Nichts ist beständiger als die Lageänderung.
Diese Erfahrung mussten wir im Urlaub an diesem Tag auch machen. Plan A wäre eine Wanderung gewesen. Als wir aber plötzlich feststellten, dass wir seit Kilometern auf dem Weg fuhren, haben wir die Tour verworfen. Kilometerlang Asphalt, nein danke! Plan B war eine Paddeltour bei einem Verleih in der Nähe, doch dort trafen wir niemanden an. Bei der Telefonnumer wurde nicht abgenommen. Nach kurzer Recherche fanden wir einen weiteren Verleih, ebenfalls nicht weit entfernt. Ein kurzes Telefonat und wenige Fahrminuten später waren wir dort und bekamen ein Kajak samt Einweisung und Karte. Vielen Dank an dieser Stelle an Bresi SUP!
4 Stunden Paddeln lagen nun vor uns.

Zunächst paddelten wir ein Stück die Herrenlanke entlang, an der der Verleih liegt. Die Havel selber liegt quasi „einmal um’s Eck“ herum. Ich hoffe sehr, dass diese Perspektive vom Wasser aus für mich immer so etwas Besonderes bleiben wird wie sie es gerade ist. Außerdem liebe ich die Bewegung beim Paddeln. So fließend, so gleichmäßig, fast ein wenig meditativ. Aber auf Dauer auch etwas anstrengend. Das lässt sich nicht romantisieren. Hier am Start waren wir aber beide noch guter Dinge und die Kurve auf die Havel war bald erreicht.

Auf einem solch breiten Fluss wie der Havel waren wir bis dahin noch nicht unterwegs gewesen. Wobei breit schon relativ ist, jedenfalls auf diesem Abschnitt. Aber im Vergleich zu den anderen Flüssen, die wie bisher mit dem SUP oder Kajak / Kanu erkundet haben, erschien die Havel durchaus breit. Ich muss gestehen, ich mag die schmalen Flüsse etwas lieber. Sie sind uriger und wenn man in der Mitte vom Fluss paddelt, sieht man an den Ufern mehr als aus einer größeren Entfernung. Aber es war mal eine neue Erfahrung und die grünen Ufer einfach herrlich. Wie verrückt viele Bäume an Flussufern einfach wachsen, erstaunlich.

Das Zwischenziel sollte ein Wasserwanderplatz sein, wo wir unsere Pause verbringen wollten. Doch erstmal führte uns die Route auf der Karte in eine Sackgasse. Es gibt dort bestimmt eine Durchfahrt, allerdings war diese im Mai komplett von Bäumen und Sträuchern blockiert, sodass man noch nicht einmal mit dem SUP durchgekommen wäre. Mit dem Kajak erst recht nicht. So mussten wir in der lauschigen Bucht wenden und einen Bogen schlagen, der gemäß Karte ebenfalls zum Wasserwanderplatz führen sollte. Das ist eventuell ein kleiner Nachteil am Paddeln: im Gegensatz zum Wandern kommt man nicht so ziemlich überall durch und eine Alternativroute findet sich auch nicht so leicht.

Obwohl es Samstag war, war auf dem Fluss erstaunlich wenig los. Solche Situationen bereiten mir immer etwas Kopfzerbrechen. Ich denke dann immer, die anderen wissen etwas, was wir nicht wissen und sind deshalb lieber weggeblieben. Dafür haben wir massig Schwäne gesehen und mit allergrößtem Vergnügen bobachtet, wie sie starten und vor allem wie sie landen. Das erinnert glatt an Albatros Airlines aus Bernhard & Bianca. Einer versuchte, mit seinen Platschfüßen auf dem Wasser zu laufen. Das klappte erwartungsgemäß nur drei Schritte lang. Ein anderer platschte wie ein nasser Sack ins Wasser. Was ein Schauspiel! Wir haben Tränen gelacht. Und wie laut das ist, wenn ein Schwan im Sinkflug neben dem Boot herfliegt!

Um zum Wasserwanderplatz zu kommen, mussten wir von der Havel runter und auf die Mögeliner Havel, die etwas schmaler ist und damit mehr nach meine Geschmack. Bis zum Platz war es nicht weit und zunächst hatten wir ihn noch für uns alleine. Als das Boot am Sandstrand (!) lag, haben wir es uns mit Snacks und Getränken an einem der Tische bequem gemacht. Hinter dem Platz verläuft ein Wander- und Radweg, aber nur selten kam jemand vorbei.
Doch dann rückten sie plötzlich an, und zwar vom Wasser her! Sechs voll besetzte Ruderboote.Wir verstehen bis heute nicht, wieso man unser Boot komplett „zuparken“ musste, obwohl es genug Platz gab. Die Gruppe stieg aus und begann an Land damit, ein mittelgroßes Kuchenbuffet auszupacken und auf Tischen anzurichten. Als wir uns zwischen den Ruderbooten hindurchmanövrierten, bekamen wir lediglich ein mäßig interessiertes und emsig mampfendes „Geht das?“ zu hören.

Für uns hieß es nun, den Rückweg anzutreten. Zunächst wieder auf der Mögeliner Havel und später auf der Havel. Während wir auf dem Hinweg niemandem begegnet waren, herrschte nun plötzlich reges Treiben auf den Flüssen. Andere Paddler, kleinere und größere Motorboote und sogar eine ganz Kolonne von Motorbooten, die unser Kajak leicht zum Schaukeln brachte und die wir deshalb lieber abgewartet haben. Wo kamen denn plötzlich die ganzen Menschen und Boote her? Hatten sich alle erst zum Nachmittagskaffee herausgetraut? Oder hatten sie gewartet bis das Wetter sich endlich für schön entschieden hatte?

Am Abzweig zurück auf die Herrenlanke wäre ich alleine vermutlich vorbeigepaddelt. Ich bin wahrlich nicht berühmt für meinen Orientierungssinn und in umgekehrter Richtung sieht eben alles anders aus. Oder? Maik sei Dank bekamen wir aber doch die richtige Kurve und bald kam der Steg vom Verleih in Sicht. Inzwischen dämmerte es bereits ein wenig. Die vier Stunden hatten wir auf jeden Fall komplett ausgenutzt. Erst recht inklusive Boot sauber putzen, was am Ende zu jeder Tour gehört. Es gibt Dinge an diesem Hobby, die machen nicht ganz so viel Spass.


Es war eine sehr schöne Paddeltour in ganz fremden Gewässern, die ich guten Gewissens empfehlen kann. Speziell auch für Anfänger, wozu wir ja auch noch zählen. Die Strecke lässt sich durchgängig paddeln, es gibt keine Wehre und nicht mal die kleinste Stromschnelle. Umtragen ist nirgendwo nötig. Der Wasserwanderplatz ist klein und gemütlich und bietet neben einem echten Sandstrand mehrere Sitzmöglichkeiten mit Tischen.
Der Verleih Bresi Sup in Rathenow ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Super freundlich, unkompliziert und preislich wirklich fair.
Informationen (Stand 05 / 2025)
Name: Plan C – Paddeltour auf der Havel (GPX)
Länge: ca. 11 km (Hin & Zurück)
Pausenplatz – Biwakplatz Mögelin
Start- & Zielpunkt: Bresi SUP, Milower Landstraße 7, 14712 Rathenow
Bresi SUP