Neblige Gipfeltour in den Ammergauer Alpen

Diese Tour war -einmal mehr- eine ganz spontane Sache. Die Schilder zum Berg Pürschling hatten wir im Urlaub einige Male gesehen und zumindest einen Gipfel wollten wir erwandern, statt mit einer Bahn hinaufzufahren wie bei der Zugspitze. So saßen wir abends in der Ferienwohnung und schauten, ob sich der Pürschling eventuell mit anderen sehenswerten Zielen verbinden ließe.
Das tat er, nämlich mit einigen anderen Gipfeln und so entstand diese Wanderung, die zu  vier „Gipfeln“ führt: Auf dem Stein, Teufelstättkopf, Pürschling und Kolbensattel.

Hinweis

Diese Tour bewegt sich im alpinen Gelände und erfordert entsprechende Erfahrung, Ausrüstung und Einschätzung der Verhältnisse. Die Begehung erfolgt ausschließlich auf eigene Gefahr!

Startpunkt der etwa 14,5 km langen  Wanderung ist der Parkplatz an der Pürschlingstraße in Unterammergau. Das Tagesticket kostet hier € 7,00. Man kann bar zahlen (nur Kleingeld) oder mit der Easypark App. Letztere hat uns an dem Tag gerettet, denn so viel Münzgeld hatten wir nicht mal zusammen dabei. Es gibt auch einen Automaten mit Kartenzahlung. Er steht aber nicht bei dem anderen Automaten, sondern an dem kleinen Häuschen. Wir haben ihn zu spät gesehen.

Für alle, die Höhenmeter genauso lieben wie ich, schicke ich hier voraus: die ersten rund 6 km geht es ununterbrochen bergauf, wobei man etwa 800 Höhenmeter zu meistern hat. Die Tour ist knackig und hat es auch sonst in sich. Dazu später aber mehr. Du solltest schwindelfrei und trittsicher sein und auf keinen Fall Höhenangst haben.

Nahe der Schleifmühlklamm
Tierischer Start

Vom Parkplatz aus gelangt man sehr schnell in den Wald und der Anstieg ist zunächst äußerst moderat und kaum zu spüren. Die Route führt in Richtung der Schleifmühlklamm und entlang der Schleifmühllaine, die in einem schmalen und wilden Bachbett dahinfließt. Direkt in die Klamm führt die Route nicht, obwohl sie bestimmt den Besuch lohnen würde. Für uns wäre sie im Verlauf in die falsche Richtung „abgebogen“, weshalb wir uns mit dem hübschen Bach begnügt haben. Auch wenn der Bach es vielleicht nicht vermuten lässt, so hat man zu Beginn der Tour noch sehr bequeme und breite Wanderwege unter den Schuhen. An unserem Wandertag war das Wetter sehr bescheiden. Zwar trocken, aber frisch, grau und je weiter es nach oben ging, umso nebeliger.

Aufgrund des Wetters hing meine Laune an diesem Tag im Keller. Als Sommer- und Sonnenmensch kann man mit solch einer Suppe nichts anfangen. Dazu noch die Aussicht auf 6 km Aufstieg, vielen Dank auch! Entsprechend bin ich langsam vor mich hin getrottet und habe mich gefragt, wofür ich eigentlich eine warme und trockene Wohnung bzw hier eine Ferienwohnung habe.
Dann stand sie plötzlich da, einfach so auf dem Weg und mein Launebarometer schoss augenblicklich in die Höhe. Da stand wirklich eine richtige, echte Kuh auf dem Weg und schaute uns entgegen! Weniges rettet mir einen Tag so schnell wie eine Tierbegegnung. Allerdings hat man ja schon mal davon gehört, dass es źwischen Wanderern und Kühen zum „Zusammenstoß“ gekommen ist. So sind wir ganz in Ruhe auf die Kuh zugelaufen, haben sie gut im Auge behalten und wurden mit kompletter Ignoranz belohnt.

Streckenposten
Im Nebelwald

Allzu lange dauert es nicht, bis die Wanderung die alpine Keule auspackt. Die Wege werden schnell deutlich steiler, steiniger und wurzeliger. Durch die feuchte Luft war alles nass und rutschig. Was war ich froh, die Trekkingstöcke dabei zu haben! Ich habe mich sehr lange dagegen gewehrt, inzwischen möchte ich sie nicht mehr missen. Speziell bei solch unwegsamen Gelände und argen An- und Abstiegen. Noch konnte man sogar etwas von der Landschaft und dem Wald sehen. Beides ist so märchenhaft und verwunschen, so etwas müsste man bei uns im Flachland lange suchen. Die erste Matschwiese ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten und prompt waren die Schuhe und damit die Füße nass. Aber sowas läuft sich zum Glück trocken.

Ich bin ja so jemand, der immer Angst hat zu stürzen und dann der Dreckspatz unter den Wanderern zu sein. Das hat mir stellenweise auch auf dieser Tour schwer zu schaffen gemacht. Mich überfallen immer mal wieder Bilder von Wanderern auf Instagram & Co, die stets picobello sauber und ordentlich aussehen und nie komplett verschwitzt sind. Zum Glück für mich, haben wir auf dieser Wanderung lange Zeit niemanden sonst getroffen. Es war wirklich verrückt, denn immerhin regnete es ja nicht und trotz einiger Rutschpartien ließen die Wege und Pfade sich recht gut laufen. Ich denke nicht, dass wir eine irgendwie ungewöhnliche Strecke gewählt haben. Es war schon etwas seltsam.

Auf dem Stein

„Auf dem Stein“ (1579 m) erreicht man auf einem steilen und schmalen Pfad. Wir konnten die Felsformation gerade so im Nebel erkennen, das Gipfelkreuz blieb in den Nebelschwaden verborgen. Es ist nicht so richtig ein Berg, sondern ein Grat über mehrere Felsen, an dessen Ende ein Gipfelkreuz steht. Aber es gibt ein Kreuz, also lassen wir das so mal durchgehen. Man kann den Grat begehen, soweit ich das im Netz gelesen habe, alledings scheint er nichts für Anfänger zu sein. Einen Abzweig dorthin haben wir gar nicht gesehen. Wie ich sonnigeren Bildern entnehmen konnte, haben wir mit dem einen Zacken gerade mal ein Drittel der gesamten Formation gesehen.

Inzwischen steckten wir mitten im Nebel / in den Wolken und neben dem Weg war nichts mehr zu sehen. Ich muss sagen, da habe ich lieber Tiefblicke, als nicht zu wissen, ob und wo es eigentlich runter geht. Wir sind durch den Nebel gewandert und dabei hätte es keinen Meter neben uns steil runter gehen können, wir konnten es halt einfach nicht sehen.
In Richtung Teufelstättkopf wurde der Grat immer unwegsamer und felsiger. Ich habe nach der Tour gegoogelt und auf dem Abschnitt geht es wohl wirklich zu beiden Seiten des Wegs senkrecht runter. Meine Trekkingstöcke habe ich teils Maik gegeben, weil ich die Hände brauchte um über die Steine zu kommen.

Auf dem Teufelstättkopf

Der Teufelstättkopf mit seinen 1758 m ist der höchste Berg auf dieser Wanderung und schälte sich wenig später aus dem Nebel. Sein Gipfelkreuz war im Gegensatz zu „Auf dem Stein“ ganz gut zu sehen und stand gefühlt auf einer Felswand. Als Maik meinte, er ginge „noch eben“ zum Kreuz hinauf, dachte ich schon, dass ich wohl eine ganze Weile warten müsste bis er zurückkomen würde. Es sah so weit aus bis hinauf zum Gipfelkreuz. Ich wollte mir schon einen bequemen Stein zum Sitzen suchen. Aber er war schneller oben als ich gedacht hatte. Also habe ich die Trekkingstöcke auf einem Felsen deponiert und bin ihm nachgegangen.
Das letzte stück zum Gipfel ist richtig steil und man steigt in einr Felsfurche aufwärts. Es gibt hier zum Glück ein Stahlseil, was richtig gut hilft! Auf einem kurzen Stück muss man ohne Seil auskommen, das ist etwas tricky.

Gipfelkreuz Teufelstättkopf

Auf dem Weg vom Teufelstättkopf hinunter kamen uns plötzlich aus allen Richtungen andere Wanderer entgegen. Am Stahlseil mussten wir sogar kurz Schlange stehen. Wo kamen die denn plötzlich alle her? Aber sicher gibt es mehrere Routen auf den Berg, die wir im Nebel einfach nicht sehen konnten. Witzig jedenfalls, wenn man Stunden niemanden sieht und plötzlich so viele Menschen wie aus dem Nichts auftauchen.
Unten angekommen führt die Strecke am Massiv des Teufelstättkopf entlang weiter. Der Weg ist nachwievor rumpelig und felsig, aber längst nicht mehr so anstrengend. Schließlich erreicht man eine steinige Ebene mit zahlreichen Latschenkiefern und vielen Tretminen. Also schau dort gut, wohin du trittst. Es kommen wohl so einige Gämsen her, die sich hier erleichtern.

Auf zum Pürschling!

Nach der Ebene beginnt der Abstieg und der aufregendste Teil der Tour ist geschafft. Der Abstieg erfordert zwar zu Beginn ebenfalls Aufmerksamkeit, ist aber deutlich entspannter als der Aufstieg. Noch ein kurzer Blick zurück zum Gipfelkreuz des Teufelstättkopf (kein Gipfelbuch leider!), dann geht es schon in Richtung Pürschling. Bis dorthin ist es noch ein gutes Stück und selbst auf der Strecke wollte der Nebel sich nicht verziehen. Nicht mal für einen kurzen Moment. Er wurde etwas lichter, aber mehr war an diesem Tag nicht zu holen. Einen winzigen Flecken blauen Himmel haben wir gesehen, aber er konnte sich nicht durchsetzen. Es sollte eine neblige Wolkentour bleiben.

Der Weg wird im Abstieg immer leichter zu laufen und bald ist man auf einem normalen Wanderweg unterwegs. Außerdem ist man aus dem felsigen Gebiet heraus und zwischen Wiesen und Weiden unterwegs. Der Weg führt an der Hütte der Bergwacht Unterammergau vorbei und weiter zum August-Schuster-Haus, auch „Pürschlingshaus“ genannt. Wir waren an einem Dienstag unterwegs, weshalb die Hütte leider geschlossen hatte. Der Sommerbetrieb geht von Mai bis Ende Oktober. Der Winterbetrieb begann kürzlich am 04. Dezember und endet Ende März (Wintersaison 2025 / 2026). Geöffnet ist von Donnerstag bis Sonntag. Wer die Hütte als Übernachtungsmöglichkeit nutzen möchte, der kann über das Buchungsportal des DAV einen Schlafplatz reservieren.

Pürschlinghaus

Wir haben an der Hütte trotzdem eine längere Pause eingelegt und waren auch hier nicht alleine. Anscheinend gehen die meisten Leute ihre Touren von der anderen Seite her an. Nach ein paar Riegeln sind wir schließlich wieder gestartet. Kurz geht es nochmal bergauf und hier stand eine Entscheidung an: nehmen wir den Sonnenberggrat, oder besser nicht? Er ist auf einem Schild mit einer schwarzen Markierung (schwer) versehen. Wir haben uns letztlich dagegen entschieden. Erstens konnten wir auf der Karte nicht klar erkennen, ob wir am Ende wieder auf unsere Route kommen würden. Zweitens war fraglich, wie lange der Abschnitt dauern würde. Würde das an einem so trüben Tag noch bei Helligkeit klappen? Wir waren unsicher und haben es daher lieber gelassen.

Am Kolbensattel

Die Kolbensattelhütte (1276 m) erreicht man über einen recht langen Abschnitt, der einmal mehr durch einen traumhaften Wald führt. An den Wochenenden ist am Kolbensattel sicher der Teufel los. Es gibt hier einen Sessellift, einen Alpine Coaster, Gastronomie, einen Spielplatz und noch einiges mehr. Bei schönem Wetter dürfte die Kolbensattelhütte ein überaus beliebtes Ausflugsziel sein. Unter der Woche war natürlich geschlossen und entsprechend gar nichts los. Laut Internetseite soll der Winterbetrieb am 19.12.2025 starten. Dann kann bei entsprechender Wetterlage sogar gerodelt werden.

Kolbensattel

Nachem wir uns kurz umgeschaut hatten, sind wir in den Endspurt der Tour gestartet. Von der Kolbensattelhütte hat man noch etwa 4 km zu bewältigen, wovon die letzten 1,5 km auf dem gleichen Weg verlaufen wie beim Hinweg. Dort erwartete uns dann noch mein absolutes Highlight dieser Wanderung: eine ganze Herde Kühe im Wald neben dem Weg, aber auch auf dem Weg! Da mussten wir nun dran vorbei! Man darf mich gerne blauäugig nennen, aber ich denke mir immer, Tiere können spüren, dass man ihnen nichts Böses möchte. Außerdem dürften sie Menschen auf dem Weg kennen. So sind wir ganz ruhig weitergelaufen und wurden sogar ein Stück von einer Kuh begleitet. So goldig!

Ich bin schockverliebt!

Diese Wanderung war ein echtes Abenteuer und geizt nicht mit Herausforderungen. Jedenfalls bei solchem Wetter wie wir es hatten. Obwohl ich mich stellenweise wirklich anstrengen musste, empfehle ich sie auf ganzer Linie weiter. Bei schönem Wetter dürfte sie landschaftlich erst recht traumhaft sein. Aber auch wenn das diesige Wetter gar nicht mein Fall war, es hatte in der Kulisse schon etwas für sich. Ohne Trittsicherheit geht hier allerdings nichts und manchmal braucht man neben den Beinen auch die Hände. Kompletten Anfängern würde ich also nicht zu der Tour raten.

Informationen
NameNeblige Gipfeltour in den Ammergauer Alpen (GPX)
Länge13 km
Aufstieg & Abstieg (lt Garmin) ↑ 790 ↓ 842 m
Start- & ZielpunktParkplatz Pürschling, Pürschlingstraße, 82497 Unterammergau
WegbeschaffenheitWanderwege, steinige und wurzelige Pfade, alpine Abschnitte
Aktualität09 / 25
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