Wie ich auf den Universitätswanderweg aufmerksam geworden bin, weiß ich gar nicht mehr so genau. Ich glaube, ich hatte auf Wiki nach den längsten Wanderwegen in Deutschlad geschaut und ihn dabei entdeckt. So stand er bereits lange auf dem Zettel.
Der Universitätswanderweg führt auf stattlichen 32 km von der Dortmunder Universität zur Bochumer Uni.
Ich bin mit dem ÖPNV angereist, was äußerst gut funktioniert: mit der Bahn zum Dortmunder Hauptbahnhof und anschließend mit der S-Bahn zur Haltestelle „Dortmund -Universität“
Der Startpunkt der Route war inmitten der Baustellen an der Uni nicht so ganz leicht zu finden, aber schließlich stand ich vor dem Schild mit dem weißen U auf schwarzem Grund und die planmäßigen 32 km lagen vor mir. Ich war ausgesprochen guter Dinge und froh, endlich diesen Trail zu laufen. Erst am Abend zuvor hatte ich mir noch ein Video dazu angeschaut und war dementsprechend motiviert.
Rund die ersten 10 km der Tour sind extrem städtisch bzw stadtnah. Besonders cool fand ich ja die Hochbahn auf dem Dortmunder Campus, die am Feiertag aber leider nicht fuhr. Mit ihr wäre ich gerne zum Startpunkt gefahren.
So städtisch hat man natürlich oft und lange Asphalt unter den Schuhen. Abwechslung bieten einige kleine Parks, wo es immerhin Schotter ist. Weich ist der Untergrund aber selten.
Durch diese Parks hindurch, an Straßen entlang, durch Kleingärten und schließlich über die ruhige A45 hinweg führt die Strecke schließlich an einem Umspannwerk vorbei endlich ins Grüne.
Auf diesen ersten 10 km ist die Route hervorragend ausgeschildert, fast an jedem zweiten Pfahl hängt das U. Ich war schon beeindruckt und dachte, man kann die Tour spielend ohne Track auf dem Handy machen.
Pustekuchen, wie sich herausstellen sollte…
Im Grünen wurde auch der Untergrund gleich weicher und angenehmer. An Feldern entlang ging es in die Hügel hinein, ringsum alles herrlich grün und dann auch endlich in einen Wald hinein. Dort wurde es schlagartig schlechter mit der Beschilderung. In der Stadt ist gefühlt jeder zweite Laternenpfeiler beschildert, im Wald bei 1000den Bäumen muss man oft wirklich aufpassen wie ein Luchs. Das nervte mich sehr schnell. Ich verstehe es halt auch nicht. Auch nicht, warum man Schilder seitlich an Bäume hängt, statt auf die Wege ausgerichtet. Jedenfalls habe ich mich prompt verfranst, aber zum Glück die Route auf dem Handy gehabt.
Auch die ersten Anstiege ließen nicht lange auf sich warten. Es gibt viele auf der Tour, aber sie sind kurz und auch nicht allzu steil. Aber es sind wirklich viele und das macht es dann doch anstregend.
Es folgte das traumhaft schöne Borbachtal mit dem Wald und den idyllischen Wasserläufen. Einfach ein Traum, den ich gerne noch mehr genossen hätte. Aber inzwischen musste ich alle naselang aufs Handy schauen wegen der Route. Zwischendurch sind Abschnitte wieder 1a beschildert, dann wieder geraume Zeit ganz schlecht.
Aus dem Borbachtal heraus ging es aufwärts hinauf zum Aussichtspunkt am Berger Denkmal. Endlich etwas zum Anschauen! Der Blick auf die Ruhr hinunter ist wirklich sehr schön! Es ist der enzige Aussichtspunkt auf der Route und wie bislang an allen solchen Orte im Ruhrgebiet darf man auch hier darüber staunen, wie grün und hügelig es ist. Bei dem schönen Wetter war es natürlich voll am Denkmal, daher bin ich recht schnell weitergelaufen.
Nach dem folgenden Abstieg erreichte ich den Hammerteich, der hübsch im Wald liegt. Dort könnte man gut eine Rast einlegen, Bänke sind vorhanden. Der Hammerteich scheint ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel zu sein, denn auch dort herrschte beträchtlicher Trubel. Spaziergänger, Jogger, Ausflügler und Gassigänger, alles was zwei bis vier Beine hatte, war unterwegs. Und das trotz reichlich Matsch nach den verregneten Tagen zuvor.
Der Helenenturm bedeutet einen Mini-Abstecher, lohnt sich aber! Auch ihn hätte ich mir gerne genauer angeschaut, aber wenn man mit den Öffis zu Wanderungen fährt, muss man ja auch immer etwas die Zeit im Auge behalten. Außerdem darf man bei 32 km durchaus hier und da auch mal ein paar zusätzliche Meter sparen. Speziell wenn man soweso schon über dem Soll ist durch Umherirren wegen schlechter Beschilderung.
Diese zweiten 10 km boten endlich überwiegend weichen Untergrund, ein Traum!
Nun ging es hinunter nach Witten, das ziemlich genau auf Kilometer 20 liegt.
Meine Füße und Beine jammerten in den höchsten Tönen, der Kopf drehte sich immer wieder Richtung Bahnhof, aber nach einer Pause war alles wieder im Grünen Bereich. Erstmal.
Wichtig zu wissen an diesem Punkt: es gibt danach keine auch nur einigermaßen komfortable Möglichkeit mehr, aus der Tour auszusteigen! Man sollte also spätestens hier abschätzen, ob man die letzten rund 12 km noch schafft.
Über die Ruhr hinweg hatte ich nun wieder Asphalt unter den Schuhen, was immerhin erst nach 2 km wieder doof wurde. Positiv anzumerken auf diesem Wegstück: taube Fußsohlen schmerzen nicht, hat doch was!
Und dann ging es wieder mal bergauf. Am Weg liegt die Zeche Nachtigall, die ich gerne näher gesehen hätte, aber die Strecke führt daran weit vorbei. Da steht wohl bald mal ein Besuch an.
Außerdem gibt es hier oben eine „Ausstellung“ zahlreicher Metalltiere. Ein ganzer Zoo und noch mehr. Richtig cool!
Die Beschilderung war wieder äußerst mäßig. Mal fünf Schilder sehr gut, dann wieder acht miserabel usw.
Der Untergrund einmal mehr steinhart.
Der nächste überaus sehenswerte Streckenpunkt ist das Muttental mit dem Bergbaurundweg und seinen tollen Stationen, alten Stollen, in Szene gesetze Loren, mit Figuren nachgestellte Szenen aus dem Bergbau und vieles mehr.
Begleitet von weiterhin sehr durchwachsener Beschilderung ging es schließlich stolperig bergab, nur um dann wieder zwischen Feldern aufwärts zu steigen. Über mir grummelte derweil ein Gewitter und ich wollte am liebsten alles hinschmeißen. Dieses ewige nach Schildern suchen und alle paar Meter aufs Handy gucken müssen, nervte unfassbar! Dazu der harte Untergrund, zum ersten Mal auf der Tour wollte ich ernsthaft nicht mehr weiter.
Irgendwann war Wasser zu erkennen! Die Ruhr! Dann konnte der Kemnader See nicht mehr weit sein und dann wären es nur noch etwa 3 km! An der Ruhr angekommen zog es mich so sehr Richtung Eiswagen und Colastand, dass ich mal wieder keine Schilder mehr sah als die Colaflasche leer war. Die Erkenntnis schließlich: im Anblick der Oase war ich zu weit Richtung Ruhr gelaufen, also musste ich erstmal zurück zum Weg finden. Bei der Beschilderung…lassen wir das.
Dann kam die nächste Autobahn in Sicht, die A43 dieses Mal. Auf einem Fußgängersteg unterhalb führt die Strecke über den Fluss. Coole Sache, dieser Steg und so viel leiser als gedacht! Ob es solche Stege an mehreren Autobahnen gibt? Wenn man oben fährt bekommt man davon ja nichts mit.
Und dann war er endlich da, der Kemnader See! Proppevoll bei dem Wetter natürlich! Und ein traumhaft (nicht!) befestigter Weg. Und die Schilder…egal.
Mitten durch den Trubel war ich froh als es wieder ruhiger um mich wurde. 3 km, die schaffe ich jetzt auch noch! Unter normalen Umständen, also auf einer Wanderung um die 2 km, hätte ich mir am See bestimmt ein Eis gegönnt. In diesem Falle wollte ich nur endlich an der Bochumer Universität ankommen.
Es wurde nachfolgend sogar wieder etwas grüner und waldiger und der Boden war immerhin mit Laub bestreuselt und daher nicht so ganz steinhart. Und weil das Höhenprofil keinen weiteren Anstieg vorhersagte, war ich einigermaßen entgeistert als es doch noch mal ordentlich berghoch ging. Und die Beschilderung…aber das sagte ich bereits, oder?
Gefühlt liegt die Bochumer Uni auf einem Berg, so kam es mir zumindest vor. Der Handyakku war endlich auch platt, aber das war auch kein Wunder. Auf dem Campus halfen mir Spaziergänger freundlicherweise und wiesen mir den Weg zur U-Bahn. Die ist aus dieser Richtung kommend nämlich auch nicht ausgeschildert. Das hat auf dem Universitätswanderweg scheinbar Tradition.
Auf den Fotos wirkt der Universitätswanderweg extrem grün und naturnah, doch das sind wirklich nur die Highlights oder bewusst von der Straße und den Wegen wegfotografiert.Dazwischen gibt es wenig zu sehen und bis auf die mittleren 10 km nur Asphalt oder Schotter. Ist man aus Dortmund heraus, wird die Wegbeschilderung ein einziges Ärgernis. Natürlich kann nicht an jedem zweiten Baum ein Schild hängen, aber in halbwegs regelmäßigen Abständen und an unübersichtlichen Wegverzweigungen sollte es welche geben. Idealerweise hängen sie auf die Wege ausgerichtet und nicht seitlich am Baum.
Informationen (Stand 05 / 2024)
Name: Universitätswanderweg – Von der Universität Dortmund zur Universität Bochum (GPX)
Startpunkt: Bahnhof Dortmund
Zielpunkt: Bahnhof Bochum
Länge: ca. 32 km
Wanderwege, Straßen, vorwiegend fester Untergrund