Inzwischen passiert es tatsächlich fast jedes Mal, wenn wir einen halbwegs breiten Bach oder einen Fluss sehen: wir forschen nach, ob er eventuell paddelbar ist. Für uns mit unserer „Erfahrung“, vor allem aber behördlicherseits.
Auf der Wanderung bei Wertheim hatten wir vor Längerem die Tauber überquert und nach einem ausgiebigen Blick beschlossen, wenn es erlaubt ist, wird sie unsere nächste Flusstour mit den SUPs.
Die Einstiegsstelle liegt nicht weit von der Bahnhaltestelle Wertheim Kloster Bronnbach. Hier startet also diese fast 9 km Tour, die schließlich (unerwartet) schon am Wertheimer Wehr endete. Dazu später dann mehr.

Die Einsetzstelle liegt neben und halb unter einer Brücke. Sehr lauschig ist es dort zwar nicht, aber es gibt ausreichend Platz um auch mehrere SUPs bereit zu machen. Zum Wasser geht es recht steil hinunter, da schadet es nicht, wenn man mindestens zu zweit ist. So kann man sich gegenseitig helfen, die Boards ins Wasser zu bringen.
Die Stelle liegt noch am Mühlenkanal, den man zunächst einige Meter entlang paddelt, ehe er schließlich in die Tauber mündet. Leider war das Wasser überhaupt nicht klar. Dafür präsentierte die Kulisse sich in sattem Grün, was sich bis zum Ende der Tour nicht mehr ändern sollte.

Anfangs gab es zwischendurch noch einige freie Meter, die den Blick auf die Weinberge gewärhrten. Aus dieser Perspektive hatte ich sie auch noch nie gesehen. Das ist ein Punkt, den ich am Paddeln sehr mag: der Blickwinkel ist etwas ganz Besonderes, den sonst nur wenige Menschen haben. Die Tauber hatte so gut wie gar keine Strömung, sodass wir den Ausblick bestens bewundern konnten. So flach wie die anderen Flüsse auf denen wir bisher unterwegs waren, ist sie allerdings nicht. Mit dem Paddel den Grund erreichen, das funktionierte hier nicht. So prüfen wir –ganz fachmännisch natürlich– gelegentlich die Flusstiefe. Breit ist die Tauber auf dieser Tour nicht. Im Zweifel hätte man schnell das Ufer erreicht.

Unter einigen Brücken hindurch führt die Strecke geradewegs auf das erste Wehr zu. Insgesamt gilt es auf den fast 10 km zwei Wehre zu umtragen. Am dritten Wehr ist die Ausstiegsstelle. Würde man bis nach Wertheim durchpaddeln, müsste man hier ein drittes Mal umtragen. So sah unser ursprünglicher Plan aus, der sich später zerschlagen sollte.
Das wussten wir aber noch nicht als wir am Sauerstoffwerk Guttroff nach 2 km das erste Wehr erreichten. Man kann auf der linken Seite aus dem Wasser heraus und muss die SUPs nur ein kurzes Stück tragen, ehe man sie wieder zu Wasser lassen kann. Der Damm dort lag nach den trockenen Wochen an diesem Tag frei und so konnten wir uns das Wehr kurz anschauen. Interessant!


Hinter dem Wehr war das Wasser dann so niedrig, dass wir die SUPs ein Stück treideln mussten. Also fix die Kordeln daran befestigt und schon konnten wir mit den Boards quasi Gassi gehen. Zum Glück war es richtig schön warm und das Wasser wirklich angenehm. Mit den Wasserschuhen stellten auch die vielen Steine kein großes Problem dar. Ohne solche Schuhe kann es hier schmerzhaft werden. Aufgrund solcher Fälle würde ich fürs SUP immer Wasserschuhe empfehlen, die durchaus eine richtige Sohle haben. Es gibt sie in ganz dünn, da spürt man selbst den kleinsten Kiesel durch. Es gibt sie aber auch mit stabiler Sohle, was sich bei mir bisher bewährt hat. Für den Stand auf dem SUP macht das für mich bislang keinen Unterschied. Sobald ich im Wasser laufen muss, sehr wohl!

Hinter dem Wehr gibt einem eine kleine Schwelle im Wasser einen Schubs und bringt damit kurz einen Funken Tempo in die Tour. Lange hält der Schubs aber nicht vor. So paddelten wir sehr gemütlich durch 50 shades of green. Das Wasser war inzwischen etwas klarer geworden und alles zusammen sah einfach nur traumhaft schön aus.
Auf Höhe des Campingplatzes Forelle wurde es auf der Tauber etwas voller. Einige Camper dümpelten gemütlich im Wasser und auch ein paar geliehende Kanus kamen in Sicht. Andere SUPs natürlich auch. Diese Schwimmbretter sind so populär geworden, das ist fast unglaublich. Aber es macht halt richtig viel Spass, da kann man das schon verstehen.
Abgesehen von diesem Abschnitt am Campingplatz ist uns aber auf der kompletten Strecke niemand begegnet. Nur an den Ein- und Ausstiegsstellen.


Nach insgesamt 5 km erreicht man das zweite Wehr an der Teilbacher Mühle. Hier kann man rechts aus dem Wasser heraus, wo einem ein Schild den Weg zum Wiedereinstieg in 60 m Entfernung weist. Am einfachsten ist es hier, die Finne zu entfernen und die Boards an der Schnur über die Wiese zu ziehen. Hier wäre auch ein guter Punkt um eine Pause zu machen. Weil man aber auf einem SUP sehr gut essen und trinken kann, machen wir selten eine richtige Pause. Die Salzbrezeln leerten sich an diesem Tag erstaunlich fix.
Auch wenn das Wehr eine Mühle im Namen hat, ein Mühlrad ist nirgends zu entdecken. Aber von der kleinen Halbinsel aus Kies beim Einstieg, hat man nochmal einen schönen Blick über das Wehr hinüber zur Mühle. Sie ist ganz malerisch gelegen.

Wenig später wurden wir Zeuge eines Familiendramas. Am Ufer hütete eine Schwänin (vermutlich) ihr Junges. So ein großes Nest und nur ein Küken? Überhaupt, nur ein Küken? Das sieht man selten. Etwa 10 oder 20 m weiter drehte ein weiterer Schwan seine Runden und wirkte dabei irgendwie suchend. Der Vater etwa? Auf der Suche nach Nachwuchs Nummer 2 oder gar noch Nummer 3?
„Ich war nur kurz gründeln! Als ich los bin, da waren es noch drei! Du bist aber auch zu gar nichts zu gebauchen!“
Ich kann mir das richtig gut vorstellen, wie Mama Schwan zum Nest zurückkommt, erschrocken ihr einziges übrig gebliebenes Küken sieht und den Vater runterputzt. Hoffentlich hat sie ihm später wieder verziehen.
Schwäne waren auch auf der Kajaktour auf der Havel schon für einen Lacher gut.
Wir haben bisher wirklich Glück gehabt mit den Langhälsen.

Vom Wehr an der Teilbacher Mühle hat man noch etwa 4 km vor sich bis zum Endpunkt der Tour.
Dieses Stück lädt nochmal zum Genießen ein. Die Tauber schlängelt sich bei Waldenhausen wirklich herrlich! Kurz vorEnde erreicht man einen Seitenarm, den ich sehr empfehle. Der Seitenarm ist komplett verwunschen und märchenhaft mit zahlreichen Mini-Inseln, auf denen nur ein einziger Baum steht. Ich würde tatsächlich sagen, dass dies mein liebster Abschnitt der Tour war.
Wertheim ist nun nicht mehr weit und eigentlich wollte wir bis dorthin weiterpaddeln und in der Stadt aussteigen.
Daraus wurde leider nichts. Der Ausstieg beim Wehr Wertheim liegt auf der linken Seite und auf der Karte war eine Einstiegsstelle einige Meter entfernt hinter dem Wehr eingezeichnet. Es stehen dort Gebäude eins Sportfischervereins und Tore gab es auch, aber keines stand offen.

So haben wir die Tour vor dem Wehr Wertheim beendet. Es gibt einen Parkplatz an der Stelle, sodass man Platz hat. Man kann die Boards entspannt zum Trocknen auslegen und in Ruhe zusmmenpacken. Nach uns traf noch eine Gruppe mit zwei geliehenen Kanus ein, die ihre Fahrt ebenfalls hier beendeten.
Wir haben die Tour bei einem ansässigen Kanu Verleih gefunden und dort wird beschrieben, dass man hinter dem Wehr bis Wertheim weiterpaddeln kann. Wir wissen bis heute nicht, warum wir den Einstieg nicht gefunden haben.
Schade, sehr schade, wirklich. Ich wäre die 1,5 km gerne noch gepaddelt, statt die Strecke bei der Wärme mit dem großen Rucksack zum Bahnhof zu laufen.
Insgesamt eine traumhafte Strecke für SUPs und bei schönem Wetter und solch niedrigem Wasserstand ganz klar eine Anfängertour. Die beiden Wehre lassen sich recht komfortabel umtragen und die Tauber hat kaum Fließgeschwindigkeit. Die Natur entlang der Ufer ist wunderbar grün, idyllisch und märchenhaft Anfangs schaut man noch in die Weinberge, später verschwindet man quasi zwischen Bäumen und Sträuchern. Trotz des herrlichen Wetters haben wir außer einigen Leih-Kanus keine Menschenseele getroffen.
Informationen (Stand 07 / 2025)
Name: Familiendrama auf der Tauber – Mit dem SUP von Kloster Bronnbach nach Wertheim (GPX)
Startpunkt: Einsetzstelle Nähe Bahnhaltestelle „Wertheim Kloster Bronnbach“
Zielpunkt: Ausstiegsstelle am Wehr Wertheim
Länge: ca. 9 km
