
Der Weg
Der Urwaldsteig ist ein rund 66 km langer Wanderweg in Hessen und führt einmal um den Edersee herum. Dabei gilt es einige Anstiege zu bewältigen, man wird dafür aber auch mit wunderschönen Wäldern und Wegen und einigen großartigen Ausblicken belohnt. Der Steig liegt zum Großteil im Nationalpark Kellerwald-Edersee und wurde 2005 fertiggestellt. Demnach feierte er 2025 seinen 20. Geburtstag.
Urwaldsteig Edersee Etappe 3 / 4 – Von Scheid nach Affoldern ( ca 24 km)
Zugegeben, der vorige Tag hatte doch seine Spuren bei mir hinterlassen. Abends hatte mir so einiges weh getan und ich sah den Muskelkater schon kommen. Doch zu meiner großen Überraschung waren alle Schmerzen am Morgen wie weggepustet. Umso besser!
Sogar die Sonne ließ sich an diesem Tag mal blicken. So sind wir nach einem schnellen Frühstück und dem Abbau des Zelts gleich losmarschiert. Es stand die längste Etappe an, die es auf stolze 24 km brachte.

Das Stückchen aus dem „Ort“ heraus ist wirklich kurz, dann gelangt man bereits wieder in den Wald. Ich werde nicht müde zu betonen, wie wunderschön der Wald auf dem Runde ist. Schmale Wege, Bäume kreuz und quer, ein Urwald eben. Es geht allerdings gleich zu Beginn schon gut bergauf. Erstaunlicherweise machte mir das an diesem Tag aber überhaupt nichts aus. Scheinbar ist etwas dran an der Theorie, dass man auf dem Trail fit wird bzw sich am zweiten oder spätestens dritten Tag quasi „eingelaufen“ hat. So schnell dürfte das auf Tagestouren gerne auch gehen, nur halt dann auf die Laufstunden umgerechnet.
Dafür war Maik an diesem Tag nicht fit. Verkehrte Welt!

Als wir wieder am Edersee ankamen, war -Traditionen soll man ja bekanntlich wahren- auch der Regen wieder zur Stelle. Also mal wieder ein kurzer Stopp und hinein ins Regenzeug. An diesem Tag haben wir es erst gar nicht mehr wieder ausgezogen. Die Regenröcke sind wunderbar luftig, die Regenjacken auch und die Schuhe meistern den nass-trocken-Wechsel sowieso vorbildlich. Die laufen sich einfach trocken und das sogar bemerkenswert schnell. Was ich dagegen dringend noch brauche, das ist eine Hülle oder einen Liner für meinen Rucksack. Auf dieser Tour musste es ein einfacher Müllbeutel tun, aber die gehen halt schnell kaputt. So habe ich eine richtige Hülle gedanklich auf meine Liste gesetzt.

Den offiziellen Einstieg des Urwaldsteigs haben wir also erst am dritten Tag erreicht. Ein großes Tor heißt die Wanderer willkommen. Soviel kann ich sagen, wer hier anfängt, der ist nach wenigen Metern bereits ordentlich auf Betriebtemperatur. Es geht deftig bergan!
Dafür wartet endlich oben angekommen aber die einzige Schutzhütte, die wir auf dem kompletten Urwaldsteig gesehen haben. Eine Nacht darin wäre mindestens unbequem, so klein ist sie. Ein Zelt bekommt man darin auf keinen Fall unter. Vielleicht ist wirklich etwas an der Theorie, dass man so versucht, „Wildcamper“ aus dem Nationalpark fernzuhalten. Für eine kurze Riegelpause im Trockenen reicht das Hüttchen aber aus und das haben wir gleich mal genutzt.

Den Abstecher zum Wilhelmsblick etwas später konnte ich mir nicht entgehen lassen. Er liegt nur rund 50 m abseits vom Steig und ich würde behaupten, dass man an keinem Aussichtspunkt mehr vom See sieht als von dort. Der Ausblick ist genial! Diesen kleinen Seitensprung empfehle ich also auf ganzer Linie! Auch wenn die meisten Aussichtspunkte entlang des Urwaldsteigs auf den See hinausgehen, so wird es irgendwie doch nie langweilig. Das ist wirklich erstaunlich! Wer sich für Gewässer eher nicht so begeistern kann, der könnte es dagegen etwas schwerer haben. Aber dann wandert man vielleicht auch nicht unbedingt einen Trail rund um den größten See von Hessen.

Über die hübsche Herzogbrücke ging es ins Verderben des Tages. Ein wunderschöner schmaler Pfad, ABER rutschig und matschig und stolperig. Da musste man bei der Sache sein, daher gibt es kein Foto davon. Sogar einen Abschnitt mit Seilsicherung gibt es dort.
Am Ende angekommen war das Zwischenziel Waldeck nicht mehr weit und wir beschlossen, dort ein Stück vom Weg mit der Bergbahn zu skippen. Nicht weil wir keinen Bock auf den Weg dort hinauf hatten, aber wenn eine solche Attraktion am Weg liegt, dann nimmt man die doch gerne mit. Vielleicht kann man sich die Enttäuschung vorstellen als wir feststellten, dass die Bahn derzeit nicht fährt. Die Vertretungsbimmelbahn haben wir knapp verpasst. Somit ging es doch zu Fuß weiter, beharrlich verfolgt vom nächsten Regenschauer.

Selbiges erwischte uns kurz unterhalb der Burg, wo wir uns zunächst mit anderen Leuten unter das Dach vom Toilettenhäuschen drängten. Dieses Mal ging wirklich glatt die Welt unter, so sehr schüttete es. Wahnsinn! Als es endlich etwas nachließ, sind wir die letzten Meter zur Burg gelaufen. Maiks Laune hing zu diesem Zeitpunkt ähnlich tief wie meine am Tag zuvor. Zum Glück gab es an der Burg eine Bude, die uA Currywurst und Pommes im Angebot hatte. In einer kleinen hölzernen Hütte mit Tisch und Bänken haben wir es uns erstmal in Ruhe schmecken lassen. Der Weltuntergang war zurück und zog sich nervig in die Länge. Da muss man ja nicht drin herum wandern, wenn man genauso gut unter einem Dach sitzen kann.

Irgendwann beruhigte sich das Wetter leidlich und so haben wir noch schnell den Blick über die Burgmauer auf den See hinunter angeschaut. Ebenfalls sehr sehenswert! Bei schönem Wetter wäre er aber noch besser gewesen, da bin ich sicher. Schönwetter-Wanderer und so.
„Schwieriger Steig“ warnt ein Schild im weiteren Verlauf und das ist ernst zu nehmen!
Aber auch wieder wunderschön verwunschen. Nur eben steil und schlidderig.
Zum Glück muss man anschließend gleich wieder aufwärts, und zwar so richtig! Hinauf zur Kanzel. Dort war ich sogar vor ein paar Jahren schon mal und es ist ein genialer Aussichtspunkt.

Der Abstieg zog sich ganz schön, auch wenn der Blick auf die Staumauer ein beeindruckendes Highlight ist. Dafür geht es aber wirklich nur bergab. Nach diversen Aufstiegen an diesem Tag war das schon ganz angenehm.
Unten endet der Weg zwar an der Straße, vor uns lagen allerdings noch 3 km bis zum Campingplatz. In den angegebenen 24 km sind also diese 3 km mit eingerechnet. Und während mir den lieben langen Tag gar nichts wehgetan hatte, so haben mir diese 3 km auf Asphalt sprichwörtlich das Genick gebrochen. Meine Füße! Aua, aua und nochmal aua!
An sich gelangt man an der Straße innerhalb weniger Meter zur Bushaltestelle und kann dann zum Campingplatz fahren. Den Bus hatten wir leider um Minuten verpasst. Dafür würden wir morgen mit dem Bus zurück zum Wiedereinstieg in den Steig fahren. Das war schnell beschlossen.

Endlich am Campingplatz Affolderner See angekommen, durften wir uns auf der Wiese einmal mehr einfach einen Platz fürs Zelt aussuchen. Außer uns war nur noch eine Familie mit Zelt dort. Der Campingplatz ist sehr schön und es lohnt sich, eine Runde zu drehen. Sehr niedliche Hüttchen, wirklich! Als sich dann noch herausstellte, dass es ums Eck eine Tankstelle gab und somit mein Blubberwasser für den nächsten Tag gesichert war, war ich endgültig versöhnt. An diesem Tag haben wir nicht mehr gekocht, sondern uns im kleinen Campingplatzlokal Tomate-Mozzarella und Getränke mit Geschmack und vor allem mit Kohlensäure schmecken lassen.

Die Nacht war etwas frischer als die vorigen, aber die Zeltwiese liegt halt direkt am Fluss. Da ist es immer etwas feuchter und kühler, das bleibt nicht aus. Schlafsack und Quilt haben den Job allerdings bestens gewuppt. Die letzte Nacht auf dem Uwaldsteig, ein letztes Mal einschlafen im Mief von vier Wanderfüßen. Und am nächsten Tag sollte auch endlich mal die Sonne scheinen!

Wichtige Tipps für den Campingplatz Affolderner See
Ab Etappenende fährt ein Bus zum Campingplatz, daher schadet es nicht, sich vorab mit dem Fahrplan vertraut zu machen.
Für alle, die wie wir zu spät für den Brötchendienst am Platz ankommen, gibt es eine Tankstelle ganz in der Nähe.
Packliste (Juni)
Rucksack, Trekkingstöcke, Zeltplane, Schlafsack, Isomatte, Thermounterwäsche (Schlafkleidung), 3 xTrekkingnahrung, 3 x Porridge,Tasse, , Regenschirm, Regenrock, Regenhut, Powerbank, Kabel, Ersatzakku Kamera, Daunenjacke, Sitzkissen, Regenjacke, Wanderapotheke, Hygienebeutel
Rucksackgewicht 5,7 kg zzgl 1,3 kg Nahrung & 1 l Wasser
Hier kommst du zu unserem zweiten Tag auf dem Urwaldsteig am Edersee!
Informationen (Stand 06 / 2025)
Name – Urwaldsteig Edersee Etappe 3 – Verkehrte Welt
Startpunkt – Campingplatz Pferdekoppel Scheid
Zielpunkt – Campingplatz Affolderner See, Affoldern
Länge: ca. 24 km (inklusive 3 km vom Etappenende zum Campingplatz)
