Für einen Tag in meinem Urlaub hatte ich nach einem eher kurzen Wanderweg gesucht und bin dabei auf den Weitblickweg Hohenhaslach aufmerksam geworden. Er liegt im Naturpark Stromberg-Heuchelberg inmitten von Weinbergen und ist ein Themen- bzw ein Erlebniswanderweg von 4 km Länge.
Parken kann man direkt vor Ort kostenlos auf einem kleinen Parkplatz, der bei schönem Wetter und an den Wochenenden sicher schnell voll sein wird. Mitten in der Woche war das kein Problem.
Eine große Informationstafel fast direkt am Parkplatz zeigt den Verlauf des Wanderwegs und gibt Auskunft darüber, welcher Sinn hinter dem Weg und den sechs daran errichteten Stationen steckt. Der Name „Weitblickweg“ ist im doppelten Sinn zu sehen. Einerseits hat man vom oberen Teil des Wegs einen großartigen Weitblick in die Landschaft. Andererseits sollen die sechs Stationen mit ihren Kunstwerken dazu anregen, einen (vielleicht neuen) Weitblick auf das Leben zu gewinnen.
Der Weitblickweg ist ein Rundweg und es gibt sechs Stationen. Das schreibt auf gewisse Weise vor, in welche Richtung man zu gehen hat. Ich habe mich der Reihenfolge trotzdem widersetzt, weil ich den ärgsten Anstieg möglichst gleich zu Anfang hinter mich bringen wollte. Auf nahezu dem kompletten Weg ist man auf den breiten, asphaltierten Fahrwegen des Weinbergs unterwegs.
Wenn man die Runde so läuft, wie ich, startet man mit der eigentlich letzten Station, der Nummer 6. Thema hier ist der Weitblick auf die Zeit. Hier ist der Blick auf eine Gesteinsformation gerichtet, die sich Geologisches Fenster nennt. Es ist quasi ein Querschnitt durch den Berg, sodass man sehr gut die eizelnen Gesteinsschichten erkennen kann. Davor steht eine Uhr ohne Zeiger, die anregen soll, die Zeit für ein paar Augenblicke zu vergessen. Es stehen Bänke und Tische bereit und so kann man sich hier Zeit zum Verweilen nehmen.
Anschließend können sich Geocacher an dieser Station noch den Earth Cache GC24KB4 vornehmen.
Zu jeder Station des Weitblickwegs gehören auch Tafeln mit zweierlei Blick auf das jeweilige Thema. Eine erläutert die Botschaft bezogen auf den Alltag, die andere geht aus christlicher Sicht darauf ein. Ich persönlich habe keinen Bezug zur Kirche und dem christlichen Glauben, finde aber, dass dieser Blickwinkel sehr gut zum Thema des Wegs passt. Es lohnt sich auch für Leute wie mich, beide Sichtweisen anzuschauen.
Nur wenig später erreicht man auf dem Weg bereits Station 5, den Blickwechsel. Diese Station ist ein wenig mein Favorit der Runde. Auch hier stehen Bänke und Tische und es wird vorgeschlagen, sich am Tisch mal auf die eine und dann auf die andere Bank zu setzen. So wird man feststellen, welch unterschiedliche Sichten man vom gleichen Standpunkt aus haben kann, wenn man ihn nur minmal verändert. Wie oft ist man im Alltag komplett festgefahren in einer Sache? Da würde sich solch ein kleiner Positionswechsel doch sicher auch mal lohnen, oder?
Bis zur nächsten Station ist es nun noch eine gute Strecke lang hin. Auf diesem Abschnitt gelangt man auf dem Weg immer höher und so ergeben sich bald die ersten Ausblicke über die Weinberge hinweg, nach Hohenhaslach und weiter ins Land. Eine Wellenliege hier oben bietet sich an für eine kleine Rast nach dem Anstieg. Diese Liege wippt übrigens, was ich so noch gar nicht kannte.
In diesem Bereich sollten Geocacher einen Blick in ihre App riskieren, denn mit einem winzig kleinen Abstecher von der Route kann man GC8FJ8Y suchen und finden. Außerdem gibt es in der Nähe noch eine öffentliche und höchst offizielle Feuerstelle, sogar mit entsprechendem Schild. Auch so etwas habe ich bei uns in der Ecke noch nicht gesehen. Grillplätze gibt es hier, aber solche Feuerstellen, da wüsste ich keine einzige. Eine coole Sache also!
Zurück auf der Route erreicht man als nächstes Station 4, die Himmelstreppe. Auf dieser steigt man nun ganz gemütlich abwärts. Geht man den Weg in der offiziellen Richtung, muss man somit die Treppe hinauf. Das kann anstrengend sein, wenn man nur das Treppensteigen im Kopf hat. Wenn man gelegentlich stehenbleibt, zurückblickt und die Aussicht genießt oder die vielen Texttafeln studiert, wird der Aufstieg deutlich leichter. Es ist wie im Leben: will man vorankommen oder hoch hinaus, dann ist das selten leicht.
Station 3 hat das Motto Glücklicher leben und gliedert sich in verschiedene kleinere Stationen auf. An jeder kleinen Station stehen Metallskulpturen mit gegensätzlichen Begriffen. Sie regen an, darüber nachzudenken, welcher wohl eher zu einem glücklichen Leben führen wird. Ich persönlich habe ich diese Station im Vergleich zu den anderen als zu oberflächlich empfunden. Es ist immer eindeutig, für welche Richtung man sich entscheiden sollte, allerdings gibt es Situationen, da kann man sich nicht mal so eben für Zuversicht statt Sorge entscheiden. Und natürlich ist es besser und gesunder, aktiv zu sein, doch Trägheit lässt sich manchmal nur mühsam abschütteln.
Nach Station 3 befindet man sich bereits im Endspurt der Runde. Zwei Stationen stehen noch aus, doch vorher gibt es nochmal ein schönes Plätzchen für eine Pause. Hier versteckt sich für die Geocacher GC6XRPD, der sich schnell finden lässt. Vielleicht bekommt man bei der kurzen Rast sogar Besuch. So wie ich. Plötzlich schlich sich dieses goldige Kerlchen an und nahm geradewegs Kurs auf meinen Müsliriegel. Ich hätte natürlich geteilt, aber bei der kleinsten Bewegung meinerseits war die Frechechse schon wieder zwischen den Steinen verschwunden. An dieser Stelle geht ein Gruß an die beiden netten Damen raus, die ich an dieser Stelle getroffen habe und die meine Begeisterung für „das Echsle“ sichtlich lustig fanden.
Station 2, der Kelch der Dankbarkeit ist zweifellos die schönste Station auf der Runde. Der bunte Kelch leuchtet toll in der Sonne und unzählige Begriffe auf seinen Flügeln zeigen auf, für wie viele Dinge im Leben man dankbar sein kann / sein sollte. Wenn man so darüber nachdenkt, wie oft man stattdessen über Kleinigkeiten jammert und sich beschwert…
Schon kurz nach Station 2, folgt bereits Station 1, der Kelch der Hoffnung. Er ist weit geöffnet, denn ohne Hoffnung geht es im Leben einfach nicht. Die Hoffnung sollte man sich immer bewahren. Auch diese Skulptur hat mir sehr gut gefallen. Die beiden Kelche sind als Objekte meine Favoriten auf dem Weitblickweg.
Mit dem kleinen Abstecher und den Geocaches bin ich in Summe 5,5 km auf dem Weitblickweg und in der nahen Umgebung gelaufen. Etwas mehr also als die angegebenen 4 km. Mir hat der Weg sehr gut gefallen. Obwohl er vergleichweise kurz ist, bietet er durch Anstiege stellenweise eine kleine Herausforderung. Die Aussicht und der Weitblick in die Landschaft sind großartig. Die Stationen auf dem Weg regen durchweg zum Nachdenken an. Da darf man sich gerne das eine oder andere mitnehmen für den Alltag.
Wer nach der Wanderung noch Zeit hat und sich etwas anschauen möchte, der gelangt innerhalb von 10 Fahrminuten zum Bonbonmuseum Vaihingen an der Enz. Vielleicht ein kleiner Tipp, speziell für Naschkatzen!
Informationen (Stand 03 / 22)
- Name: Weitblickweg Hohenhaslach (GPX)
- Start- / Zielpunkt: Wanderparkplatz Weitblickweg Hohenhaslach
- Länge: ca. 4 km
- bis auf einen Abstecher mit Waldweg, nur asphaltierte Fahrwege
- Weitblickweg Hohenhaslach