Harzer Hexenstieg Etappe 3 – Von Torfhaus nach Königshütte

Der Harzer Hexenstieg ist ein Fernwanderweg mit einer Länge von knapp 100 km. Er beginnt in Osterode in Niedersachsen und endet in Thale in Sachsen-Anhalt. Dabei führt er über den Brocken und durch den Nationalpark Harz.

Der Harzer Hexenstieg war meine erste längere Wanderung und ich bin ihn in insgesamt fünf Etappen gegangen mit jeweils zwischen 14 km und 25 km am Tag. Gebucht habe ich die Wanderung über wandern-im-harz.de. Geschlafen habe ich in kleinen Hotels / Pensionen. Da ich mich nicht abschleppen wollte, wurde mein Koffer von Unterkunft zu Unterkunft transportiert während ich unterwegs war. So konnte ich die Wanderung mit leichtem Tagesgepäck genießen. Die Tour ist als Paket mit allem Drum und Dran so buchbar.

Diesem Artikel möchte ich vorausschicken, dass ich die Wanderung 2019 unternommen habe. Alle Fakten (Hotels, Route, Sehenswürdigkeiten, Geocaches etc), die ich hier erwähne, habe ich nochmal recherchiert und im Zweifelsfall angepasst. Trotzdem, wenn ihr die Tour angehen wollt, bitte in jedem Fall nochmal selbst informieren!

Am Morgen der dritten Etappe auf dem Harzer Hexenstieg brachte mich der Bus bereits zeitig zurück von Bad Harzburg nach Torfhaus. Gemeinsam mit meinem Mitwanderer ging es gegen 08:00 Uhr los in Richtung Brocken. Das war an diesem Tag das große Zwischenziel und bereits von Torfhaus aus zu erkennen. Mit etwa 25 km wäre es die längste Etappe der gesamten Wanderung gewesen (hätte Etappe 2 sich an den Wegverlauf gehalten…)
Das Wetter hielt sich zunächst noch recht bedeckt.

An eine Gabelung folgten wir dem direkten Weg in Richtung Brocken. An dieser Stelle kann man sich auch für die Brockenumgehung entscheiden, wenn man das möchte. Nach einem Stück auf dem Goetheweg führt die Route ins Große Torfhausmoor. Es ist eines der größten Hochmoore im Harz und hat mir mit den Bohlenwegen ganz besonders gut gefallen.

Hat man den Weg durch das Moor geschafft, befindet man sich wieder auf dem Goetheweg. Der heißt so, weil Goethe wahrscheinlich 1777 auf diesem Weg auf den Brocken gewandert ist. Ein wenig Ehrfurcht ist da durchaus angebracht. Zu diesem Zeitpunkt war es noch angenehm ruhig auf dem Weg. Es ist also wohl ratsam, die Wanderung zeitig anzutreten.

Steil war der Weg zu Beginn noch nicht. Er ließ sich gut und entspannt gehen und die meiste Zeit hat man das Ziel Brocken gut im Blick. 2019 konnte man allerdings genauso gut erkennen, wie sehr Familie Borkenkäfer in dieser Gegend gewütet hatte. Ob es inzwischen besser aussieht, weiß ich nicht. Immerhin ist man in einem Nationalpark unterwegs, wo es der Natür überlassen bleibt, sich zu erholen. Ich schätze, es wird auf jeden Fall lange dauern bis die Gegend sich vom Käfer erholt hat.

Der erste größere Rastplatz auf dem Weg auf den Brocken ist der Rastplatz Eckernsprung. Wenn man hier ein Päuschen einlegen möchte, kann man sich die Zeit mit einem weiteren Stempel (136) für den Wanderpass vertreiben. Oder mit einem Geocache, nämlich GC52V4Q. Da es wenig später ordentlich steil bergauf geht, würde ich eine kurze Rast mit Stempeln und Suchen hier schon empfehlen.

Über die ehemalige innerdeutsche Grenze geht es weiter und dann beginnt er: der Kolonnenweg!
Und der zieht sich ganz schön! Das war einer meiner ich-komme-nie-da-oben-an-Momente!
Da half es auch nicht, dass sich das Wetter zunehmend mauserte.

Irgendwie habe ich es aber doch hinauf geschafft und nach dem mühseligen Kolonnenweg bietet sich eine wirklich wunderschöne Stelle zum Verschnaufen an. Dort trifft man nämlich auf die Strecke der berühmten Brockenbahn und hier legen die meisten Wanderer eine Fotopause ein. Es ist der ideale Punkt um die Brockenbahn zu fotografieren. Einen Cache, nämlich GC12GPA, gibt es hier auch.

Nachdem der Cache gefunden war, ging es für uns weiter bergauf, am Bahndamm entlang, durch die sogenannte Knochenbrecherkurve und dann stand endlich der Endspurt an. Inzwischen strahlte die Sonne vom blauen Himmel und ich denke, das ist auf dem Brocken nicht selbstverständlich. Umso schöner, dieses Glück gehabt zu haben!

Auf dem Brocken war natürlich der Teufel los. Woher plötzlich die ganzen Menschen kamen, ist mir heute noch ein Rätsel. Aber es führen noch andere Wege hinauf und die Brockenbahn bringt die Leute waggonweise auf den Gipfel. Zu einem schockierend hohen Preis, wie ich hinterher feststellen musste. Trotzdem hat es mir dort oben super gut gefallen. Es gibt so viel zu sehen und der Ausblick ist phänomenal.

Dass hier oben mein Verhängnis an diesem Tag bereits seinen Lauf nahm, habe ich da noch nicht geahnt. Wir haben uns natürlich auch umgeschaut und im Brockenhaus (Stempel Nr. 9) etwas gegessen. Mit bestem Blick in die Ferne und auf den Bahnhof der Brockenbahn schmeckten Pommes und Soljanka gleich nochmal so gut und die Zeit…wen kümmert in solchen Momenten schon die Zeit? Tja, mich hätte sie besser gekümmert.

Schließlich sind wir doch aufgebrochen und brockenabwärts weiter gewandert. Durch eine ziemlich gespenstische Waldlandschaft. Selbst im hellen Sonnenlicht sahen die Wälder geradezu unheimlich aus. Das lenkte auf dem Abschnitt ganz schön ab. Kaum vorstellbar, dass all das diese veflixten Käfer angerichtet haben.

Auf den folgenden Kilometern gibt es ordentlich Futter für den Wanderpass. Als erstes Nr. 22 – Gelber Brink, den wir vor lauter Quatschen komplett vergessen haben. Den nächsten Stempel kann man am Ahrensklint ins Stempelheft drücken. Hier lohnt sich auch die kleine Kletterei hinauf, die ich mir natürlich nicht habe nehmen lassen. Bei sowas bin ich immer sofort dabei. Und auch am Trudenstein gibt es wenig später einen Stempel abzustauben. Klettern kann man hier ebenfalls.

Da unten liegen die Rucksäcke

Irgendwo zwischen den Stempelstellen war er plötzlich da: der Moment, in dem ich das komplette Unternehmen Harzer Hexenstieg am liebsten hingeschmissen hätte. Der Weg zog sich trotz der Stempelstellen und ich bildete mir ein, selbst den kleinsten Stein durch die Schuhsohlen spüren zu können (da ahnte ich noch nicht, was Etappe 4 in dieser Hinsicht in petto haben würde…)

Ob ich nochmal aufgestanden wäre, wäre ich alleine unterwegs gewesen, halte ich ernsthaft für fraglich. Aber dank aufmunternder Worte meiner Wanderbegleitung bin ich schließlich weitergetrottet. Zum ersten Mal auf der ganzen Strecke mit Musik. Damit läuft es sich besser, finde ich jedenfalls. Außerdem war auf dem Weg inzwischen auch nicht mehr so viel los, somit konnte es niemanden nerven.
Am Natur-Erlebnis-Zentrum HohneHof motiviert der nächste Stempel (Nr. 174) zum Weiterlaufen.
Auf dem folgenden Forstweg wurde der Untergrund etwas angenehmer und da die Sonne inzwischen bedenklich tief stand, ergab sich eine märchenhafte Stimmung. Der Wald, ein kleiner Bach, so wunderschön.

In drei Annen Hohne hatte mein Mitwanderer seine Unterkunft, für mich ging es weiter bis Königshütte. Lausige 5 km. Eigentlich. Allerdings sehr bald direkt hinein in die Dunkelheit. Auf dem Handy hatte ich den Track bis Drei Annen Hohne, den Endspurt musste ich mir mit den letzten Tropfen Akku ergoogeln. Bei miserablem Netz!
Es ging vorbei an bereits belegten Schutzhütten, entlang einer stockdunklen Landstraße und irgendwo sollte ein Wasserfall sein. Ich sah mich schon im Wasser liegen. Wie ich darauf gekommen bin, keine Ahnung.
Am Wasserfall gibt es noch einen Stempel (Nr. 40) und ich habe ihn im Stockdunkeln in den Wanderpass gedrückt.
Der Handyakku kapitulierte wenige hundert Meter später, eine Powerbank hatte ich nicht dabei. Und außerdem keine Ahnung, in welche Richtung die Unterkunft lag. Zuletzt habe ich bei der Dorffeuerwehr gefragt, wo man mich in die richtige Richtung schubste. Danke nochmal, auch jetzt, fast 3 Jahre später.

Meine Unterkunft in Königshütte war die Pension „Königshof“, wo man mich bereits einigermaßen besorgt erwartete. Man hatte sogar den Veranstalter informiert, weil ich so spät noch immer nicht angekommen war. Der wiederum hatte versucht, mich zu erreichen. Aber mein Handyakku war ja leer gewesen.

Ziemlich runter mit den Nerven ging es an diesem Abend nach einer Cola und Schokolade direkt ins Bett.
Und die Moral von der Geschicht‘: ignoriere beim Wandern die Uhrzeit nicht!

Informationen (Stand 09 / 2019, aktualisiert 2022)


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