Im Solling wandern stand schon lange auf der Liste. Als ich neulich eine Seite fand, auf der alle Türme im Solling aufgeführt waren, bin ich als Türmefan natürlich sofort darangegangen, passende Touren zu planen.
Ein dicker Nachteil am Solling (das stellte sich schnell heraus) ist, dass die meisten Ecken gar nicht oder nur schwer mit den Öffis zu erreichen sind. Wenn es überhaupt funktioniert, dann muss man für den Weg vom Bahnhof zum Start nochmal so einige Kilometer dazurechnen. Das ist schade.
Diese erste Solling-Tour führt zu ganzen drei Aussichtstürmen und bietet auch sonst einiges Sehenswertes auf der Strecke.
Mit rund 14,5 km ist sie zwar eher mittellang, gleicht das aber mit satten Höhenmetern aus. Der Solling ist schließlich ein echtes MittelGEBIRGE im WeserBERGland.
Nicht weit vom Startpunkt am Wanderparkplatz „Am Bomberg“ stimmt ein Schild den motivierten Wanderer gleich gut ein und weist auf die „steile Wegstrecke“ hin. Die haben wir natürlich genommen, man gönnt sich wandertechnisch ja sonst nichts. Für etwa 800 m führt die Route nun stramm aufwärts. Zum Glück kommt schon auf der Hälfte der erste Turm, der Spelunkenturm, in Sicht. Das spornt an, selbst wenn man noch so sehr keucht. Ich bin mir aber sicher, dass es auch bequemere Wege hinauf gibt. Schaut einfach mal auf der Karte nach. Im Solling gibt es viele Wanderwege.
Der Spelunkenturm ist 27 m hoch und wurde 1896 von der Pyrmonter Spelunkengesellschaft errichtet. Gemäß Wikipedia war die Spelunkengesellschaft eine „Vereinigung trinkfester, humoriger und fröhlicher Männer“, die sich sozial engagiert haben. Dank ihnen dürfen wir heute nach dem Aufstieg gleich noch 139 Treppenstufen bis zur Aussichtsplattform genießen. Wie immer: wenn ich richtig gezählt habe. Die Treppe ist ziemlich eng und der Turm kann bei gutem Wetter schnell sehr voll werden. Trotzdem sollte man sich den Ausblick nicht entgehen lassen.
Wer nach dem Turm eine Pause braucht, der kann zwischen der super schönen Theodor-Franck-Hütte und Sitzgruppen aus Tischen und Bänken wählen. Anschließend führt der Weg erfreulicherweise zunächst bergab und zu einem Waldlehrpfad. Diesem folgt die Route eine Weile, wobei man an allerlei Infotafeln, interaktiven Stationen und Klangspielen vorbeikommt. Das sorgt für Wissen und Spass. Vor allem die imposanten Klangspiele laden zum Ausprobieren aus.
Zum nächsten Turm, dem Schellenturm, führt nicht nur ein One-Way-Abstecher, sondern auch der nächste Aufstieg. Diese Runde zeichnet sich durch das stetige Auf und Ab aus. Der Schellenturm wurde 1824 aus den Ruinen der Burg Schell-Pyrmont errichtet und ist das deutlich ruhigere Pendant zum Spelunkenturm. An unserem Wandertag waren wir dort ganz alleine und weil der Schellenturm etwa auf der Hälfte der Wanderung liegt, haben wir unsere Pause dort gemacht. Für diesen Turm gilt es lediglich entspannte 36 Stufen zu erklimmen.
Nachdem man den Ausblick weidlich ausgekostet hat, läuft man zunächst den One-Way-Abschnitt zurück und gelangt in den nächsten Abstieg. Er führt in ein hübsches Tal. Man könnte denken, jeden Moment kommen die Teletubbies um die Ecke. Vielleicht läuft man aber auch in der Oberfläche von Windows XP herum? Wer weiß das schon? Auf einem schmalen Feldweg kehrt man bald darauf zurück in den Wald. Dort startet man direkt weider in einen Aufstieg. Er führt hinauf zum dritten Turm der Tour, dem Bismarckturm.
Der Bismarckturm ist dem Eindruck nach der touristischste Turm der Wanderung. Es gibt dort Gastronomie mit einem Biergarten und leckeren Snacks, Kuchen und Getränken. Ein Tisch war noch frei und so haben wir eine ausgiebige Pause am Turm eingelegt. Das Personal dort ist unfassbar freundlich und herzlich. Ein ganz großes Kompliment an dieser Stelle. Und danke für die Zuckerstreuselwaffeln!
Der Aufstieg auf den Turm schlägt mit € 1,50 je Nase und 139 Stufen zu Buche. Der Bismarckturm ist nicht nur von außen schön, sondern auch von innen. Es gibt sogar ein waschechtes Gespenst, also seid auf der Hut! In der Gaststätte liegt ein Gästebuch aus, in das wir uns natürlich eingetragen haben. Wieder aus dem Turm heraus führt die Strecke noch zu den Ruinen einer alten Hünenburg.
Viel zu sehen gibt es dort aber nicht. Ein paar Wände und einige Stufen, das war es auch schon.
Recht bald erreicht man danach wieder Bad Pyrmont. Die Route führt dort zum Kurzentrum und zur Wandelhalle im Ort. Am Quellenausschank in der Halle kann man für einen geringen Preis verschiedene Mineralwasser kosten. Bad Pyrmont ist berühmt für seine Heilwasserquellen und auch wenn ich finde, dass es dafür schon einen festen Glauben braucht, teste ich so etwas gerne aus.
Die Wahl fiel auf ein sehr salziges Mineralwasser aus der Hufelandquelle, was tatsächlich gar nicht so schlimm war. Aber zumindest ich bin sowieso ein Salz-Junkie.
Weiter durch den Ort, an einer sehr schönen Kirche vorbei und durch eine beeindruckende Allee führt die Route schließlich zurück zum Parkplatz. Der ist übrigens recht sehenswert, jedenfalls seine „Nachbarschaft“. Wenn es möglich ist, dann seht zu, dass ihr bei Tageslicht aus der Tour herauskommt. Es könnte sich lohnen…
Die erste Türmejagd im Solling bietet gleich drei tolle und ganz verschiedene Aussichtstürme, eine abwechslunsgreiche Strecke und zünftige Anstiege.Türme stehen halt meistens ganz oben auf Bergen. Eine wirklich schöne Wanderung, nach der man sich noch gut ein wenig im Zentrum von Bad Pyrmont umschauen kann. Die nächste Türmejagd ist bereits fertig geplant und ich freue mich schon riesig darauf.
Informationen (Stand 01 / 2024)
Name: Türmejagd im Solling Runde 1 ab Bad Pyrmont (GPX)
Start– / Zielpunkt: Wanderparkplatz „Am Bomberg“
Länge: ca. 14,5 km
Wander-, Wald- und Wiesenwege
Bad Pyrmont