Der Rheinsteig ist ein Fernwanderweg, der auf stolzen 320 km von Bonn nach Wiesbaden führt.
Man kann ihn in beide Richtungen gehen und sich die Etappen dabei recht frei selber zusammenstellen.
Wenn man online nach den Etapen schaut, findet man schwankende Angaben von 17 bis hin zu 23 Etappen.
Da der Rheinsteig ordentlich Höhenmeter hat und damit mitunter sehr anstregend zu laufen ist, hängt es also von der Fitness eines Jeden ab, der sich auf diesen Weg machen möchte.
Die Entscheidung, im Urlaub eine Etappe des Rheinsteigs zu wandern, fiel wie so oft gerade mal zwei Abende zuvor.
Da unsere Unterkunft in Koblenz war, lag es nahe, die Etappe 10 von Koblenz nach Lahnstein zu laufen.
Mit etwa 12 km eine nicht allzu lange Strecke mit vertretbaren Höhenmetern.
Der Startpunkt der Etappe am Rheinufer empfängt einen mit einem grandiosen Blick auf den Fluss. An diesem geht es nun eine kleine Weile entlang. Früh morgens war es noch überraschend ruhig. Schließlich zweigt die Strecke aber in den Ort ab und führt erstmals leicht bergauf. Durch schmale Gassen hindurch ein ebenfalls sehr angenehmer Abschnitt der Etappe.
Leider war der Rheinsteig zur Zeit unserer Tour an zwei Stellen wegen Baustellen gesperrt und es gab Umleitungen. Die Baustellen sahen nicht so aus als wären sie bald wieder weg, also seid lieber darauf eingerichtet, wenn ihr die Etappe angehen wollt.
Für die Baustellen und die Umleitungen kann der Rheinsteig nichts, das steht außer Frage. Aber schön sind die Umleitungen nicht, das muss man auch ganz ehrlich sagen. Man hat fast duchgängig Asphalt unter den Schuhen, ist quasi in der Stadt unterwegs und hat auch oft eine gut befahrene Straße an der Seite. Da muss man einfach die Zähne zusammenbeißen und ich verspreche an dieser Stelle schon mal, dass die Etappe bald wirklich schön wird.
Endlich führt die Route eine Treppe hinunter und von einer Minuten auf die andere ist man im Grünen angekommen. An einem hübschen Rastplatz mit einer Quelle. Statt der Straße folgt die Route nun einem kleinen Plätscherbach durch den Wald. Das Straßengeräusch ist nun nicht mehr zu hören und er Weg ist zunächst sogar angenehm flach. Ich empfehle dringend, dies ausgiebig zu genießen. Es bleibt nicht lange so! Und der Rheinsteig schont den Wanderer keineswegs, er holt sofort die dicke Keule heraus!
Es geht lange bergauf und viel Ablenkung gibt es am Weg nicht. Da spürt man die Anstrengung gleich nochmal deutlicher. Auch Aussichten gibt es trotz zunehmender Höhe nicht, was wirklich schade ist. Da braucht es Geduld und die eine oder andere kurze Rast mehr. Vielleicht irre ich mich, aber ein wenig Kahlschlag gibt es auf dem Abschnitt ebenfalls. Allerdings zum Glück längst nicht so viel wie in meiner Region.
Endlich oben angekommen grinst einen das freundliche Baumgeschöpf fröhlich entgegen. Wer nach dem Aufstieg eine Pause braucht, der muss noch einige Meter geradeaus laufen, dann kommt eine Bank. Aber wirklich nur eine! Die ist also gerne mal belegt. An dem Abzweig des Rheinsteigs sind wir erstmal munter vorbeigelaufen ohne ihn überhaupt wahrgenommen zu haben. Also haltet die Augen auf, sonst geht es euch wie uns. Läuft man am Abzweig vorbei, geht es zwar bergab, aber wenn man den Irrtum dann bemerkt, auch alles wieder bergauf. Und eine Zugabe an Höhenmetern braucht der Rheinsteig wirklich nicht.
An der Wellenliege mit dem ersten wirklich schönen Ausblick ereigneten sich gleich zwei kleinere Katastrophen. Erstens wurde mir klar, dass die Kamera keines der bisher gemachten Fotos auf die Speicherkarte gepackt hatte und dann fiel eben diese Micro-SD auch noch durch die Rillen der Liege ins Laub. Von entspannt die Aussicht genießen, konnte also nicht die Rede sein. Dabei ist dieser Platz so viel schöner als die Bank oben. Macht eure Pause also lieber dort. Bis zur Liege läuft man sogar gemütlich abwärts.
Im weiteren Verlauf führt die Strecke zu einem der genialsten Aussichtspunkten, die ich je erlebt habe. Der Felsen erfordert ein gewisses Maß an Trittsicherheit, eine Schüppe Mut schadet auch nicht und Höhenangst darf man auf keinen Fall haben. Wenn dies alles gegeben ist, dann hat man einen phantastischen Blick hinunter auf die Lahn und das Ziel der Etappe, den Ort Lahnstein. Warum die Lahn so braun war, wissen wir bis heute nicht. Ich habe beim Googeln von vielen Gründen gelesen: Braunalgen durch die Wärme, aufgewirbelter Schlamm durch starke Regenfälle, Eisen…irgendetwas davon wird es gewesen sein. Oder etwas von allem.
Bis zur Ruppertsklammhütte ist es nun nicht mehr weit. Die Hütte ist richtig groß mit vielen Sitzgelegenheiten und sogar einem Grillplatz. Gleich nebenan führt ein Pfad hinein in die wildromantische Ruppertsklamm. Der Pfad startet noch recht unaufgeregt, mausert sich aber dann alle paar Meter bis der Abstieg durch die Klamm zu einem echten Abenteuer wird. Es ist von Vorteil, wenn die Wanderschuhe wasserdicht sind, selbst bei nur wenigen Zentimetern Wasserstand.
Über Stock, Stein und Stege wandert man nun hinunter nach Lahnstein. Der Pfad ist an vielen Stellen gerade mal breit genug für ene Person. Oft gibt es gar keinen richtigen Pfad und man muss sich seinen Weg suchen. Passt unbedingt auf, es kann in der Klamm super rutschig sein und zum Festhalten gibt es nicht viel! Die schwierigsten Stellen sind allerdings doch mit Drahtseilen gesichert. Die braucht man dort auch.
Wir hatten uns von der Ruppertsklamm nicht allzu viel erwartet, das gebe ich offen zu. Solch ein Abenteuer in Deutschland, wo alles abgesperrt ist, was nur annähernd gefährlich sein könnte? Niemals! Umso schöner, dass wir komplett überrascht wurden. Die Klamm ist ein waschechtes Abenteuer, das höllischen Spass macht! Also genießt die knapp 1,5 km, aber passt dabei gut auf euch auf!
Aus der Klamm heraus gelangt man zu einem Rastplatz mit Bänken und läuft dann weiter hinunter zur Straße. Die Route überquert die Straße, führt an einigen Gärten vorbei an die Lahn und nach ein paar Bootsanlegern über den Fluss. Der war auch von Nahem betrachtet erstaunlich braun. Falls jemand eine Erklärung dafür hat, dann schreibt sie gerne unten in die Kommentare. Dafür ist der Blick nach oben und dann rundum ein Traum.,
Von Lahnstein aus sind wir mit dem Bus zurück nach Koblenz gefahren. Der braucht auf der Straße nur wenige Minuten für die Strecke, für die wir zu Fuß rund vier Stunden unterwegs waren. Das darf man sich so gar nicht vor Augen führen.
Diese Etappe des Rheinsteigs hat Lust auf weitere Etappen gemacht. Es ght zwar teils deftig bergauf, aber der Weg selbst ist bequem und abwechslungsreich. Ist man endlich oben angekommen wird man wie so oft mit einem tollen Ausblick belohnt und kann sich auf Bänken erholen. Das Highlight dieser Etappe ist aber zweifellos die Ruppertsklamm mit dem rumpeligen Pfad hinunter nach Lahnstein. Ein Abenteuer vom Feinsten! Rheinsteig, ich denke, wir sehen uns wieder!
Du hast Lust auf eine weitere Schluchten-Tour in der Region? Dann schau gerne in meinem Artikel zum Höhlen- und Schluchtensteig vorbei!
Informationen (Stand 09 / 2023)
Name: Rheinsteig Etappe 10 – Von Koblenz nach Lahnstein (GPX)
Startpunkt: Rheinufer Koblenz
Zielpunkt: Lahnstein
Länge: ca. 13 km
Wanderwege, Naturpfad in der Ruppertsklamm
Rheinsteig