Neckarsteig Etappe 5 – Von Eberbach nach Neunkirchen

Der Neckarsteig ist ein Fernwanderweg mit einer Länge von knapp 128 km. Er beginnt bei Heidelberg in Baden-Württemberg und endet in Bad Wimpfen. Gängigerweise wird der Neckarsteig auf neun Etappen aufgeteilt. Da er für mich mit einer weiten Autofahrt verbunden ist, ist der Plan, immer eine Etappe zu gehen, wenn ich in der Region bin. Der Neckarsteig ist sehr gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen, was es leicht macht.

So ganz nach „heute laufen wir mal 18 km“ war uns beiden nicht beim Start der fünften Etappe des Neckarsteigs.
Zum Startpunkt am Neckarufer sind wir daher mit dem Bus gefahren. Das Stück dorthin waren wir ja am Tag zuvor gewandert. Zweimal muss nicht sein.
Wie im Artikel zur Etappe 4 geschrieben, waren wir kurz nach dem Hochwasser unterwegs und an diesem Morgen konnte man hier am Neckar noch recht deutlich sehen, wie hoch das Wasser vor ein paar Tagen noch stand.
Auf dem Wasser war aber offensichtlich bereits alles wieder beim Alten.

Vom Start läuft man zunächst am Neckar entlang und durch Eberbach, ehe es bergauf aus dem Ort heraus geht.
Leider hatte uns Eberbach schon am Abend zuvor nicht so recht von sich überzeugen können und das blieb -ebenfalls leider- auch an diesem Morgen so.
Genau wie tags zuvor führt die Route einige Kilometer stracks bergauf, allerdings auf weniger steilen Wegen. Immer noch sehr anstrengend, aber nicht ganz so arg. Trotzdem, mein Fall war es nicht. Bergauf und ich, wir mögen uns nicht. Aber wir arbeiten daran.
Der Ausblick konnte sich schon sehr bald wirklich sehen lassen.

Nach geraumer Zeit erreicht man den ersten Aussichtspunkt. Der Blick und die Ludwig-Neuer-Hütte sind wirklich schön. Nach dem Aufstieg kann man hier mit allem Recht der Welt die erste kleine Pause einlegen und den Ausblick genießen. Dank der Hütte sogar dann, wenn das Wetter nicht so gut ist.
Auf mal schmaleren, mal breiteren Wegen durch den Wald führt die Route weiter. Infotafeln entlang des Weges informieren ausführlich darüber, wie sich der Neckar einst seinen Weg gebahnt hat.

So erreicht man schließlich eine -das kann man nicht anders sagen- traumhafte Landschaft. Grün, hügelig, mit Wiesen und Weiden, Idylle pur. Natürlich teils auch anstrengend durch Aufstiege, aber eben super schön. Ich würde mich an dieser Stelle glatt dazu hinreißen lassen zu sagen, eine solch schöne grüne Landschaft auf so einem riesigen Gebiet habe ich sonst noch nirgendwo gesehen. Man fühlt sich so weit weg von allem und wo der Neckar fließt, das kann man von hier aus noch nicht mal erahnen.

Unterwegs hörten wir es schon in der Ferne blöken und nach rund 2 km ware sie dann da und zwar direkt auf dem Weg: eine ganze Herde Schafe inklusive Nachwuchs, dazu der Schäfer und sein Hund. Wir mussten mittendurch und ich war einfach hin und weg. Tiere, da vergesse ich alle (Bergauf)mühen zuvor.
So goldig, so süß, ich war ja so verliebt.
Wie Freund an dieser Stelle ganz richtig feststellte: „Wie schnell sie plötzlich sein kann, wenn irgendwo Tiere sind.“

Deutlich munterer ging es anschließend hinauf zur Teufelskanzel, die ich mir irgendwie etwas imposanter bzw prominenter vorgestellt hatte. Vielleicht auch etwas verwegener, alleine schon wegen des tollen Namens! Aber man hat wirklich einen genialen Blick auf den Neckar und zur Schleuse Rockenau. Das ist von der Teufelskanzel aus das nächste Zwischenziel und sieht duchaus weit entfernt aus. Das täuscht aber, soviel kann ich verraten.

An der Schleuse angekommen wandert man über die Brücke und hat dabei wieder tolle Ausblicke in alle Richtungen.
Aber es ist auch einer der tiefsten Punkte der Tour und danach geht es direkt in den nächsten saftigen Aufstieg. Wir haben erstmal kurz gerastet und nach allen doofen Möglichkeiten gesucht, den Anstieg um ein paar Minuten zu verschieben.Es hilft aber natürlich nichts und irgendwann haben wir uns doch aufgerafft.
Mitten in der Sonne und richtig schön steil führte der Weg hinauf zur Ruine Stolzeneck.

Leider ist die Ruine Stolzeneck derzeit nicht begehbar, am Eingang stand eine Absperrung. Wie ich herausgefunden habe, wurde an der Burg Risse und Steinausbrüche festgestellt, weswegen es dort gefährlich sein kann. Der vordere Teil der Burg ist aber zugänglich und eine Grillstelle gibt es dort auch. Als wir ankamen, rückte gerade eine Gruppe von Mittelalterfans, Bogenschützen oder so etwas Ähnliches ab, die dort die Nacht verbracht hatte. Das war aus den Gesprächen herauszuhören. Das muss auch cool sein, vor allem so um Halloween herum.

Und weiter ging es bergauf, halb um Stolzeneck herum zu einem alten Steinbruch mit imposanten Wänden.
Noch eine Ecke steiler führt der Weg durch den Wald weiter, wodurch sich nach eniger Zeit nochmal tolle Blick hinunter zum Neckar ergeben. Dieses Mal in einem Bogen in die andere Richtung, so im Vergleich vom Blick von der Teufeslkanzel. Der Fluss schlängelt sich wirklich schön durch die Landschaft.

Es folgt der genialste Abschnitt der Tour: ein schmaler, teils zugewachsener Pfad, steinig und wurzelig, einfach rumpelig am Berghang entlang. Links geht es so richtig in die Tiefe. Dort unbedingt aufpassen, wo und wie man tritt. Das hat so Spass gemacht und der Abschnitt ist auch durchaus lang. An einer Stelle sprudelt eine Quelle aus dem Berg und der Bach fließt mitten über den Weg. An einer anderen Stelle mussten wir über querliegende Bäume kraxeln, richtig cool einfach!

So gelangt man letztlich zum kleinen und idyllischen Reiherteich in dem sehr stattliche Fische leben. Noch eine kurze Rast gemacht und dann weiter zum Schild, das einen in Neunkirchen willkommen heißt.Wir hatten nach einer Recherche vor der Tour schon geahnt, dass es schwer werden würde aus Neunkirchen wegzukommen mit den Öffis, aber am Schild hing ein Aushang von einem Ruf-Taxi. Das stimmte optimistisch.
Die letzten Kilometer sind eine reine Wanderautobahn, aber wenigstens komplett flach.

Das Hotel mit der Stempelstelle liegt direkt am Weg und dort haben wir nochmal wegen Bus und Bahn gefragt. Einen Bus nach Neckargerach gab es wohl, der braucht aber eindreiviertel Stunden für die paar Kilometer. Das war also keine Option. Beim Ruf-Taxi nahm trotz mehrerer Versuche niemand. So sind wir mit einem normalen Taxi nach Neckargerach zum Bahnhof gefahren.
Der Taxifahrer meinte, unter der Woche sei das auch nicht viel besser.
Aus Neunkirchen kommt man mit den Öffis also gut wie gar nicht weg. Das ist egal, wenn man dort am nächsten Tag den Neckarsteig weiterwandert, wenn man ihn wie wir etappenweise geht, dann sitzt man ziemlich fest.

Etappe 5 des Neckarsteigs hat uns sehr gut gefallen, sie ist aber auch durchaus anstrengend durch mehrere safte Anstiege. Aber es wird viel an Sehenswertem geboten und es gibt gleich mehrere geniale Aussichtspunkte. Zudem sieht man den Neckar deutlich häufiger als auf Etappe 4. Der genialste Abschnitt ist zweifellos der auf dem schmalen Pfad direkt am Hang, das hat richtig Abenteuerflair.
Befasst euch aber unbedingt im Vorfeld damit, wie ihr aus Neunkirchen wieder wegkommen könnt!

Hier gelangst du zu den Artikeln zu den Etappen 1 bis 4 des Neckarsteigs

Informationen (Stand 06 / 2024)

Name: Neckarsteig Etappe 5 – Von Eberbach nach Neunkirchen (GPX)
Startpunkt: Neckarufer Eberbach
Zielpunkt: Neunkirchen
Länge: ca. 18 km
Wanderwege, Waldwege, Asphalt
neckarsteig,de

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