. Sie sind mal breiter, mal schmaler. Mal wurzeliger, mal waldiger. Aber immer sind sie sehr gut und leicht zu gehen. Anstiege gibt es auf der ersten Etappe keinen einzigen, der nennenswert wäre. Wenn man zuvor die Himmelsleiter gemeistert hat, ist das ganz sicher umso angenehmer. Aber auch ich habe es natürlich als wunderbar entspannt empfunden.
Was den Weg umso entspannter macht, ist die großartige Beschilderung. Ich hatte den Track zwar wie immer auf dem Handy dabei, aber das braucht man eigentlich nicht. Das geschwungene blaue N findet sich in regelmäßigen Abständen am Weg auf Bäumen, Schildern oder auch mal auf einer Bank oder an einer Hütte.
Es gibt nämlich immer etwas zu sehen entlang der Strecke. Bänke sind mehrere vorhanden, Rastplätze und Schutzhütten ebenfalls, Brunnen und Gedenksteine auch. Langweilig wird es unterwegs nie!
Hätte ich geahnt, dass die Etappe sich vom Köngsstuhl aus so gut und leicht laufen lässt, hätte ich die Himmelsleiter ruhig “mitnehmen” können. Da die Etappe aber an mehreren Stellen als “schwer” eingestuft wird, hatte ich zu viele Bedenken, den Abstieg nach Neckargemünd womöglich in hereinbrechender Dunkelheit angehen zu müssen. Hinterher ist man immer schlauer. Im Nachhinein denke ich, dass es alleine die Himmelsleiter ist, die Etappe 1 schwer macht.
Erwähnenswerte Anstiege gibt es auf der Strecke keinen einzigen, was den Weg nochmal angenehmer macht.
Und auch der Abstieg nach Neckargemünd ist gut machbar. Auch darunter hatte ich mir nach Lektüre diverser Quellen Schlimmeres vorgestellt. Aber der Abstieg zieht sich und bergab zu laufen, kann anstrengender sein als bergauf. Entsprechend habe ich auf diesem Stück ein Päuschen mehr gemacht.
Was man auf dem Neckarsteig lange nicht hat, sind bemerkenswerte Aussichten. Jedenfalls nicht, wenn man auf dem Steig bleibt und keine Abstecher unternimmt. Die sind sicher möglich und vielleicht gibt es dort den einen oder anderen Ausblick, aber auf dem eigentlichen Weg muss man sich damit gedulden bis man in der Nähe von Neckargemünd angekommen ist. Ich war so versunken darin, gemütlich durch den schönen Wald zu laufen, dass mich der Blick auf den Neckar ehrlich überrascht hat. Plötzlich sieht man durch die Bäume, wie er sich dahinschlängelt. Traumhaft!
Vom Gämsberg Pavillon hat man angeblich einen noch großartigeren Blick auf den Fluss, aber den habe ich leider verpasst, weil ich an dieser Stelle die erste etwas unheimliche Begegnung in meiner Wandererkarriere hatte und nur schnell weiter wollte. Mich hat dort ein Man angesprochen, der nach Heidelberg gehen wollte. Also dorthin, wo ich herkam. Er fragte nach dem Weg, eigentlich völlig harmlos. Allerdings wirkte er gar nicht wie ein Wanderer oder ambitionierter Spaziergänger. Ich habe ihm den Weg beschrieben und dachte, es wäre damit getan. Aber er kam mir noch dreimal hinterher, fragte nochmal und nochmal. Einfach seltsam.
Auf dem letzten Stück des Abstiegs nach Neckargemünd wird der Weg stellenweise wirklich etwas steiler. Trotzdem lässt er sich mit gesunder Vorsicht gut laufen. Da ich unter der Woche unterwegs war, hatte die Neckarriedkopfhütte geschlossen. An den Wochenenden und Feiertagen hat sie geöffnet und man bekommt dort Getränke und Snacks. Außerdem stehen rustikale Sitzgruppen genauso bereit wie die auf Wanderwegen allgegenwärtigen Wellenliegen.
Kurz vor der Hütte befindet sich der Sinnenpfad. Auf dem Sinnenpfad trifft man auf kunstvoll gesägte Holztiere und Figuren, kann den Gnom-Garten erkunden und verschiede Dinge ausprobieren, wie zB Balancieren, ein Klangspiel, ein Tarzanseil und noch viel mehr. Mich haben besonders die Holztiere begeistert und die Gnome fand ich ebenfalls ganz witzig und gelungen.
An der Hütte ging es für mich zügig vorbei und nun ist man tatsächlich im Endspurt der Etappe angekommen. Bis Neckargemünd ist es gar nicht mehr weit und bald begrüßt einen auch ein entsprechendes Schild.
Ein toller Fotospot kommt danach aber noch, denn man überquert auf einer Brücke die Elsenz und hat von dort einen sehr schönen Blick auf die ersten Häuser von Neckargemünd. Hier lohnt sich ein kurzer Stop auf jeden Fall noch, ehe man ins Zentrum weiterwandert.
Es gibt zum Neckarsteig einen Wanderpass. Den kann man sich entweder herunterladen und selber ausdrucken oder man holt ihn sich beispielsweise in der Tourist-Information in Heidelberg. Dort habe ich mir meinen geholt und auch gleich den ersten Stempel bekommen. Den zweiten gab es in Neckargemünd im ART Hotel. Es gibt zwar noch weitere Stempelstellen im Ort, doch die hatten an diesem Tag bzw zu dieser Jahreszeit geschlossen. Natürlich kann man den Wanderpass auch digital führen. Dafür ist allerdings vorab eine Registrierung erforderlich und es gibt auch mehr und andere “Stempelstellen” in Form von QR-Codes.
Insgesamt kann man im Wanderpass 12 Stempel sammeln, für die Urkunde und die Wandernadel sind aber nur 10 Stempel erforderlich.
Meinen Wanderpass zieren nun die ersten beiden Stempel und die restlich werden ganz sicher folgen.
Schon die erste Etappe des Neckarsteigs ist einfach nur wunderschön. Die Wege sind ganz entspannt zu gehen und verlaufen außer am Anfang immer im Wald. Verschiedene Sehenswürdigkeiten sorgen für Unterhaltung. Bänke und Schutzhütten am Weg bieten Gelegenheit zum Rasten. Außer der Himmelsleiter gibt es keinerlei nennenswerte Anstiege zu meistern und der Abstieg nach Neckargemünd erfordert lediglich gesunde Vorsicht.
Ich hoffe sehr, dass es nicht zu lange dauert, bis ich die zweite Etappe in Angriff nehmen kann.
Informationen (Stand 03 / 2022)
- Name: Neckarsteig Etappe 1 – Von Heidelberg nach Neckargemünd (GPX)
- Startpunkt: Heidelberger Schloss
- Länge: ca 12 km
- Neckarsteig, Neckarsteig Wanderpass, Heidelberg, Neckargemünd