Haldenhopping No. 2 – Mottbruch, Rungenberg, Hoppenbruch & Hoheward

Im April gab es im WDR eine Reportage. Eine kleine Wandergruppe hatte sich aufgemacht, im Ruhrgebiet sieben Halden zu erwandern. Rund 50 km Haldenhopping an nur einem Tag. Die Sendung aus der Reihe Heimatflimmern kann man noch in der Mediathek anschauen.

Es gibt Dinge, die man mir besser nicht zeigt. Ganz ähnlich wie bei meinem Tandemflug in Tirol. Jedenfalls stand nach der Sendung fest: diese Tour werde ich auch unternehmen! Aber nicht an einem Tag, das stand ebenfalls sofort fest. Ich wollte mir zwei Tage dafür nehmen. Man muss sich nicht hetzen und quälen, das Wandern soll Spass machen. Außerdem habe ich kein Kamerateam dabei, sondern fotografiere / filme selber. Das sind Pausen, die ich mit einrechnen muss. Unterwegs möchte ich keinen Stress haben.

Im Juni habe ich Teil 1 der Tour unternommen. Es ging zu und vor allem auf die Halden Haniel, Beckstraße und Schurenbach.
Um die 7 Summits des Ruhrgebietes aus der TV-Sendung zu erwandern, standen für diesen zweiten Teil Haldenhopping also vier Halden auf dem Zettel. Gut 24 km Strecke sollten dabei zusammenkommen.

Mit der Bahn ging es früh morgens zunächst nach Gladbeck und dann mit dem Bus weiter zur Bushaltestelle Hartmannshof. Sie ist für diese Tour perfekt und vom Bahnhof aus gut und schnell zu erreichen.

Im Gegensatz zum ersten Haldenhopping hatte Part 2 auf jeden Fall deutlich besseres Wetter auf Lager. Sonne und nur ein paar harmlose Wattewolken den ganzen Tag. Das hätte ich statt dem Regenmarsch im Juni auch gerne gehabt.

Von der Bushaltestelle aus sind es gerade mal ca. 3 km, dann hat man den ersten Haldengipfel bereits erreicht. Wie vom ersten Haldenhopping bereits gewöhnt (deshalb aber nicht weniger anstrengend) geht es schnell ordentlich bergauf. Dafür kommt das Windrad auf der Mottbruchhalde aber auch genauso schnell in Sicht, das motiviert ungemein. Auf halber Strecke hinauf kann man bei guter Sicht bereits das Ziel dieses zweiten Hops sehen: das Horizontobservatorium auf der Halde Hoheward. Versprochen, es wirkt näher als es ist.

Das Windrad auf der Halde ist ein Windrad wie viele andere auch, es dreht sich allerdings erst seit Februar 2022 und ist damit noch sehr neu. Mir hat der Haldengipfel ausgesprochen gut gefallen. Ein niederländischer Künstler hatte die Idee, die Halde nach einem Vulkankegel zu gestalten und damit bei einem Wettbewerb gewonnen. Ich war noch nie an oder auf einem Vulkan, aber so oder so ähnlich stelle ich es mir vor. Verschiedene Erhöhungen, die auch an Sanddünen erinnern, eine eher karge Landschaft und mittig tiefer liegend quasi der Krater. Auf diesen Erhöhungen kann man auf einem schmalen Pfad eine kleine Gratwanderung unternehmen und dabei den grandiosen Ausblick bewundern.

Bis zur zweiten Halde, der Halde Rungenberg ist es nicht allzu weit. Man ist natürlich im Ruhrgebiet unterwegs. Das bedeutet, dass man bei einem Haldenhopping oft Asphalt unter den Schuhen hat, dann und wann ist aber auch mal ein geschotterter Wanderweg dabei oder ein Abschnitt geradewegs durch eine Schrebergartensiedlung. Ich war skeptisch, ob man einfach über das Gelände laufen darf, doch das ist gar kein Problem. Es gibt keine Verbotsschilder und wenn man nicht zu neugierig in die Gärten der Laubenpieper schaut, wird niemand etwas sagen. Außerdem ist es eine wirklich hübsche Siedlung.

Im weiteren Verlauf der Route streift man die Zeche Hugo, wo mir ein wenig das Herz geblutet hat. Solch ein cooler Lostplace, aber natürlich kommt man nicht auf das Gelände. Alleine der Blick durch den Zaun ist schon ein kleiner Traum für jeden, der sich für verlassene Orte begeistern kann. Eines der Fördergerüste steht noch immer und macht ebenfalls etwas her. Dort in der Nähe befindet sich auch das kleine Museum, in dem man Bergbaugeschichte erleben kann. Dazu säumen super goldige Häuser die Straßen.

Wenn man aus dieser Richtung auf die Halde Rungenberg steigen möchte, wird man am Fuße der Halde von einer beeindruckenden Treppe empfangen. 300 Stufen, wenn ich das richtig gelesen habe. Auf jeden Fall glaube ich es sofort und bin keuchend oben angekommen. Ich rate dazu, auf der Treppe gelegentlich eine Pause einzulegen und den Blick nach hinten zu richten. Versprochen, es lohnt sich. Und erholen kann man sich ebenfalls kurz. So ein Haldenhopping ist nicht ohne!

Man kann ganz zu den beiden Lichtkanonen hinaufklettern, das habe ich mir aber erspart und bin auf dem Weg dazwischen geblieben. Je weiter man läuft, desto mehr kommt von dem in Sicht, was hinter der Kuppe liegt. Es ist als würde sich ein Vorhang immer weiter öffnen und schließlich bietet sich einem der großartigste Ausblick dieser gesamten Wanderung. Alles, was im Pott Rang und Namen hat, liegt vor einem: erneut der Blick zur Halde Hoheward, die Veltinsarena, eine große Industrieanlage, der Tetraeder und das Windrad, von dem man gerade kommt. Gigantisch!
Bei dieser Aussicht habe ich eine längere Pause eingelegt. Bis zur dritten Halde sind es nämlich stattliche 10 km, da darf man vorher ein wenig länger rasten.

Diese 10 km sind vom Gesamteindruck her sehr gemischt. Der Berger See und der Weg am Ufer entlang ist traumhaft schön. An vielen Stellen kann man auf den See schauen und bei schönem Wetter ein Päuschen auf der Wiese einlegen und den Enten zusehen. Es gibt aber auf der Strecke auch einen Abschnitt durch einen Wald. Er ist etwa 1,5 km lang und grundsätzlich mag ich Waldwege, aber dieser hier ist komplett gerade, man kann ihn jederzeit überblicken und so zieht er sich schon etwas.

Den Aufstieg auf die Halde Hoppenbruch fand ich im Vergleich als ganz angenehm. Auch auf dieser Halde erwartet den Wanderer ein Windrad und dazu einmal mehr ein toller Ausblick. Ein Stück weit entfernt, lädt außerdem einem Skulpturengarten zum Thema Windkraft zum Besuch ein.

Der Vorteil an der Halde Hoppenbruch und der Halde Hoheward ist, dass sie in guter Nachbarschaft liegen. Das bedeutet zwar zwei zünftige Aufstiege direkt hintereinander, dafür aber nicht noch groß Strecke dazwischen. Der Aufstieg auf die Halde Hoheward ist -zumindest aus dieser Richtung- recht lang, dafür bietet er aber auch wunderbare An-, Weit und Fernsichten. Ein breiter Wanderweg führt hinauf und man kommt unterwegs aus dem Staunen nicht heraus.

Die Halde Hoheward ist die letzte Halde dieses Haldenhoppings und das Horizontobservatorium auf ihrem Gipfel ist wahrlich beeindruckend. Den Abstecher hinüber zur Sonnenuhr mit dem Obelisken habe ich leider nicht mehr unternommen, denn mir lief allmählich die Zeit weg. Es wurde bereits zeitlich knapp für den letzten Bus zum Hotel. Eine kurze Pause bei den beiden Bögen habe ich mir aber doch gegönnt. Erstaunlich, wie ruhig es dort oben war. An einem solch schönen Tag hätte ich mehr Trubel erwartet, doch die unerwartete Ruhe hatte ihren ganz eigenen Reiz.

Gegen Ende des Abstiegs von der Halde überquert man die sehr coole Drachenbrücke und kommt anschließend noch an der ehemaligen Zeche Recklinghausen vorbei. Sogar auf den letzten Kilometern dieses Haldenhoppings gibt es also noch ein paar Highlights. Mir hat es speziell die Brücke angetan und ich habe dort mehr getrödelt als ich eigentlich wollte.

Auch der zweite Teil des Haldenhoppings hat mir wieder sehr gut gefallen. Natürlich ist die Tour mit dem vielen Asphalt anstrengend und die Aufstiege sind nicht ohne, aber die Aussichten sind jeden Höhenmeter wert. Die Installationen auf den Halden sind absolut sehenswert und auch zwischen den Halden gibt es auf diesem Part 2 einige wirklich schöne Fleckchen zu entdecken. Und auch wenn ich es jedes Mal sage: der Pott hat so viele grüne Seiten, das sieht man wahrscheinlich am besten von so weit oben.
Einmal mehr, vielen Dank an Heimatflimmern für die Inspiration zu dieser Tour!

Informationen (Stand 08 / 2022)

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