Landgoed Twickel Runde bei Hengelo – Achtung Stier!

Zwei- oder dreimal im Jahr muss ich nach Holland. Eigentlich natürlich in die Niederlanden, aber hier sagt man irgendwie immer „nach Holland„. Meistens fahre ich zum Einkaufen dorthin (ich liebe die vielen bunten Getränke und Süßigkeiten) und um eine Krokette zu essen. Dieses Mal wollte ich eine Wanderung damit verbinden. Auch das ist bei Hengelo sehr gut möglich!

Ich bin mit dem Zug gefahren. Das € 9-Ticket bringt einen bis Bad Bentheim und für nur € 5,00 zusätzlich je Weg, kann man den Hopser über die Grenze machen. Für diese Wanderung von ca. 19 km fährt man bis zur Haltestelle Hengelo-Gezondheitspark. Das ist nur eine Station weiter als Hengelo Hauptbahnhof. Die Route startet direkt an der Station.

Die Strecke lässt sich bestimmt auch gut mit dem Fahrrad machen. Das dürfte über den Untergrund genug aussagen. Asphalt, befestigte Wanderwege, Schotter, Kies, es ist alles mit dabei. Aber immerhin sehr ausgewogen, sodass es nicht anstrengend wird. Außerdem ist die Runde komplett flach. Von einem Höhenprofil mag man gar nicht sprechen angesichts der schmalen Linie im Diagramm. Vom Untergrund abgesehen, führt der Weg aber zum Großteil durchs Grüne. Wiesen, Felder, Wald, alles da, was das Wandererherz höher schlagen lässt. Gleich zu Beginn, nur wenige Meter nach dem Start schon, gelangt man zu wunderschönen Teichen.

Ich habe die Runde im Juni 2022 unternommen. Zu dieser Zeit gab es an den Noordmolen eine Sperrung, wodurch ich einen Umweg gehen musste. Ob dies immer noch der Fall ist, weiß ich natürlich nicht. Daher rate ich an dieser Stelle dazu, die Runde gegen den Uhrzeigersinn zu laufen. Dann hat man mit der Sperrung kein Problem und ist auf der sicheren Seite.

Weite Teile des Areals scheinen zum Landgoed Twickel zu gehören. Jedenfalls stehen an allen Ecken und Wegen entsprechende Schilder. An vielen Stellen sieht es auch genau danach aus. Es gibt hübsche Brücken, die Gegend hat teils etwas von einem Park und viele bunte Blumen säumen die Wege. Die Strecke führt später noch direkt zum Landgoed, auf das man immerhin einen Blick von aussen werfen kann. Man kann es natürlich besichtigen. Das kostet € 5,00 pro Person, was ich wirklich fair finde. Bei mir passte ein Besuch leider nicht in den Zeitplan, da ich nach der Wanderung noch in die Stadt wollte.

In Deutschland winken viele Wanderer direkt ab, wenn man auf einer Tour in die Nähe einer Autobahn gelangt. Hektisch und unfassbar laut. Auch auf dieser Runde kommt man an eine Autobahn. Die sieht allerdings aus wie bei uns eine ländliche, zweispurige Straße und liegt friedlich da. Gefühlt hat dieses Land in allem zwei Gänge runtergschaltet im Vergleich zu Deutschland. Ich liebe das einfach! Das Highlight aber ist ganz klar die Brücke, die über die Autobahn führt. Viel mehr mag ich nicht verraten, lasst euch überraschen.

Nun mischt in die Landschaft auch mal Wald mit, aber auch dort ist man auf überwiegend befestigten Wegen unterwegs. Wie schon gesagt, Fahrräder werden hier ebenfalls keinerlei Probleme haben. Man nimmt nun Kurs auf Landgoed Twickel, das sich mit einem schicken Zaun und bunten Blumen ankündigt, die die Köpfe zwischen den Streben hindurchstecken. Im Sommer kann man an Führungen teilnehmen, die Gärten sind von April bis Oktober frei zugänglich, der Park und das Landgut das ganze Jahr über. Ich kann es mir dort auch im Herbst und Winter wunderschön vorstellen.

An Wiesen und Feldern vorbei führt die Strecke weiter durchs Grüne und schließlich hinein in einen Wald. Dort gibt es ein ganz tolles Plätzchen für eine Rast, was ich sofort wahrgenommen habe. Die Plattform liegt einladend teils im Schatten, teils in der Sonne und bietet einen schönen Ausblick in die Landschaft. Es gibt zwar auch in Abständen Bänke am Weg, doch mir war dieser Platz dreimal lieber.

Diese Wanderung hält allerlei Überraschungen bereit. Die größte davon war für mich der nun folgende Abschnitt. Man ist nämlich eine ganze Weile auf einem Bohlenweg unterwegs. Solche Wege liebe ich sowieso. Aber auch die Landschaft zeigt hier eine völlig neue Seite. Von der Vegetation her hat sie mich deutlich an ein Moorgebiet erinnert, was sie natürlich spannend macht. Schatten gibt es hier ausnahmsweise nicht. Wenn am Wandertag die Sonne knallt, ist es auf jeden Fall heiß! Die Bohlen reflektieren obendrein. Aber es ist unfassbar schön mit den wilden Wiesen und den niedrigen und knorrigen Bäumen.

Die Strecke führt weiter in Richtung Paalkampeerplek, was ich ganz frei mit „Campingplatz“ übersetzt habe. Scheinbar war die Karte bei komoot nicht mehr aktuell, jedenfalls habe ich im Nachgang herausgefunden, dass es diesen Platz seit 2020 nicht mehr gibt. Schade eigentlich, denn es muss so eine Art Trekkingplatz gewesen sein. Das hätte mich durchaus interessiert. Man kommt aber gar nicht mehr dorthin. Erst warnt ein Schild vor einem Stier, was ich noch mit dezent flatternden Nerven ignoriert habe (das Tor lässt sich öffnen!), aber am Elektrozaun danach habe ich doch den Rückzug angetreten. Ich mag Rindviecher, aber das muss ja nicht immer auf Gegenseitigkeit beruhen. Den Abstecher kann man sich also eigentlich sparen.

Wenn man die Tour wie ich mit dem Uhrzeigersinn geht, kommt man nun doch noch zu den Noordmolen. Eine sehr hübsche Mühle mit idyllischen Teichen sind den Besuch wert. Geöffnet ist jeweils Samstag und Sonntag von 13 – 17 Uhr. Es lohnt sich! Mir hat es wirklich gut gefallen dort.

Wer seinen Proviant vergessen oder früh alles verputzt hat, der findet auf der Runde zwei süße Selbstbedienungswagen mit einem beeindruckenden Shoppingangebot vor. Getränke (warm und kalt), Snacks, Marmelade, Eis und einiges mehr kann man dort kaufen. Eine Kasse des Vertrauens steht bereit. Ich habe mir ein Eis gegönnt und finde diese Wägelchen mal wieder so typisch knuffig holländisch! Sie befinden sich praktischerweise auf der zweiten Hälfte der Runde, wenn eine Stärkung oder etwas Kühles ganz gelegen kommt.

Nun ist es nicht mehr weit bis zum Startpunkt. Das letzte Stück zurück zum Bahnhof läuft man die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg.
Ich habe mich übrigens über jedes einzelne Schild „fietspad“ amüsiert. Klingt das süß oder klingt das süß? Diese Sprache ist die Niedlichkeit pur! Finde ich jedenfalls. So habe ich den doppelt gelaufenen Abschnitt als äußerst unterhaltsam empfunden.

Mir hat die Tour super gut gefallen. Untergrund hin oder her, aber es gibt ganz viel Grün, bunte Blumen, Wasser, schattige und sonnige Wege, Kühe, Schafe, Ziegen, alles was das Tierliebhaberherz höher schlagen lässt, interessante Brücken und einen wunderschönen Bohlenweg durch eine außergewöhnliche Landschaft und Vegetation. Zwei Selbstbedienungswagen mit kleinem Shoppingangebot sorgen dafür, dass man unterwegs nicht vom Fleische fällt oder verdurstet (aber erst auf der zweiten Hälfte etwa).
Wer möchte und die Zeit dafür hat, kann unterwegs eine Führung auf dem Landgoet Twickel mitmachen (im Sommer).

Weitere Informationen (Stand 06 / 2022)

  • Name: Achtung Stier! – Landgoed Twickel Runde bei Hengelo (GPX)
  • Start- / Zielpunkt: Bahnhhof Hengelo-Gezondheitspark
  • Länge: ca. 19 km
  • Asphalt, sonstiger befestigter Untergrund, Schotter, Kies
  • Hengelo, Landgoed Twickel
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