Wie wir inzwischen mehrfach feststellen durften, ist es ganz schön schwierig, in Deutschland erlaubte Flusskilometer zum Paddeln zu finden. Darum habe ich für diese Tour direkt vor der Haustür gesucht. Da bietet sich in Herford die Werre an, die bei Porta Westfalica in die Weser fließt. An dem Punkt waren wir bereits mit einem Kanu, also ging der Blick quasi zur anderen Seite.
Dort findet man zB die Bega, die aus Richtung Bad Salzuflen kommt und in die Werre fließt.
In Bad Salzuflen Schötmar gibt es den Kanuclub Rio Negro, der natürlich eine Einsetzstelle hat.
Dort hat man uns freundlicherweise erlaubt, die SUPs zu Wasser zu lassen.
Von hier führt die Route auf ziemlich genau 10 km bis nach Herford.

Beim Kanuclub wurden wir gefragt, ob wir bereits Erfahrung mit Wildwasser haben. Darum möchte ich gleich hier zu Beginn sagen, dass die Strecke ihre „holprigen“ Passagen hat. Es liegen zwei Wehre auf der Route, die umtragen werden müssen. Dazu gibt es gelegentlich Stufen im Wasser, die zwar paddelbar, aber auch etwas holprig sind. An unserem Paddeltag war der Wasserstand allerdings auch sehr niedrig, sodass wir alles mitgenommen haben. Bei etwas höherem Wasserstand sollte es weniger rumpelig sein.
Sei also lieber etwas vorsichtig, wenn du unterwegs bist. Das waren wir an diesen Stellen auch. Besser erstmal antesten, wie sich der Abschnitt paddeln lässt.

Hoffentlich bleibt es immer so, dass ich jedes Mal hingerissen bin von der Perspektive vom Wasser aus. Die grünen Ufer, das spiegelnde Wasser und dieses Gefühl, für eine Weile komplett raus zu sein, einfach herrlich! Während einem auf einer Wanderung unter Umständen zahlreiche andere Ausflügler begegnen, so ist man auf einem Fluss eher alleine unterwegs. Von den Abenteurern in den ausgeliehenen Kanus und Kajaks abgesehen natürlich.
Leider muss ich zur Bega sagen, dass sie tatsächlich voller Müll ist. Von Plastiktüten über Spielzeuge bis zu versenkten Einkaufswagen ist hier alles zu besichtigen. Wie um alles in der Welt kommt man als Mensch mit vermeintlich gesundem Verstand darauf?

Die erste Stromschnelle ließ nicht lange auf sich warten, sah aber durchaus machbar aus. Die Bega hat so gut wie keine Strömung, wir hätten gar nichts dagegen gehabt, ein wenig angeschoben zu werden für etwas Tempo. Stattdessen kamen wir gar nicht voran, denn bei dem niedrigen Wasserstand polterten die SUPs mit ihren Finnen wortwörtlich über die Steine, die das Wasser so verheißungvoll sprudeln ließen. Stellenweise kamen wir nur durch Schieben oder mit Hilfe der Paddel darüber. Es war zum Glück gar kein Problem, im Wasser zu stehen. Selbst mir ging es nicht mal bis zum Knie. Warm war es außerdem. Trotzdem, Spass hat es nicht gemacht. So eine Finne steckt auch nicht alles weg.

Während sich die Bega stellenweise malerisch dahin schlängelt, wird die Strecke auf der Werre deutlich gerader. Bis wir dort waren, galt es aber noch ein paar solcher Holperpassagen zu bewältigen. Die Finnen haben wir schließlich abgebaut um sie nicht zu beschädigen. Mit den Finnen klang es wie Kopfsteinpflaster, wenn wir über die Steine gerumpelt sind. Da bekommt man schon Sorge um sein SUP. Selbst ohne die Finne ging es oft gar nicht anders als vom Brett abzusteigen und das Board darüber zu schieben.
Ehe die Bega in die Werre fließt, steht das erste Wehr an. Man kann auf der rechten Uferseite an Land gehen und das SUP am Wehr vorbei tragen. Es gibt einen Trampelpfad, der sich gut dafür eignet.

Die Werre führt noch weniger Strömung als die Bega, es war als paddele man auf einem Teich. Dafür ist sie tiefer. Für mich war diese Tour sowieso eher eine Sitzpaddeltour. Ich liebe einfach mein Paddel, das sich mit wenigen Handgriffen in ein Doppelpaddel umstecken lässt. Hier auf der Werre war das wunderbar entspannt möglich. Solche Holperpisten wie in der Bega standen auf der Werre erstmal nicht mehr an. Dafür kamen uns immer mal wieder Kanugruppen entgegen. Auf der Werre ist scheinbar paddelmäßig mehr los! Bei dem traumhaften Wetter an diesem Tag war das aber auch nicht weiter erstaunlich.
Ehe man Herford erreicht, liegt auf der rechten Seite der Picknickplatz Meerbrede. An einer Brücke hängt ein entsprechendes Schild. Wer mag, der kann hier gut eine Rast einlegen.


Wenig später nach dem Pausenplatz erreicht man bereits Herford und paddelt bald am Kanu Club Herford vorbei, wo die Ausflüge mit den geliehenen Kanus enden. Wer mag, der kann die SUP Tour hier beenden, allerdings sollte man dann jemanden haben, der einen abholt. Die Busverbindungen in der Stadt sind besonders am Wochenende eher speziell. Insbesondere, wenn man die großen SUP Rucksäcke dabei hat und selber mehr oder minder nass ist. Und wir mussten ja sogar noch zurück nach Schötmar, weil dort das Auto stand. Darum hatten wir unsere Tour um rund 2 km verlängert bis zur Hansastraße in Herford, von wo aus der Bahnhof zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen ist.

Kaum in der Stadt angekommen, ging es wieder los: Müll! Nicht so viel wie in der Bega und vor allem mehr entlang des Ufers, aber deshalb nicht weniger ärgerlich. Was geht nur in den Köpfen der Leute vor, die ihren Mist einfach in oder an das Wasser werfen? Ich werde das niemals verstehen. Jeder hat den Dreck bis hierher getragen. Dann kann er ihn auch wieder mit zurücknehmen.
Direkt in Herford ist die Werre extrem gerade und so kam nun bald das große Wehr in Sichtweite. Davor sprudelt die bekannte Fontäne am Bergertor in Richtung Himmel.
An diesem Punkt kann man gut auf der rechten Seite aussteigen. Das Wehr ist keinesfalls befahrbar! Absolute Lebensgefahr!


Hier dauert das Umtragen etwas länger, denn man muss einmal unter der Salzufler Straße hindurch, das Hinckleyufer entlang und dort dann zurück an den Fluss. Es gab dort bei solch niedrigem Wasserstand kleinere „Sandbänke“ am Ufer, wo man gut wieder aufs Board steigen konnte. Wieder zurück auf dem Wasser ging es in den Endspurt der Tour und auch das „Kopfsteinpflaster“ hatte uns schnell wieder. Also ein letztes Mal ins Wasser und schieben. Ich muss gestehen, so langsam hatte ich die Nase gestrichen voll davon!

Kurz vor unserer Ausstiegsstelle an der Hansastraße in Herford war dann plötzlich mein Handy weg! Es hatte sich aus dem Case gelöst, in dem ich es mit einer Handyleine um den Hals getragen hatte. Zum Glück hat Maik es im Wasser entdeckt, ich war schon der Verzweiflung nahe gewesen. Nun durfte es beweisen, dass es tastächlich wasserdicht ist.
Die Ausstiegsstelle ist im Sommer bei Sonne und Wärme ein echter kleiner Badestrand. Daher war auch an diesem Tag dort der Teufel los. Ich hatte überhaupt kein gutes Gefühl dabei, dort auszusteigen. Da darf man mich ruhig paranoid nennen. Man hat ja doch so einiges an Zeug dabei und man kann manchmal unmöglich alles auf einmal im Blick haben. Außerdem gab es für mich so keine Gelegenheit, mich kurz umzuziehen um für die Bahnfahrt aus den nassen Klamotten herauszukommen.

Insgesamt ist diese SUP Tour mit ihren 10 km und auf den ruhigen Flüssen Bega und Werre durchaus anfängertauglich. Wir sind auch keine Profis und haben es gut gemeistert. Es war aber auch kaum Wasser in den Flüssen. Die Schwierigkeit dürfte bei höherem Wasserstand schon steigen. Die Strecke ist -sofern man nicht mitten in den Orten ist- sehr schhön und führt an dicht bewachsenen grünen Ufern entlang. Die Bega schlängelt sich wunderbar, die Werre hat einen sehr geraden Verlauf. Beides hat seinen Reiz. In den Orten sieht man aber leider auch reichlich Zivilisationsmüll. Das ist ärgerlich zu sehen. Die beiden Wehre sind recht gut zu umtragen und an der Meerbrede kann man eine Pause einlegen.
Informationen (Stand 07 / 2025)
Name: Handy versenkt! – Mit dem SUP auf Bega & Werre von Bad Salzuflen nach Herford (GPX)
Startpunkt: Einsetzstelle Rio Negro Kanu- und Outdoorevents, Ladestraße 6, 32108 Bad Salzuflen
Zielpunkt: Einsetzstelle, Hansastraße, 32049 Herford
Länge: ca. 10 km
