Der Rheinsteig ist ein Fernwanderweg, der auf stolzen 320 km von Bonn nach Wiesbaden führt.
Man kann ihn in beide Richtungen gehen und sich die Etappen dabei recht frei selber zusammenstellen.
Wenn man online nach den Etapen schaut, findet man schwankende Angaben von 17 bis hin zu 23 Etappen.
Nachdem wir 2023 im Urlaub Etappe 10 des Rheinsteigs gelaufen sind, hatten wir uns vorgenommen, 2024 weitere Etappen zu erwandern. Und warum nicht mal das Pferd von hinten aufzäumen?
Da Start- und Endpunkt der 21. Etappe für uns relativ gut per Bus und Bahn zu erreichen waren, fiel die Wahl auf die offizielle letzte Etappe.
Auf rund 18 km von Schlangenbad nach Wiesbaden
An der Haltestelle Landgrafenplatz in Schlangenbad sind wir aus dem Bus gestiegen und somit führt die Route zunächst eine Weile durch den Ort. Der kleine Park ist ganz hübsch, davon abgesehen wirkt Schlangenbad mit den klotzigen und wenig schönen Kurhäusern sehr in die Jahre gekommen.
Bald schon zweigt man aber ins Grüne ab und der Weg, sowie der Ausblick werden schöner. Als erstes blitzt die Lochmühle mit dem großen Mühlrad durch die Bäume und Sträucher. Wer sie sich näher anschauen möchte, macht hier einen kleinen Abstecher. Es sind wirklich nur ein paar Meter. Entlang der Wege stehen zahlreiche Wegweiser. In der Region ist wandermäßig sichtlich einiges zu erleben. Wir haben uns aber natürlich an den Schildern des Rheinsteigs orientiert und sind mit dem Blick auf die hügelige Umgebung ins Naturschutzgebiet Rechtebachtal gewandert.
Nun ist man richtig im Wald und vom Ort ist nichts mehr zu sehen und hören. Im Sommer dürfte der Abschnitt wunderbar schattig sein.
Als nächstes liegt der Graue Stein am Weg, ein riesig großer Felsen, der zu einer Kletterpartie einlädt. An unserem Wandertag kraxelten so einige Leute auf dem Felsen herum und auch wir haben kurz mit dem Gedanken gespielt, dann aber davon abgesehen. Man muss sich ja nicht schon gleich kurz nach Start einer Tour die Klamotten ruinieren. Außerdem war es uns einfach zu voll. Schade eigentlich.
Wenn du dich für die Kletterei entscheidest, dann sei auf jeden Fall vorsichtig. Der Felsen ist beeindruckend groß und entsprechend gefährlich kann es sein. Spass wird es aber bestimmt machen! Etwas weiter trifft man noch auf einen weiteren Felsen, doch der ist deutlich kleiner. Dennoch hatten wir solche Felsen auf dem Rheinsteig gar nicht erwartet, jedenfalls nicht an diesem Punkt der Strecke. Entsprechend begeistert waren wir dann auch. Und bei der nächsten Kraxelei sind wir ganz sicher mit dabei!
Ohne das Schild am Monstranzenbaum könnte man an dem Baumriesen glatt vorbeilaufen. Der Baum starb 1980 und wurde 2009 schließlich gefällt. Seither liegt er ein Stück seitlich weg vom Weg. Der Sage nach vergrub eine Nonne in den Kriegswirren des Mittelalters die Monstranz des Klosters im Wald und pflanzte den Baum an die Stelle um sie später wiederzufinden. Das gelang ihr lange nicht und als sie die Stelle endlich wiederfand, starb sie dort vor Erschöpfung. Der Baum wuchs in Form einer Monstranz heran und ist auch liegend noch von beachtlicher Größe.
Nach dem Monstranzenbaum hat man für ein kurzes Stück Asphalt unter den Schuhen und läuft an einigen Schrebergärten vorbei. Schließlich heißt einen das Schild auf dem Schlangenpfad willkommen. Hier ist der Wald richtig schön und teils verwildert, der Weg ist rumpelig und macht Spass. Wenn es feucht oder nass ist, kann es aber rutschig werden! Also immer gut aufpassen, wie und wohin man tritt! Der Schlangenpfad ist ein 2 km langer Rundweg, den man -wenn man möchte- in die Etappe einbinden kann. Entlang des Pfades stehen mehrere Infotafeln, die über die vom Aussterben bedrohten Äskulapnatter aufklärt.
Der Weg bleibt weiter spannend und führt nun zum ersten Mal deftig bergauf. Der Rheinsteig hat auf ganzer Strecke 11700 Höhenmeter und hier bekommt man einige davon ab. Endlich oben angekommen wandert man entlang von kleinen Viehweiden, wo wir von Kühen und Schafen bestaunt wurden. So hübsch! Ein Tor im Zaun stand offen und dahinter gab es eine Bank, die wir für eine kurze Pause genutzt haben. Der Ausblick ist gar nicht mal so schlecht und reicht weit ins Land hinaus. Irgendwo dahinten muss auch der Rhein fließen. Frisch gestärkt sind wir nach einigen Miinuten wetergelaufen.
Auch vm Goethestein hat man einen wunderbaren Ausblick. Sowohl in die Ferne, als auch direkt davor den Weinberg hinunter. Am Goethestein stehen ebenfalls einige Bänke für eine Pause bereit. Es ist schon beachtlich, wie weit Goethe zu seiner Zeit herumgekommen ist. Wir begegnen ihm auf so vielen Touren, dass wir schon manches Mal darüber gestaunt haben.
Ich mag ja Weinberge unheimlich gerne und dieser Punkt auf dem Rheinsteig war eine prima Einstimmung auf das, was noch kommen sollte.
Auf einem Hügel konnten wir beobachten, wie zahlreiche Leute mit Stöcken irgendetwas von den Bäumen schlugen. Unsere neugierigen Blicke müssen wohl Bände gesprochen haben, denn ein Mann bot uns großzügig von seiner Beute an: Maronen direkt vom Baum! Zwei haben wir mitgenommen und auf dem weiteren Weg probiert. Fazit: kann man essen, aber die Maronen auf der Kirmes schmecken besser. Findet jedenfalls Maik. Mir haben die Maronen frisch vom Baum besser geschmeckt.
Und erst recht die verbliebenen Trauben an den Weinreben am Weg!
Fröhlich auf und ab durch die Weinberge führt die Route schließlich zu einer Unterführung und auf Asphalt weiter zum Schiersteiner Hafen. Endlich Wasser! Endlich ist der Rhein zum Hineinspringen nahe! Hätten wir nicht auf der Karte gesehen, dass auch diese Etappe irgendwo zum Rhein führen würde, hätten wir es m kaum noch geglaubt. Einmal rund um das Hafenbecken mit feinem Blick auf die vielen Boote und über eine schicke geschwungene Brücke erreicht man endlich den Fluss.
Der Abschnitt am Rhein entlang ist allerdings auch der anstrengendste Part der Etappe. Komplett auf Asphalt und fast schnurgerade geradeaus. Der Rhein ist natürlich sehenswert und sorgt für etwas Ablenkung vom Pflastertreten. Nun befindet man sich im Endspurt der Etappe und bei uns stieg die Spannung. Wie würde wohl das Ende des Rheinsteigs aussehen? Würde es ein Schild oder eine andere deutliche Wegmarke geben? Kurz und knapp: nein!
Der Rheinsteig endet am Rheinufer beim Schloss Biebrich, das bald auf der linken Seite auftaucht.
Wir haben uns umgeschaut, aber nur ein ganz normales Informationsschild zum Rheinsteig entdecken können. Das ist irgendwie schade. Wenn ich nach den kompletten 320 km hier ankommen würde, wäre ich wohl etwas enttäuscht.
Der Rhein macht sich auf der 21. Etappe des Rheinsteigs ganz schön rar. Man bekommt ihn erst ganz am Ende wieder zu Gesicht. Dafür ist die Wanderung an sich umso abwechslungsreicher und bietet neben mehreren Aussichtspunkten viel Sehenswertes wie den Goethestein, den Monstranzenbaum und die vielen Weinberge. Eine Schüppe Höhenmeter gilt es durchaus zu bewältigen, aber insgesamt hält sich die Anstrengung in erträglichem Rahmen. Landschaftlich auf jeden Fal eine schöne Etappe!
Informationen (Stand 11 / 2024)
Name: Rheinsteig Etappe 21 – Von Schlangenbad nach Wiesbaden (GPX)
Startpunkt: Bushaltestellte Landgrafenplatz, Schlangenbad
Zielpunkt: Rheinufer Wiesbaden-Biebrich
Länge: ca. 18 km
Wanderwege, Waldwege, kurze Abschnitte Asphalt
Rheinsteig