Nach der Komplettierung des Kettwiger Panoramasteiges dauerte es nicht besonders lange bis der Zollvereinsteig auf dem Plan stand.
Der Start der etwa 29 km langen Wanderung (offiziell 26 km, irgendwie ist es bei mir mehr geworden) ist der Bahnhof Zollverein Nord, von wo es nur wenige Gehminuten bis zum Steig sind.Ob und wo es Parkplätze gibt, kann ich in diesem Falle leider nicht sagen. Ich denke aber, zumindest bei Zeche Zollverein wird es Parkplätze geben. Ich bin immer per Bahn im Pott.
Vielleicht nicht am gleichen Tag der Wanderung auf dem Zollvereinsteig, aber für einen Ausflug kann ich nicht nur Zeche Zollverein als Gelände (unbedingt mit einr Führung!), sondern auch einen Besuch des Ruhrmuseums dort sehr empfehlen!
Eine Weile ist man auf dem Steig in der Nähe der Zeche Zollverein an Straßen unterwegs, aber nicht allzu lange. Dann zweigt die Route schon in einen der vielen Parks ab, durch die sie hindurchführt. So stadtnah und doch so wunderbar grün.
Vorbei an blühenden Büschen, einem Denkmal und einem kleinen Teich samt gefiederten Bewohnern und ihrem flauschigen Nachwuchs führt einen der Weg durch die Anlage. Viele Bänke laden zum Verweilen ein, aber für eine Pause war es mit so kurz nach Start noch deutlich zu früh.
Wieder zurück an der Straße gelangt man zur Zeche Carl mit dem Schild, dass Durchfahren und Durchlaufen verboten sei. Auch das noch!
10 Meter entfernt in Sichtweit steht ein offizielles Radwegschild. Sagen wir so, es hat mich niemand aufgehalten als ich am Verbotsschild vorbeigelaufen bin. Und als vor mir die nächsten Spaziergänger und Radler auftauchten, war es sowieso egal. Die Gebäude auf dem Gelände wirken teils sehr in die Jahre gekommen, aber mir hat dieser besondere Charme prima gefallen. Ich habe mich kurz umgeschaut, wozu ich auch raten würde.
Nun erreicht man den ersten von drei Friedhöfen, über die der Steig verläuft. Dort sollte man sich angemessen ruhig verhalten. Selbstverständlich, nicht wahr? Es ist mir im Ruhrgebiet schon oft passiert, dass Wanderwege ganz offiziell über Friedhöfe führen. Ich wüsste nicht, dass es so etwas bei uns hier gibt. Vielleicht täusche ich mich aber auch. Genauso darf man im „Pott“ durch so manche Schrebergartensiedlung wandern. Hier bei uns stände man sicher vor einem verschlossenen Tor, durch das man nur mit Passwort kommt…
Und dann steht er auch schon an, der Aufstieg auf die Schurenbachhalde. Auf Treppen aufwärts! Ich war noch nie bei gutem Wetter auf der Halde und auch heute waren die 5% Regenwahrscheinlichkeit pünktlich zur Stelle. Mein erstes Haldenhopping führte mich bereits hier hoch und oben wurde ich von einem Gewitter ermpfangen. Da war ich auf dem Zollvereinsteig fast froh, dass es nur Regen war Trotzdem ist es immer wieder cool dort oben in der Mondlandschaft.
Beim Abstieg habe ich mich in den Wegeschlingen einmal verhauen und musste ein Stück wieder zurücklaufen. Typisch! Da wird der Löwenanteil meiner Zusatzkilometer zusammengekommen sein.
An einem kleinen Teich habe ich meine Halbzeitpause gemacht (etwas früher) und plötzlich kam tatsächlich die Sonne heraus. Es geht doch! Ein paar Minuten früher und oben auf der Halde wäre zwar noch schöner gewesen, aber Anfang Mai sollte man sich über jeden Sonnenstrahl freuen. Hierzulande jedenfalls.
In der Nähe vom Rhein-Herne-Kanal bin ich für einen Abstecher runter vom Steig, denn ich wollte gerne die rote Kanalbrücke sehen. Leider ist sie nicht begehbar und durch die Lücken im Tor auch nicht so einfach zu fotografieren. Aber ein wenig hat es geklappt. Immerhin! Ich wäre ja so gerne einmal auf und über diese Brücke gegangen, aber das Tor war wirlich rappelzu. Da war nichts zu wollen. Und außerdem kommen dort immer wieder Leute vorbei, ungesehen ist man also auch nicht.
Zurück auf dem Steig ging es Richtung Halde Eickwinkel. Von oben kann man zurück schauen bis zur Bramme auf der Schurenbachhalde. Und auch in die anderen Richtungen hat man eine gute Aussicht. Mir hat die Halde richtig gut gefallen! Der Rastplatz auf der Halde Eickwinkel ist zwar klein, aber gemütlich und was den Ausblick angeht sehr günstig gelegen. Eine kleine Weile habe ich mich dort nochmal etwas ausgeruht.
Nach einem sehr langen Wegstück an einer Wiese entlang, streift man das Gebäude des „Verband Deutscher Brieftaubenzüchter e.V.“ und wandert weiter zur Halde Zollverein. Rauf ging es ganz entspannt, runter holte die Tour plötzlich die Wildniskeule heraus. Zugewucherte Pfade, matschiger und rutschiger Untergrund…ich sah binnen kurzer Zeit aus wie das Ding aus dem Sumpf. Diese Pfade auf die Halden und runter davon sind oft recht abenteuerlich. Da machte auch die Halde Zollverein keine Ausnahme.
Als die Route mich dann noch über eine sumpfige Wiese schicken wollte (ja, offiziell!), habe ich lieber einen Haken drum herum geschlagen. Ich fand mich dreckig genug, so!
Über den zweiten Friedhof hinweg und auf schmalen Wegen durch Grün wandert man weiter, gelangt auch mal zu ruhigen Straßen, aber im Großen und Ganzen holt einen der Steig wo es nur geht irgendwo ins Grüne. Gut geplant und gemacht!
Und noch ein Park und noch ein Friedhof und plötzlich ist Zollverein schon wieder ganz nahe. ABER es kommt noch ein Abschnitt, der über eine Mountainbikestrecke führt. Vorsicht dort! An meinem Wandertag war nichts los, aber bei Betrieb muss das hier höllisch gefährlich sein. Ich habe dort kein einziges Foto gemacht aus Angst, einem Radler im Weg zu stehen. Daher müsst ihr mir diese Warnung jetzt einfach mal glauben.
Am Ende führt der Steig eigentlich zur Kohlenwäsche auf Zollverein und darum herum. Dort war ich allerdings schon mal, aber das Gelände bei Sonne habe ich noch kein einziges Mal gesehen. Darum habe ich den Schlenker ausgelassen und bin lieber Förderturm gucken gegangen. Es hat mir dort immer schon gefallen, aber bei blauem Himmel und Sonne war es umso schöner! Irgendwie habe ich wohl ein Händchen dafür, gewisse Orte im Ruhrgebiet immer bei Regen zu sehen.
Der Zollvereinsteig hat mir prima gefallen und steht hinter dem Baldeneysteig auf Platz 2 der bisher gemachten Ruhrgebietssteige. Er bietet eine abwechslungsreiche Routenführung, sehr viel Grün, schöne Halden und moderate Anstiege. Und er hat mit der Zeche Zollverein defintiv den schönsten Start- bzw Zielpunkt. Nehmt aber bitte die Route auf dem Handy mit, die Beschilderung ist an mehreren Stellen nicht sonderlich eindeutig.
Informationen (Stand 05 / 2024)
Name: Zollvereinsteig (GPX)
Start- / Zielpunkt: Bahnhof Zollverein Nord
Länge: ca. 29,5 km
Wanderwege, Straßen, vorwiegend fester Untergrund