Wilde Runde beim Wolfcenter Dörverden

Neulich hatte ich einen Termin zum Wölfefüttern im Wolfcenter in Dörverden. Da es bis dorthin für mich eine ganz ordentliche Strecke ist, habe ich mir für vorher eine kleine Runde ganz in der Nähe vom Wolfcenter gesucht.

Das Wolfcenter steht auf einem ehemaligen Kasernengelände und auch die nähere Umgebung wurde früher militärisch genutzt. Ich mag Landschaften sehr gerne, die sich auf solchen Arealen entwickeln, weil sie meistens sehr urwüchsig daherkommen. Hier sollte es außerdem noch einen Lost Place geben, so war meine Neugier schnell geweckt. Es ist aber -das sei vorab gesagt- eine etwas spezielle Runde. Mit ca 5 km nicht lang, aber speziell. Und deshalb möglicherweise nicht für jeden etwas.

Parken kann man gut und kostenlos auf dem großen Parkplatz vom Wolfcenter und genau dort startet man auch in die Runde.

Was diese Runde so speziell macht, das ist die Atmosphäre. Die Landschaft zeigt sich tatsächlich sehr urwüchsig. Für meinen laienhaften Blick wächst hier alles kreuz und quer vor sich hin. Auch findet man Spuren des Sturmtiefs vor einiger Zeit. Ich habe mehrmals vor umgestürzten Bäumen gestanden, die sich nur schwer umgehen ließen. Also bin ich meistens durch das Gestrüpp gekrochen und über die Stämme geklettert. Ein richtiges kleines Abenteuer.

Besonders ist auch die Geräuschkulisse. Ich habe nur einmal andere Leute getroffen, es war insofern komplett stiill.
Aber in den Bäumen lärmten Vögel, von denen ich jedoch keinen einzigen gesehen habe. Die Bäume knarzten im Wind und hin und wieder habe ich ein Rauschen wie von einem Zug gehört. Das kann selbst bei Sonnenschein ein wenig unheimlich wirken.

Die Bahnstrecke überquert man zweimal und an einer Stelle kommt man ihr zumindest sehr nahe. Leider weiß ich nicht, ob auf diesem Stück noch gefahren wird. Ich glaube es nicht. Aber wie geschrieben, meine ich, gelegentlich das Rauschen eines Zuges gehört zu haben. Entweder hat mir meine Phantasie einen Streich gespielt, oder das Geräusch kam von einer anderen Strecke in der Nähe. Auf der Karte sieht es aus als sei dieses Stück nur eine abzweigende Schleife. Ich sage es ja, die Gegend hat etwas Unheimliches an sich. Außerdem macht es mich misstrauisch, dass die Schneise mit dem Gleis noch so „aufgeräumt“ ist, obwohl ringsum die Wildnis regiert. Also lieber Augen und Ohren offen halten!

Um zu dem besagten Lost Place zu gelangen muss man auch mal rechts und links vom Weg schauen. Das Hinweisschild steht etwas versteckt und fällt im Gestrüpp nicht sofort auf. Von dem ehemaligen Wasserwerk steht nur noch die Ruine, aber die ist durchaus beeindruckend. Alles steht sperrangelweit offen, also kann man sich leicht ein wenig umsehen. Vorsicht ist auf solchen Geländen aber natürlich dennoch geboten! Die einzigen Menschen auf der Runde habe ich hier getroffen. Die Ruine zieht also Neugierige an. In der Umgebung stehen wohl noch einige alte Gebäude mehr an denen man solche Hinweisschilder findet. Da ich etwas auf Zeit war, habe ich danach nicht weiter Ausschau gehalten. Vielleicht ein anderes Mal, denn hier liegen anscheinend einige Mystery Caches versteckt.

Blick durch das „Dach“

Ein paar Details findet man beim genauen Hinschauen schon noch. Einen Trichter beispielsweise, Stellplätze für Behälter und der Blick von oben in diese Halle hat seinen Reiz. Dies war einst eine Filterstation, soweit ich es herausfinden konnte. Hier wurde Brunnen- und Weserwasser gefiltert. Also schaut man von oben vermutlich auf die Filterbehälter. Wenn man etwas näher über die Anlage forscht, stößt man schnell auf ein dunkles Kapitel der Geschichte. Dadurch wirkt die Ruine in der aktuellen Situation umso eindrucksvoller.

Nach der kurzen Erkundung ging es zurück auf den Weg. Man läuft fast die komplette Strecke auf weichen Wald- und Wiesenwegen. Nur zu Beginn und gegen Ende ist man ein kurzes Stück auf Asphalt unterwegs, weil man entlang der Straße läuft oder sie überquert. Man fühlt sich also auf der Runde zwar wie mitten im Nirgendwo, ist es aber eigentlich nicht. Nur verirrt sich scheinbar eher selten jemand hierher. Ob das im Sommer anders ist, möglich ist es.

Rastplätze gibt es keine, jedenfalls keine offiziellen. Wem der Stamm eines umgestürzten Baumes reicht, der wird aber trotzdem ein Plätzchen finden. Eine Bank habe ich erst gegen Ende der Runde entdeckt und die wirkt noch sehr neu. Das Wanderschild in der Nähe dagegen steht mächtig schief und macht einen verwitterten Eindruck. Es scheint hier also durchaus ein Wandergebiet zu sein. Oder es war mal eines. An diesem Punkt ist man aus dem verwilderten Gebiet aber schon heraus und geht an einem Feld entlang.

Einmal habe ich auf der Runde zwei Schwärme Zugvögel gesehen. Es scheint also wirklich auf den Frühling zuzugehen, was mich persönlich sehr freut. Mir ist jede gefiederte Reisegruppe herzlich willkommen, zumal sie die warme Jahreszeit ankündigen.

Erfreulicherweise war die komplette Runde matschfrei, obwohl es die Tage zuvor noch ordentlich geregnet hatte. Da hier aber offenbar keine Waldarbeiten stattfinden, gibt es keine Fahrspuren, in denen knöcheltief das Wasser und damit der Matsch steht. Nur ganz am Ende nahe der Straße musste ich etwas Slalom um einige Pfützen laufen.
Steigungen gibt es auf der ganzen Runde keine, was natürlich ebenfalls angenehm ist.

Auf dem Schild „Wanderwege in der Gemeinde Dörverden“ kann man sich über weitere Wanderwege in der Gegend informieren, und davon gibt es eine ganze Menge in verschiedenen Längen. Einige klingen sehr interessant und die Weser fließt auch nicht weit entfernt. Ich kann mir also gut vorstellen, dass man hier ein paar spannende Touren unternehmen kann.
Als Geocacher kann man auf den letzten Metern der Runde noch GC4BGM5 suchen und finden. Ein wirklich schön gemachter Cache.

Insgesamt hat mir diese Runde sehr gut gefallen, auch wenn sie so kurz war. Sie hat ihre ganz eigene und spezielle Atmosphäre und die Landschaft ist mit ihrer Urwüchsigkeit etwas Besonderes. Man fühlt sich bis auf das erste und letzte kurze Stück wie mitten im Nirgendwo. Davon abgesehen war die Tour matschfrei und man muss sich auch nicht mit Steigungen abmühen. Trotzdem ist sie wegen des Wildwuchses nicht immer bequem. Nach der Runde empfehle ich wärmstens einen Besuch im Wolfcenter!

Informationen

  • Name: Wilde Runde beim Wolfsrevier (GPX)
  • Start- / Zielpunkt: Parkplatz Wolfcenter Dörverden
  • Länge: ca. 5 km
  • weiche Wald- und Wiesenwege, teilweise verwildert
  • Wolfcenter Dörverden
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