Hintertuxer Gletscher & Natur Eis Palast (Tirol)

Der sogenannte Hintertuxer Gletscher gehört zu den ganz wenigen Ganzjahres-Skigebieten der Alpen. Der Begriff fasst die beiden Gletscher Tuxer Ferner und Riepenkees zusammen. Wenn das Wetter nicht gerade extrem ist, kann man hier rund ums Jahr auf zahlreichen Bahnen Ski fahren.

Irgendwann möchte ich auch auf die Skier, doch an diesem Tag stand die Tour im Natur Eis Palast auf dem Plan.
Über diese Tour hatte ich bereits einige Berichte im TV und auf Youtube gesehen. Sie dauert ca. 1,5 Stunden und führt ins Innere des Gletschers.

Bei meinem Besuch im September 2021 war es ohne Voranmeldung möglich, an dieser Tour teilzunehmen. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies zur Hochsaison anders ist. Da ist es ratsam, die Seite des Natur Eis Palastes im Auge zu behalten.

Talstation

Da es für mich während der Planung anhand der Seite des Hintertuxer Gletschers nicht eindeutig zu ermitteln war, kurz vorab: der sogenannte „Gletscherbus“ ist eine ganz normale Seilbahn. Drei hintereinander davon gibt es und man braucht ein Ticket für alle drei Bahnen um zum Skigebiet und uA zum Start der Tour in den Natur Eis Palast zu gelangen. Wenn man nicht Skifahren möchte, kann man ein Fußgängerticket an der Kasse kaufen. Für alle drei Bahnen nennt sich das Panoramaticket Faszination Eis und kostet € 40,00 (ab 11:45 € 33,50). Wenn man nicht nach ganz oben fahren möchte, kann man auch Tickets für die Zwischenstationen kaufen. Die sind dann entsprechend günstiger.

Gletscherbus

Auf dem Weg nach ganz oben muss man zweimal umsteigen. Ich war an dem Tag sehr früh dort, da ich die erste Tour in den Natur Eis Palast erwischen wollte. Trotzdem war an der Talstation bereits einiges los. Allerdings habe ich nur Skifahrer gesehen. Gefühlt war ich die einzige Person ohne Skier. Nichtsdestotrotz verlief die Auffahrt zum Gletscher und das Umsteigen komplett stressfrei und zügig.

Jede der drei Bahnen braucht für ihre Etappe ca. 15 Minuten, sodass man eine gute Dreiviertelstunde unterwegs ist.
Die Aussicht verändert sich dabei auf jeder einzelnen Etappe. Auf der ersten ging der Blick noch ins Grüne, auf der zweiten wurde das Gelände deutlich steiniger und auf der dritten war bereits alles verschneit.

Der Plan mit der ersten Tour ging an diesem Tag nicht auf, da so früh kaum Interessenten da waren. Somit hatte ich unerwartet eine gute Stunde Zeit und habe mich ein wenig umgeschaut, den Skiläufern zugesehen und den Ausblick von der Aussichtsterrasse bewundert.

Wie geschrieben, ich habe noch nie auf Skiern gestanden. Daher habe ich sicher nicht viel Ahnung, aber ich muss gestehen, zu dieser Zeit im Jahr hätte ich hier nicht skilaufen wollen. Mit Skilaufen verbinde ich eine dicke weiße Schneeschicht und Pulverschnee. Im Winter gibt es das am Hintertuxer Gletscher bestimmt, in dieser Nische zwischen Sommer und Herbst gab es nur eine feste Schneedecke, kein Stück pulverig und auch nicht wirklich weiß.

Nach einer Stunde ging es dann auf die Tour in den Natur Eis Palast. Das Ticket dafür kauft man an einem kleinen Container am Start der Skipiste. Es kostet € 26,00.

Der Weg zum Eingang ist recht steil und der festgetretene Schnee war verflixt rutschig. Ich war heilfroh als ich es aufrecht auf zwei Beinen zum Eingang in den Gletscher geschafft hatte. An den Rückweg wollte ich da gar nicht erst denken.

Mit etwa 30 Personen war unsere Gruppe vergleichsweise klein, was sehr angenehm war. Zu Beginn der Tour gibt es vom Guide ein paar Anweisungen, an die man sich auch unbedingt halten sollte. Man läuft im Gletscher auf Gummimatten und Holzbohlen und an einigen Stellen geht es nur über Leitern weiter. Alles ist feucht und entsprechend rutschig. Da machen Geländer und Halteseile absolut Sinn.

Im Natur Eis Palast herrscht eine konstante Temperatur von 0°. Das Wasser des Gletschersees ist nur wenig kälter. Im Vergleich zu den Temperaturen vorher auf der windigen Aussichtsplatform fühlte es sich dort unten fast warm an.

Ich kann diese Tour nur empfehlen und weiß gar nicht, wie ich das Erlebnis in Worte fassen soll. Es ist unfassbar schön dort unten und der Weg hindurch ist mit den Leiten tatsächlich ein bisschen abenteuerlich. Auf jedem Meter gibt es etwas Neues zu entdecken und es ist unglaublich, was die Natur hier aus Eis erschaffen hat. Ich habe noch nie Eiszapfen gesehen, die von unten oder zur Seite hin wachsen. Überhaupt habe ich noch nie solch große, geradezu phantasievoll gestaltete Eisformationen gesehen.

Es ist das reinste Wunderland.

Unser Guide war ein sehr netter und witziger Holländer, der uns sehr viel über den Gletscher erzählt hat. Wie diese Höhle entdeckt wurde, dass man hier auch heute noch über den Gletscher forscht, wie er entstanden ist, welche Besonderheiten es gibt und halt auch, warum Eiszapfen dort unten sogar seitlich und von unten nach oben wachsen. Wie sich der Gletscher verändert, in welcher Geschwindigkeit und wie sich die verschiedenen Jahrszeiten auf den Wasserstand auswirken können. Und und und. Zweifellos alles super interessant und mit einem Ohr habe ich auch zugehört, aber hauptsächlich war ich doch mit Schauen und Staunen beschäftigt.

Blick in den Forschungsschacht

Natürlich gibt es Licht in der Höhle. An einigen Stellen wird sogar farbiges Licht eingesetzt, was nochmal für besondere Ansichten sorgt. Mir war das schon etwas zu kitschig, mir hätte die Farbe vom Eis alleine gereicht. Mal schneeweiß, dann wieder kristallklar oder mit einem bläulichen Schimmer. Die Natur hat sowieso die schönsten Farben in petto.

Die Tour endet mit einer Bootsfahrt auf dem Gletschersee, was ein würdiger Abschluss ist. Hier ist man stolze 30 m unter der Skipiste. Das kann man sich in dem Moment kaum vorstellen. In der Höhle hat man das Gefühl, komplett in einer anderen Welt zu sein.

Zum Abschluss galt es noch eine kleine Herausforderung zu meistern. 20 Sekunden lang eine Hand ins Wasser halten, wobei unser Guide eher gemütlich gezählt hat. Ich fand es überraschenderweise gar nicht so schlimm, also traut euch! Versprochen, kurz danach ist diee Hand so richtig schön mollig warm.

Es war ein sehr spezielles Gefühl kurz danach wieder aus der Höhle herauszukommen. Fürchterlich hell nach den schummerigen Gängen und obwohl ich keine Platzangst habe, habe ich den immensen Raum um mich herum draußen körperlich gespürt. Das war auf dem Rückweg zur Bahn allerdings wie weggepustet, weil ich alle Mühe hatte, mich auf den Füßen zu halten. Trotz Wanderschuhe bin ich gerutscht wie verrückt und zweimal fast auf die Nase gefallen.

Auf dem Weg zurück ins Tal habe ich auf der mitteleren Station noch einen kurzen Halt eingelegt und mich mit einem heißen Kakao und einer Laugenstange gestärkt. Dann ging es endgültig zurück hinunter ins Tal in wohlige 18°.

Ja, es ist teuer am Hintertuxer Gletscher. € 40,00 für den Gletscherbus empfinde ich als sehr happig für eine Seilbahnfahrt, auch wenn die Fahrt drei Stationen hat. Dass ich mir nur eine Laugenstange und einen Kakao gegönnt habe, hat ebenfalls seinen Grund. Trotzdem, für die Tour im Natur Eis Palast hat es sich gelohnt. Die Tour ist einfach nur ein Traum, wunderschön und informativ. Wenn ihr die Gelegenheit habt, macht das unbedingt!

Informationen (Stand September ’21)

  • Hintertuxer Gletscher
  • Natur Eis Palast
  • Preis: Gletscherbus Panoramaticket € 40,00 (Fußgänger), Tour Natur Eis Palast € 26,00
  • Tourlänge: ca. 1,5 Stunden
  • warme Kleidung und festes Schuhwerk unbedingt erforderlich
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