An sich bin ich kein Freund davon, Wege doppelt zu laufen.
Auf dem alten Truppenübungsplatz bei Aschaffenburg war ich bereits Anfang 2024 unterwegs gewesen und deshalb wäre die Runde eigentlich aus dem Rennen gewesen.
Allerdings wurde mir damals geschrieben, ich hätte einige Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes nicht gesehen. Genau die wollten wir also auf dieser Tour entdecken.
So kam es zu dieser rund 20 km langen Wanderung, die sich im Endeffekt nur auf einem kurzen Abschnitt mit meiner Runde in 2024 deckt und so doch viel Neues geboten hat. Der Truppenübungsplatz ist nur ein Teil davon.
Das Auto haben wir auf dem Parkplatz an der Mehrzweckhalle Obernau abgestellt, was an einem Sonntag kein Problem war.

Vom Parkplatz aus führt der Weg zunächst sachte bergauf und an Feldern entlang. An diesem Wandertag spielte ausnahmsweise sogar mal das Wetter mit. Es war zwar lausig kalt, aber immerhin schien die Sonne. Das macht doch jede Landschaft und jeden Ausblick gleich so viel schöner. Man konnte wunderbar weit schauen, bis hinüber zur Stadt und noch weiter. Ich war in diesem Winter über jede Tour mit Farben in der Natur so unfassbar froh, das kann sich vermutlich niemand vorstellen.

Der Herr Oberforstmeister, zu dessen Ehren der Gedenkstein oben aufgestellt wurde, muss in der Gemeinde sehr beliebt gewesen sein. Manchmal ist es schon erstaunlich, welchen Persönlichkeiten solch ein Stein gewidmet ist. Irgendwie aber auch schön, wie ich finde. Es müssen nicht immer die militärische Prominenz oder die Hochwohlgeborenen sein. So jemand wie dieser Oberforstmeister war sicher deutlich näher an den Menschen um 1929 als die Herrschaft.

Wenig später erreicht man linker Hand den Marterpfahl oben auf dem Foto. Man muss genau schauen, sonst läuft man leicht daran vorbei. Der direkte Weg auf dem abzweigenden Pfad ist gesperrt, die Wiese davor dagegen nicht. Warum man offenbar nicht zum Marterpfahl soll, haben wir angesichts der von Maulwürfen fleißig umgegrabenen Wiese nicht so ganz verstanden. Wobei, es gibt ja überall diese Spinner, die alles und jedes beschmieren oder zerkloppen müssen. Man kann es also niemandem übelnehmen.

Der Teil der Tour auf dem ehemaligen und heute umgestalteten Truppenübungsplatz gleicht im Wesentlichen meiner Runde von 2024. Mir waren damals allerdings einige Bunker entgangen, wie mir im Nachhinein auf komoot mitgeteilt wurde. Dorthin hatte meine Strecke damals einfach nicht geführt, „nur“ zu einem alten und verfüllten Lehrschießstand. Die Bunker haben wir also auf dieser Wanderung gefunden und näher erkundet. Sie sind natürlich alle komplett leer, aber ein wenig höher schlägt das Lostplace-Herz an solchen Orten dann trotzdem. Die hier gezeigten Bunker auf dem Truppenübungsplatz sind komplett frei zu begehen!

Der Truppenübungsplatz wurde 2007 geschlossen. Zuletzt wurde er von Truppen der US-Streitkräfte für Gefechtsübungen genutzt. Anschließend ging er in den Besitz der Stadt Aschaffenburg über und ist inzwischen Teil des Naturschutzgebietes „Ehemaliger Standortübungsplatz Aschaffenburg und Altenbachgrund“. Ich mag es ja immer besonders gerne, wenn ehemalige Militärgelände zurück an die Natur gehen. Die Natur auf diesen Arealen ist immer etwas speziell und man erkennt es sofort. Woran, kann ich selber nicht so genau sagen. Der Bewuchs hat einfach einen ganz eigenen Charakter.

Auch den Przewalski-Pferden hatte ich damals bereits einen Besuch abgestattet, aber Tiere gehen bei mir immer. Auch zweimal, dreimal, einfach immer halt. Dieses Mal konnte man sogar mehrere sehen und relativ nahe. Jedenfalls im Vergleich. Wir haben eine ganze Weile am Zaun gestanden und ihnen beim Grasen zugeschaut. So schöne Tiere, die sich auf dem Truppenübungsplatz sicher auch als Landschaftspfleger betätigen. So etwas gibt es auch in meiner Region, nämlich in der Senne bei Oerlinghausen. Dort sind es Exmoorponys und Schottische Hochlandrinder, die ich ebenfalls bereits treffen und bewundern durfte.

Um auf den 347 m hohen Stengerts zu gelangen, ist ein kleiner Anstieg nötig. Ich habe nicht wenig gekeucht, aber eigentlich geht es noch. Oben wartet außerdem ein schicker Aussichtsturm, der Dr. Hönlein Turm, der sogar begehbar war. Das traf diesen Winter leider nicht auf alle Türme dieser Art zu. Das ärgert mich dann immer, denn ein Turm gilt für mich erst als erobert, wenn ich oben war. Da sind die Stufen nach dem Anstieg dann gar kein Problem mehr. Ich persönlich laufe sowieso lieber Treppen hoch als einen Hang. Mir fallen Stufen irgendwie leichter.

Leider ist der Ausblick vom Turm arg zugewachsen. Man kann gerade noch so über die Baumwipfel schauen. Natürlich bin ich ganz und gar dagegen, Bäume zu köpfen um dem Menschen eine Aussicht zu bieten, schade ist es aber trotzdem. Na gut, ein bisschen was konnten wir ja doch noch sehen. Aber irgendwann wird auch das vorbei sein. Im Wikipedia Artikel zum Stengerts steht, man wolle die Sicht eigentlich zumindest in einer Richtung frei halten. Vielleicht, wenn die Saison wieder richtig startet. Solche Winterwanderer wie wir, sind ja doch eher selten.

Wenig später liegt an der Route noch ein weiterer Bunker, der aber durch Wälle an den Seiten nicht so einfach zu erreichen ist. Das heißt, es ginge sicher, aber wir haben von der Kletter- und Rutschpartie abgesehen. Der trutzige Bau ist auch aus einer gewissen Entfernung imposant und fügt sich auf eigentümliche Art in die sonst so grüne Landschaft ein. Er erinnert ein wenig an einen Stein aus „Tetris“, oder? Wer hat das damals auch so gerne gespielt? Meldet euch doch mal in den Kommentaren, wenn ihr mögt!

Einen solchen Holzbohlensteg hatten wir auf der Runde überhaupt nicht erwartet. Das erinnert glatt an ein Moor! Es sind einige kleine Teiche über die die Stege hinwegführen. Sie sind richtig schön idyllisch gelegen und meinetwegen hätte der Abschnitt gerne länger sein dürfen. Aus an dieser Stelle gegebenem Anlass eine Bitte an andere Wanderer und Spaziergänger: wenn ihr eure Fotos gemacht habt und seht, dass hinter euch noch weitere Menschen Fotos machen möchten, dann geht doch bitte einen Meter aus dem Bild. Macht in Ruhe eure Bilder und gebt dann anderen die gleiche Chance. Das wäre toll!

Nun startet man bereits in den Endspurt der Tour. Man wandert eine sehr schöne Allee entlang und an verschiedenen Bildstöcken vorbei. So erreicht man bald eine hübsche kleine Grotte und zweigt zum Parkplatz hin ab. Noch ein Katzensprung und schon steht man wieder am Auto.
Den Truppenübungsplatz bei Aschaffenburg kann man gut in verschiedene Wandertouren einbinden. Es gibt auf dem Gelände eine Menge zu sehen und zu entdecken und die Landschaft hat ihren ganz eigenen Charakter. Mit dem Aussichtsturm, den Bildstöcken und einigen hübschen Aussichten ist die Runde ausgesprochen abwechslungsreich. Derbe Anstiege hat man nicht zu befürchten und die Wege sind durchweg gut und einfach zu laufen. Und Urbexer kommen auch ein wenig auf ihre Kosten.
Informationen (Stand 01 / 2025)
Name: Hello again! – Zurück bei den Wildpferden von Aschaffenburg (GPX)
Start- / Zielpunkt: Parkplatz an der Mehrzweckhalle Obernau
Länge: ca. 20 km
Wanderwege, gut begehbare Pfade, wenig Asphalt.
Interessant, aber auch unheimlich 😱
Nein, gar nicht. Auf dem Gelände snd heute so viele Spaziergänger und Ausflügler unterwegs, man kann sich überall umschauen, da bleibt nicht viel Grusel übig 🙂
Aha, okay, aber Lost Places sind für mich generell unheimlich.