Zum Feuerwachturm Farnberg in der Haard bei Marl

Die Haard ist eine bewaldete Hügellandschaft im Nordes des Ruhrgebiets.
Mit etwa 55 Quadratkilometern Größe bietet sie viele Wege für Wanderer. Reiter und auch Fahrrad- bzw Mountainbikefahrer.

Die Haard hatte ich schon etwas länger auf dem Zettel, allerdings ist die Anfahrt mit der Bahn von Herford aus durchaus länger als zB eine Fahrt in eine Stadt im Ruhrgebiet.
An einem sonnigen Samstag im Juli habe ich den Weg aber doch auf mich genommen.

Der Startpunkt dieser ca 21 km langen Wanderung in der Haard liegt am Bahnhof Marl-Sinsen, den ich dank eines ausgefallenen Zuges eine stattliche Stunde später erreichte als geplant. Es sollte nicht der letzte Fail der Tour bleiben.

Nach einem kurzen Stück entlang der Straße erreicht man bereits einen kleinen Wald. Darin versteckt sich sogar ein Lostplace, wo ich mich natürlich kurz umgeschaut habe. Allerdings habe ich die Besichtigung schnell abgebrochen, da die Ruinen teilweise „bewohnt“ sind und nicht jeder Bewohner sah vertrauenswürdig aus. Wenn ich alleine unterwegs bin, bin ich doch etwas vorsichtiger.

Weil der Weg, den komoot mich schicken wollte, dem Bewuchs nach seit schätzungsweise einem Jahrzehnt nicht mehr begehbar sein dürfte, dufte ich nochmal über das Ruinengelände um einen Haken zu schlagen. Das dornige Gestrüpp auf dem vorgesehenen „Weg“ war höher als ich.
Zurück auf die ursprüngliche Strecke wandert man daher nochmal kurz auf Asphalt. Es ist aber ein ruhiger Weg, der von einigen coolen Holzfiguren gesäumt wird. So hat man etwas zum Anschauen. Sogar ein Wandersmann ist mit dabei.

Zurück Wald führt die Route als erstes zum Brinksknapp See. Er ist wunderschön und idyllisch gelegen. Es gibt sogar eine kleine Aussichtskanzel. Der See war mal ein Sprengtrichter und ist seit den 80ern Naturschutzgebiet. Hier leben Frösche, Libellen, Reiher, Enten…mit etwas Glück kann man den einen oder anderen Gesellen entdecken. Als ich dort war, zogen leider nur einige Enten ihre Runden. Schade eigentlich.

Der Wald an sich ist auf der gesamten Strecke eine Eins mit Sternchen. Genauso die Wege. Grün, wohin man schaut. Oftmals wirkt der Wald wie ein richtiger Dschungel, abwechslungsreich, einfach nur ein absoluter Traum. Die Wege sind weich, gelegentlich läuft man sogar im Sand, es gibt kaum Wanderautobahnen auf der kompletten Strecke. Nur Waldwege, Waldpfade, Singeltrails, Herz was willst du mehr? Außerdem habe ich noch nirgends Farn gesehen, der größer wächst als ich es bin. Dort in der Haard bildet solcher Farn ganze „Felder“.

Am Kreuz am „Heiligen Baum“ teilt sich der Weg auf. Hier soll gemäß einer Infotafel der heilige Baum der Germanen gestanden haben. Das Kreuz steht dort vermutlich zur Erinnerung an diesen Baum, der gefällt wurde. Dafür spricht ebenfalls, dass der Ort auch „(Am) Baumkreuz“ genannt wird. Wer möchte, der kann hier an der Weggabelung bereits eine Pause einlegen. Es gibt mehrere Sitzmöglichkeiten. Auch der Kubus WALDband steht hier. Auf mehreren Tafeln wird die Bedeutung des Waldes für das Klima erläutert.

Die Strecke führt rechts am Kreuz vorbei und in den sachten Anstieg hinauf zum Feuerwachturm Farnberg. Die Anstiege halten sich auf der gesamten Runde absolut im Rahmen, weshalb sich die Tour entspannt laufen lässt.
Als Türmefan war der Feuerwachturm dort oben natürlich ganz nach meinem Geschmack. Ein richtig schöner Turm, der auf einer Treppe mit 179 Stufen erklommen werden kann. An diesem Wandertag war oben in der Kanzel sogar jemand bei der Arbeit.

Der Ausblick vorm Turm ist wahrlich beeindruckend. Weit und breit ist nur Wald und Grün zu sehen und erst ganz weit hinten am Horizont sind Industrieanlagen zu erahnen. Es ist kaum zu glauben, dass man so nahe am Ruhrgebiet ist. Es gibt in der Haard noch einen weiteren Feuerwachturm, mämlich auf dem Rennberg. Den werde ich mir auf einer weiteren Tour anschauen, denke ich. Diese Türme dienen der Früherkennung von Waldbränden. Ohne Zweifel eine gute Sache, wo die Waldbrandgefahr in den Sommern inzwischen so groß ist.

Vom Turm herunter steht der Aufstieg zum Stimberg an, der rund 20 m höher ist. Auch dieser Anstieg hält sich also im Rahmen.
Einen Aussichtsturm gibt es auf dem Stimberg nicht, dafür aber eine interessante Radarstation des Bundeswehr und einen Sendeturm. Das Plateau ist mit Pflastersteinen und kleinen Treppchen, sowie einem „Infopfad“ hübsch gestaltet. Es macht Spass, ich dort ein wenig umzuschauen.
Dort habe ich eine Pause eingelegt und einen Blick auf die Route geworfen. Dabe fiel mit ein etwa 4 km langer Abschnitt auf, wo ich mich gar nicht erinnern konnte, ihn in die Tour eingebaut zu haben. Ein weiterer Blick in die Bahn-App offenbarte (hätte ich es bloß gelassen!), dass bereits wieder Züge Richtung Zuhause ausfielen. Somit habe ich mich entschieden, diese 4 km zu streichen.

Bis zum Stimberg empfehle ich die Tour absolut zum Nachwandern. Anschließend sollte sich jeder seinen eigenen Weg zurück zum Ausgangspunkt suchen, Wer meiner Strecke folgt, der muss sich auf zahllose Abzweige einstellen.Man schaut darum fast ständig auf das Handy und sieht kaum etwas von der Umgebung. Es geht von einem Pfad auf den nächsten und viele erkennt man kaum. Der Akkustand vom Handy sank, die Powerbank trödelte, Netz- und GPS-Empfang waren teilweise kaum der Rede wert, sodass auf die Routenführung kaum noch Verlass war.

Meine Route verläuft auf einem sehr verwilderten Singletrail entlang und ist der direktetse Weg zum Startpunkt zurück. Grundsätzlich liebe ich solche Wege und den Funken Abenteuer daran. Aber wenn ich das Gefühl habe, jeden Moment bei Familie Grunz im Wohnzimmer zu stehen, sieht das doch anders aus. Passt auf diesem Abschnitt bitte auf, wie und wohin ihr tretet. Der Pfad ist rumpelig und unwegsam. Das Foto unten bringt das überhaupt nicht so rüber wie er tatsächlich ist. Dafür ist er aber im Vergleich zu den Wegen zuvor erfreulich gerade.

Auf diesem Pfad, etwa 8 km vor Tourende, reichte das Netz plötzlich dafür aus, dass die Bahn-App mir Pushnachrichten schicken konnte. Meine ersten beiden Rückfahrzüge würden ausfallen. Alternativzüge würden mit weniger Wagen fahren als vorgesehen. Das möchte man doch lesen, wenn man mitten im Wald hockt und im Schneckentempo vorankommt. Hätte ich Schlafzeug einpacken sollen? Es war inzwischen Nachmittag und ich drei Zugfahrstunden von zuhause weg.

Zu sehen gibt es auf diesem Abchnitt außer Wald nichts. Das weiß ich normalerweise sehr zu schätzen, speziell bei so wildem Wald, aber eben nicht, wenn die Bahn mich stresst. In dieser Unruhe hatte ich natürlich auch das Trinken vergessen. Die Kopfschmerzen ließen nicht lange auf sich warten und ich musste alle paar Meter stehenbleiben um zu trinken. Somit war ich noch langsamer. Die Bahn-App pushte derweil munter einen Ausfall nach dem anderen.

Endlich wieder im Ort leitete die App mich wieder zu dem zugewachsenen „Weg“ vom Beginn. Im Herbst oder Winter, ohne Brennnesseln und Dornen und in einer langärmeligen Jacke wäre ich glatt da durch gelaufen. Aber nicht im T-Shirt!
Der Weg funktioniert also auch aus dieser Richtung nicht. Der erforderliche Schlenker kostete mich zusätzlich Zeit und führt zum Schluss leider an einer größeren Straße entlang. Das war mir in diesem Falle ausnahmsweise egal. Ich wollte nur zum Bahnhof und hoffentlich nach Hause kommen.

In Sachen Natur, Wald und Wege ist die Tour allererste Sahne! Die Anstiege kommen moderat daher. Der Feuerwachturm auf dem Farnberg und das Gipfeplateau auf dem Stimberg sind die Highlights der Runde. Ich werde defintiv nochmal iin die Haard kommen, so gut hat mir dieser erste Teil gefallen. Der zweite Teil der Wanderung war aus der Not geboren und hätte mir ohne den Bahn-Stress auch gefallen. Wer auf verwilderte Pfade steht, ist hier richtig. Aber nehmt euch die Route offline mit! GPS-Empfang ist in der Haard mäßig und Internet quasi nicht existent. Außer für die Bahn-App…

Informationen (Stand 07 / 2024)

Name: Ich und die Haard – Kein guter Start (GPX)
Start– / Zielpunkt: Bahnhof Marl-Sinsen
Länge: ca. 21 km
Waldwege, Waldpfade, wenig Asphalt am Anfang

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