Der Telegrafenweg verbindet auf ca. 18 km die drei historischen Telegrafenstationen Vörden (Nr.30), Entrup (Nr.31) und Oeynhausen (Nr.32). Diese optische Nachrichtenverbindung wurde 1834 in Betrieb genommen und umfasste insgesamt 62 Stationen zwischen Berlin und Koblenz.
Aufmerksam auf diesen Wanderweg bin ich geworden als ich ganz zufällig den Turm auf dem Hungerberg bei Marienmünster entdeckt und besucht habe. Das Thema fand ich sofort spannend und außerdem mag ich Türme jeder Art. Somit stand fest, dass ich den Telegrafenweg eines Tages gehen würde.Bis dahin hat es dann aber ein ganzes Jahr gedauert.
Der Weg ist nicht gerade in meiner Nähe, die An- und Abreise mit den Öffis unkomfortabel bis unmöglich (je nach Wochentag) und das Auto hätte auch nichts gebracht, weil ich uU nicht zum Auto zurückgekommen wäre.
Nun wurde mir aber ein Familien-Taxi angeboten, was ich natürlich angenommen habe. Danke auch hier nochmal!
Diese Tour war also quasi Wandern mit Safetycar.
An der Zufahrt zur Rennstrecke Bilster Berg wurde ich für die Wanderung ausgesetzt, dort befindet sich auch der offizielle Start der Tour. Parken ist direkt vor Ort eher schwierig, da müsste man sich in der Nähe einen Platz suchen. Der Weg führt direkt zur ersten Telegrafenstation, der Nr. 32. Es sind nur wenige Minuten bis dorthin. Eine Infotafel klärt über die Telegrafenlinie auf und erläutert den Ablauf dieser Art von Nachrichtenübermittlung. Die Flügelpaare an der “Antenne” sind beweglich und je nach Stellung bilden sie Zahlen oder Zahlenkombinationen ab, denen bestimmte Wörter entsprachen.
Der Weg führt an der Station vorbei und dann an einem Teil der Rennstrecke entlang. Leider sieht man hinter dem Buschwerk nicht viel davon, was ich sehr schade fand. Ich verstehe ja, dass man so bei Rennen Zaungäste fernhalten möchte, aber ich hätte trotzdem gerne mal über den Zaun gespinstet. Hier parallel zur Rennstrecke hat man das erste und einzige Mal einen Wiesenweg unter den Wanderschuhen. Ansonsten ist die komplette Strecke asphaltiert und kann daher auch mit dem Rad unternommen werden. Lediglich hinauf zu den Türmen müsste man das Rad abstellen oder schieben.
Der Telegrafenweg führt einmal lang durch das Städtchen Nieheim mit seinen hübschen Fachwerkhäusern. Wenn man möchte, kann man die Wanderung hier zugunsten einiger Museen und einer Schaukäserei unterbrechen. Das Sackmuseum ist meinem Eindruck nach am bekanntesten. Es gibt aber auch noch ein Brot-, ein Brauerei- und ein Käsemuseum. Nach einer Museumstour in Nieheim ist man also ganz bestimmt “sitt” und satt. Wer nicht ins Käsemuseum möchte, kann sich ein leckeres Andenken aus dem Käseautomaten mitnehmen. Die Preise sind erfreulich fair..
Hinter Nieheim verläuft die Route abwechslungsreich zwischen Wiesen und Feldern hindurch. Aufwärts geht es dabei selten und wenn, dann sehr moderat. Auffällig an der Strecke sind die vielen Kreuze, die man immer mal wieder entdeckt. Einige davon sind leider bereits ziemlich zugewachsen, andere dagegen noch gut zu sehen. Warum es hier so viele Kreuze gibt, weiß ich leider nicht. Zur Erinnerung, natürlich. Aber woran? Falls jemand etwas weiß, gerne ab damit unten in die Kommentare!
An den Nieheimer Tongruben entlang geht es weiter in Richtung Telegrafenstation 31. Die Tongruben sind ein Naturschutzgebiet und es gibt einen lauschigen kleinen Rastplatz mit einer Bank. Hier gibt es laut den Infotafeln eine große Population an Laubfröschen. Leider war zu Zeiten meiner Wanderung keine Konzertsaison, bei Tag sowieso nicht. Dem grünen Hüpfer wurde hier sogar ein hölzernes “Denkmal” errichtet. Eine coole Idee!
Zum Lattbergturm hinauf hat man einen kurzen Anstieg zu bewältigen, es hält sich aber im Rahmen. Da die Wanderung sonst sehr flach ist, ist das nicht weiter schlimm. Außerdem kann man sich oben bei einer prima Aussicht erholen. Für Unterhaltung beim Treppensteigen sorgen mehrere Schautafeln, die einmal durch die Erdzeitalter führen. Oben im Turm gibt es eine weitere Tafel mit dem Alphabet der optischen Telegrafie. In einem vergitterten Raum steht sogar eine Anlage um die Flügel der Station ausrichten zu können. Das würde ich ja gerne mal ausprobieren.
Ist man vom Turm wieder herunter befindet man sich auf Kurs Richtung Marienmünster. Nun läuft man auch mal eine Weile an einer größeren Straße, aber der Schlenker durchs Grüne, der in der (meiner) offiziellen Route noch vorhanden war, funktioniert nicht mehr. Der Eigentümer des Feldes hätte sicher etwas dagegen, liefe man über seinen Acker. Die Beschilderung des Telegrafenwegs weist aber auch nicht in diese Richtung, sondern an der Straße entlang. Woher der Schlenker kommt, kann ich nicht sagen. In der unten verlinkten Tour ist er nicht mehr enthalten. Der Telegrafenweg ist bestens beschildert, also einfach nach den Wegzeichen richten, dann ist alles gut.
Wenn die Türme der Abtei Marienmünster in Sicht kommen, hat man das Ziel der Wanderung schon fast erreicht. Die Abtei ist ein ehemaliges Benedektinerkloster und sehr schön. Es gibt ein Besucherzentrum und auch Veranstaltungen finden von Zeit zu Zeit hier statt. Vornehmlich Konzerte, soweit ich es gelesen habe. Besonders sympathisch finde ich, dass der Dachstuhl ein anerkanntes Fledermausquartier ist. Vor allem das Große Mausohr fliegt dort gern ein und aus.
Der Abschnitt hinauf zum Hungerbergturm (Station Nr. 30) hat es dann ganz feierlich nochmal in sich. Es geht stracks bergauf, dafür aber schön in waldiger Umgebung. Das macht es bei Wärme immerhin schattig. Der Turm ist hübsch und luftiger gebaut als sein Kollege Lattberg und oben gibt es neben einer weiteren beeindruckenden Aussicht ein Gästebuch, in das man sich eintragen kann. Am Fuße des Turms gibt es nochmal Infos zur Telegrafenstrecke.
Mit dem Auto kommt man nicht hinauf zum Hungerbergturm. Man muss also wieder von dort absteigen und dann vom Ort aus die Rückreise antreten. Ich wurde an der Abtei wieder eingesammelt, was praktisch war.
Der Telegrafenweg punktet mit einem spannenden Thema und hatte mich genau damit auch sofort am Haken. Bis auf die Aufstiege hinauf zu den Türmen verläuft die Route angenehm flach und zwischen Feldern und Wiesen hindurch, durch das Örtchen Nieheim und gelegentlich an Straßen entlang. Knackpunkt ist, dass er fast durchgehend asphaltiert ist. Im Wald tun mir 18 km nicht weh in den Füßen, hier habe ich sie ordentlich gespürt. Davon abgesehen ein interessanter Wanderweg, den man mit den Museen in Nieheim und der Abtei Marienmünster leicht erweitern kann.
Informationen (Stand 09 / 2022)
- Name: Der Telegrafenweg zwischen Nieheim und Marienmünster (GPX)
- Startpunkt: Rennstrecke Bilster Berg
- Zielpunkt: Abtei Marienmünster
- Länge: ca. 18 km
- befestigte Strecke, nur zu Beginn und zu den Türmen hinauf weicher Untergrund
- Abtei Marienmünster, Nieheimer Museen, Fledermausschutz