Stempeljagd im Deister 2 – Edition Barsinghausen

Der Deister ist ein Höhenzug im Calenberger Bergland, etwa 20 km von Hannover entfernt.
Aufmerksam bin ich darauf bereits vor längerer Zeit bei einem Besuch im Wisentgehege in Springe geworden, welches nicht allzu weit vom Deister entfernt liegt.

Dass es im Deister zahlreiche Wanderwege gibt, war schnell herausgefunden. Etwas länger hat es gedauert, bis ich feststellte, dass es einen Wanderpass für den Deister gibt. In dem Wanderpass kann man 12 Stempel sammeln, die es an und in verschiedenen Einrichtungen wie zB Lokalen gibt. Hat man alle 12 Stempel gesammelt, kann man sich die Deister Wandernadel in einer der Touristeninformationen abholen.

Nun bin ich seit der Harzer Wandernadel begeisterter Stempeljäger und so habe ich eine Mail an die Touristeninformation Hannover geschickt und bereits wenige Tage später lag der Wanderpass und umfangreiches Informationsmaterial im Briefkasten.

Meine erste Stempeljagd startete in Bad Nenndorf. Diese zweite Runde begann in Barsinghausen am Bahnhof. Auch dieses Mal bin ich mit der Bahn dorthin gefahren.
Der Deister bzw die Orte am Deister sind gut ans Bahnnetz angeschlossen. Mit Zug und S-Bahn kommt man gut zu allen Startpunkten für die Deister Wanderungen. Darum habe ich meine Touren dort als “Bahn-Wanderungen” geplant.
Mit dem Niedersachsentarif sind die Fahrten vergleichsweise günstig.
Da ich mit der Bahn gefahren bin, kann ich ausnahmsweise keine zuverlässigen Angaben zu Parkmöglichkeiten geben.

Wenn alles klappt, fahre ich sehr gerne mit dem Zug. Allerdings sind meine Erfahrungen mit der Bahn im Schnitt eher durchwachsen. An diesem Tag lief aber alles ganz problemlos ab und nach etwas mehr als einer Stunde kam ich am Bahnhof in Barsinghausen an. Die Strecke der in der Infobox verlinkten GPX startet direkt am Bahnhof!

Vom Bahnhof aus ist es etwa ein Kilometer durch den Ort, ehe man ins Grüne gelangt und sich auf dem Weg zum ersten Stempel befindet. Den gibt es im Sporthotel Fuchsbachtal an der Rezeption. Es ist möglich, dass man euch dort erzählt, eigentlich müsse der Stempelkasten am nahem Forellenteich gesucht und dort gestempelt werden. Das wurde mir jedenfalls gesagt, doch den Stempelkasten gibt es nicht mehr. An der Schutzhütte hängt nur noch ein Schild, dass es den Kasten dort gab, er aber zu oft durch Vandalismus beschädigt und deshalb entfernt wurde. Den Code zum Stempel findet man auf dem Schild aber noch. Er kann als Ersatz für den Stempel im Pass nortiert werden.

Zu Beginn der Runde ist man sehr entspannt unterwegs. Der Weg hat kaum Steigung und verläuft in einem Bogen am Deisterrand entlang. Zugegeben, unter dem Forellenteich hatte ich mir ein imposanteres Gewässer vorgestellt, aber die Lage ist sehr idyllisch. Ein paar kleinere Entdeckungen entlang des Weges gab es an diesem Tag auch. Beispielsweise einen Baum, in dem rote Weihnachtskugeln hingen.

Meine ursprünglich geplante Route hätte weiter am Deisterrand entlanggeführt, doch am Alten Jüdischen Friedhof stand ein Wegweiser, der uA den Weg Richtung Nordmannsturm wies: 3,5 km. Das ist vertretbar. Außerdem gibt es auch dort einen Stempel und zweitens wäre es ohne den Abstecher keine Rundtour geworden. Und ich bin Fan von Rundtouren.

Zum Nordmannsturm geht es nun aber die kompletten 3,5 km stetig bergauf. Nicht schlimm, es sind keine Höllenmeter, aber auf die Strecke spürt man es schon irgendwann. Der eine früher, der andere später. Der Weg ist zum Großteil ein sehr schöner breiter Wanderweg. Einige Abschnitte sind etwas urwüchsiger, doch sie sind in der Minderheit. Am Weg gibt es immer mal wieder auch etwas zu sehen, wie den Hochbehälter der Königlichen Berginspektion auf dem Foto oben. Er wurde 1909 errichtet und diente der Wasserversorgung von Barsinghausen.

Als ich den Weg bergauf schließlich doch als ziemlich anstrengend und lang empfand, hielt es die Sonne für angebracht, endlich auf der Bildfläche zu erscheinen. Das motiviert mich immer ungemein, auch wenn mir schlagartig heftig warm wurde. Der Weg zum Nordmannsturm ist bestens beschildert. Nach zwei Besuchen im Deister ist er bei mir was die Beschilderung angeht ganz weit vorne mit dabei. Aber auch sonst. Es ist wunderschön dort zum Wandern.

Am Nordmannsturm angekommen wurde es sofort trubeliger. Bis hierher hatte ich nur ganz verstreut andere Leute getroffen, aber hier oben war schon ordentlich etwas los. Es gibt dort eine Gaststätte. Man kann drinnen sitzen, wo es sehr gemütlich ist, oder draußen in einem eher rustikalen Biergarten. Dafür habe ich mich entschieden und mir ein sonniges Plätzchen gesichert. Den Stempel bekommt man hier im Lokal am Tresen, wo er frei zugänglich in einer Box liegt. Der erste Deister-Stempel, den ich selber in den Pass drücken konnte.

Nachdem ich meine Brezel verputzt und die Cola getrunken hatte, bin ich noch auf den Turm gestiegen. Der Zugang befindet sich im Lokal und kostet € 0,50. Das finde ich sehr fair und natürlich beugt es Unsinn am und auf dem Turm vor. Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es 76 Stufen bis nach oben. Die Treppe ist schmal und die Stufen sind ungewohnt klein. Entgegekommen sollte einem auf der Treppe besser niemand und selbst mit Schuhgröße 38 musste ich bei den Stufen aufpassen, nicht abzurutschen und sie richtig zu erwischen. Das Geländer ist nicht durchgängig. Der Turm hat eine Höhe von 19 m und wurde 1863 eröffnet. Seinen Namen verdankt er Constantin Nordmann, einem Baumeister aus Hannover. Er stiftete den Turm „zum Genuß der Fernsicht […]“

Die Aussichtsplattform ist eher klein und man schaut vor allem auf den Wald ringsum. Landschaft sieht man nur an einer Stelle ein Stück. Dort konnte ich beobachten, wie sich die blöden Wolken endlich immer weiter verzogen. Außerdem gibt es dort oben ein kleines Schild, das die Entfernung zu einigen markanten und bekannten Orten in der Umgebung verrät. Beispielsweise zum Süntel und nach Hameln.

Wieder unten ging es zurück auf den Wanderweg, der weiterhin breit und bequem ist. Außerdem läuft man auf dem Deisterkamm und mit Steigungen ist es damit erstmal vorbei. Entlang des Weges stehen zahlreiche Infotafeln zu den Themen Wald und Tiere. Wenn man jede einzelne liest, braucht man länger, ich habe eine Art Info-Hopping betrieben und kam so zügiger voran.

Der Schweden-Findling ist stattliche 100 kg schwer. Sieht man ihm gar nicht an, oder? Er wurde 2012 unter den Wurzeln einer umgestürzten Fichte gefunden und dürfte noch die Mammuts erlebt haben. Er soll aus der Eiszeit stammen und unglaubliche 540 Millionen Jahre alt sein. Seine Reise soll im südlichen Schweden begonnen haben, von wo er mit den Gletschern bis zum Deister gelangt ist. Dass der Stein auf dem Kamm des Deisters entdeckt wurde, ist ein erster Hinweis darauf, dass das Deistergebiet tatsächlich komplett von Gletschern bedeckt war.

Der nächste Wegabschnitt hat mir besonders gut gefallen. Der Weg ist nun eine Weile urwüchsiger und man ist spürbar weg vom breiten Wanderweg, wo die meisten Menschen unterwegs sind. Rechts und links vom Pfad hat man eine geradezu verwunschene Waldlandschaft. Selbst zu dieser Jahreszeit ist es hier sehr grün dank der Nadelbäume. Dazu noch die Sonnenflecken, ein tolles Lichtspiel!

Zurück auf dem normalen Wanderweg geht es nun spürbar bergab, was natürlich angenehm ist. Das nächste Etappenziel sollte das Waldgasthaus Bärenhöhle sein, wo es Stempel Nr. 3 der Tour gibt. Auf dem Weg dorthin habe ich mich nach einigen Geocaches umgeschaut und immerhin drei gefunden, die man unterwegs gut nebenher suchen und hoffentlich finden kann. GC8RX7P, GC8R2QB und GC6ZJJR. Es gibt in diesem Bereich noch ein paar Caches mehr, also einfach die Augen in der App eurer Wahl offenhalten.

Kurz nach dem Stempel in der Bärenhöhle (super nettes Personal dort!) war ich plötzlich etwas lost, was den weiteren Weg anging. Ich wollte mir unbedingt noch die Tauschbox für Deistersteine anschauen und eventuell einen Stein mitnehmen, aber das Netz in diesem Bereich ließ zu wünschen übrig. Schließlich habe ich den richtigen Weg aber doch gefunden und kam wie gewünscht bei der sogenannten Tauschbox an. Ein Stein lag an diesem Tag leider nicht darin.

Auf dem Weg geht es nun wieder am Deisterrand entlang in Richtung Barsinghausen. Dies wäre meine ursprünglich geplante Route gewesen und ich bin froh, eine Rundtour daraus gemacht zu haben. Sonst hätte es unterwegs nicht so viel zu sehen gegeben. Natürlich wäre es auch keinen einzigen Meter bergauf gegangen, aber das ist es auf jeden Fall wert!

Einen Schlenker kann man am Ende der Runde gut noch einbauen: hin zum Zechenpark Barsinghausen. Dafür muss man zwar einige hundert Meter durch ein Wohngebiet laufen, aber ich empfehle den Schlenker sehr! Auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohlebergwerks Barsinghausen gibt es einiges zu entdecken. Das Besucherbergwerk Klosterstollen beispielsweise, wo sich alleine die Ausstellung draußen lohnt. Es gibt aber auch noch das Deister-Bergbaumuseum und einiges mehr. Da ich die Abfahrtszeit vom Zug im Hinterkopf hatte und auch noch Zeit für ein Eis vorher haben wollte, habe ich mich nur beim Besucherbergwerk genauer umgesehen.

Auch diese Deistertour hat den unschlagbaren Vorteil, dass man auf dem Weg zum Bahnhof an einer Eisdiele vorbeikommt. Das war schon bei der Deistertour ab Bad Nenndorf so und es gefällt mir ausgesprochen gut. Das darf bei den nächsten Stempeljagden im Deister gerne weiterhin so sein.

Am Ende dieser Runde war der Wanderpass zur Hälfte abgestempelt. Sechs von zwölf Stempeln sind ergattert. Und auch diese Tour hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Großartige Wanderwege, ein moderater Anstieg und am Weg entlang eine ganze Menge zu entdecken. So gefällt mir das Wandern umso besser. Natürlich bin ich sonst eher für Waldwege und wurzelige Pfade. Die gibt es hier nur selten. Aber es gibt sie auf anderen Routen im Deister und beim nächsten Mal sind sie wieder dran.

Informationen (Stand 03 / 2022)

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