Vor Kurzem kam in den lokalen Medien die Geschichte von einem Gruselwald in der erweiterten Nachbarschaft auf.
So etwas ist natürlich spannend und ganz nach meinem Geschmack. Also habe ich mich vor die komoot-Karte gesetzt und mir eine Runde am und im Reesberg bei Kirchlengern zusammengestöpselt. Einige Anhaltspunkte gaben die Zeitungsartikel her und so stand die Route bald fest.
Mit nur ca. 6,5 km ist die Runde nicht sehr lang. Das Wetter an meinem Wandertag wollte nicht so wie ich und da fallen meine Touren meistens eher kurz aus. Ich werde bestimmt nochmal zum Reesberg zurückkommen, denn es gibt dort so viele Wege, die ich an diesem Tag links liegenlassen habe. Denen möchte ich nochmal folgen, wenn es sich ergibt.
Geparkt habe ich am Straßenrand an der Ecke Reesbergstraße – Fichtenweg. Mehr Parkplätze gibt es allerdings an der Brannecker Straße, wie ich auf der Rückfahrt gesehen habe. Wenn man so parkt wie ich, ist man auf jeden Fall direkt am Rüterfriedhof. Er ist einer von zwei alten Friedhöfen, zu denen die Runde unter Anderem führt. Das Tor ist verschlossen, aber man kann zwischen den Streben hindurch etwas spinsten.
Im 19. Jahrhundert gehörten die Rüters zu den einflussreichsten Familien in Südlengern, betrieben erfolgreich im großen Stil Landwirtschaft und Handel. 1885 siedelte die Familie nach Amerika über, doch einige Mitglieder liegen auf dem Friedhof begraben. Es gibt sogar eine kleine Kapelle. Einerseits finde ich es natürlich sehr bedauerlich, dass man sich vor Ort nicht genauer umschauen kann. Andererseits kann ich es natürlich verstehen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es auf dem Friedhof aussehen würde, wenn jeder einfach Zutritt hätte.
Am Friedhof vorbei führt die Route auf einem schmalen Waldweg ein wenig steil bergan und mündet schließlich auf einen gut ausgebauten und breiten Wanderweg. In Sachen Wege ist auf der Runde für Abwechslung gesorgt. Wie schon erwähnt gibt es schmale Pfade, die teils überwuchert sind, bequeme Wanderwege und auch ein paar wurzelige Abschnitte. Es ist eine durchgehend grüne Wanderung für Naturfreunde.
Außerdem habe ich auf noch keine Wanderung solche Massen an Brombeeren gesehen. Mehr als die Hälfte der Strecke kann man sich zu der entsprechenden Jahreszeit lecker durchfuttern. Da habe ich meinen Müsliriegel gar nicht gebraucht. Ich finde es schon jetzt schade, dass die Saison bald vorüber ist. Selbst gepflückt schmeckt so viel besser als selbst gekauft. Bei Brombeeren stimmt das auf jeden Fall!
Ein kleiner Abstecher führt zum Bismarckdenkmal. Startet man von der Branneckerstraße aus, dann ist es quasi die erste sehenswerte Etappe der Strecke. Der Abstecher macht nur wenige Meter aus, daher sollte man ihn unternehmen. Hier ist man ausnahmsweise auf richtigem Straßenbelag unterwegs. Aber wie gesagt, nur für ein paar Meter. Danach geht man auf gleichem Wege zurück in den Wald.
Da ich nicht an Geister glaube (obwohl…?), habe ich mein persönliches kleines Ungeheuer mit auf die Wanderung genommen. An einigen Stellen durfte es dann Modell stehen. An dem Wald selber ist rein gar nichts Gruseliges dran. Tagsüber jedenfalls nicht. Es ist ein ganz normaler Wald. Darum möchte ich noch einmal dorthin. In der Hoffnung, dann vielleicht die eine oder andere gespenstische Stelle zu finden. Eine andere Möglichkeit wäre es natürlich, abends oder nachts herzukommen. Aber der Gedanke behagt mir (noch) nicht so ganz. Meint ihr, ich sollte mich trauen?
In dieser Baumhöhle hätte ich mir meinen kleinen Weggefährten auch gut vorstellen zu können. Allerdings war sie bewohnt. Auf die Schnelle konnte ich nicht erkennen, was mir entgegengeflogen kam. Es klang wie eine Wespe, nur gefühlt zehnmal so groß. Also habe ich lieber schnell den Rückzug angetreten. Was für Riesenviecher, wow! Vielleicht die Wächter des Geistes vom Reesberg? Wer weiß das schon?
Auf dem folgenden Wegabschnitt gab es rechts und links vom Weg wieder massig Brombeersträucher. Auf den Schrecken an der Baumhöhle gab es also erstmal einen weiteren leckeren Snack. Auch hier summt und brummt es eifrig, aber längst nicht so gefährlich.
Neben dem kleinen Ungeheuer hatte ich auch das Handy ein wenig auf die Tour im Gruselwald vorbereitet und eine (niedliche) EMF-App heruntergeladen. Eine App also, die Geister melden kann. Denn Geister sind von einem ElektroMagnetischen Feld umgeben, wie jeder weiß, der seine Ghostbusters kennt. Die App hat sogar ein kleines Gespenst gewittert...
Zum Glück war das Gespenst scheinbar nicht auf Krawall gebürstet und hat mich freundlich vorbeilaufen lassen. Vielleicht wollte es aber auch einfach genau wie ich weiter zum Gut Oberbehme, zu dem der Weg führt. Es gibt dort ein hübsches Türmchen, das so einem spukigen Schlingel sicher gut gefallen könnte.
Erstmals erwähnt wurde das Gut Oberbehme im Jahre 1450 und es war einst eine Wasserburg. Heute liegt es in einem hübschen Park mit einem Wassergraben rundum. Dieser war stellenweise sehr, sehr grün. Und während der Reschensee in Südtirol für den Kirchturm eines versunkenen Dorfs bekannt ist, findet man am Gut Oberbehme ein kleines halb versunkenes Entenhäuschen vor. Auch nicht schlecht!
In der Vorweihnachtszeit kann man am Gut Oberbehme Weihnachtsbäume kaufen.
Kaum hinter dem Gut abgebogen, kam mir dieses empört gackernde Federvieh entgegen. Die Hühner vom Hof nebenan leben ein echtes Freigängerleben. Und Besuch mögen sie scheinbar nicht so sehr. Auf diesem Stück war ich mir gar nicht sicher, ob man überhaupt dort laufen darf. Allerdings gibt es Besucherparkplätze am Weg, einen Zugang zum Gut und Verbotsschilder habe ich keine gesehen. An ein paar Gebäuden gibt es Schilder. Dass man darin nichts zu suchen hat, versteht sich aber eigentlich sowieso von selbst.
Der zweite Friedhof auf der Tour ist zugänglich. Die Gräber dort sind zwar ebenfalls sehr alt, werden aber teils sichtlich noch gepflegt. Zahlreiche Mitglieder der Familie von Laer liegen dort begraben. Eine kurze stille und respektvolle Runde ist hier möglich. Es gibt einige wirklich sehr, sehr alte Grabsteine mit kaum noch lesbaren Inschriften.
Zwischen den finsteren Tannen hindurch führt der Weg weiter und nochmal ganz dezent bergauf. „Oben“ angekommen erwartet einen neben noch mehr Brombeersträuchern ein kleines bisschen Aussicht. Aber es ist wirklich nicht viel. Man muss schon etwas aufpassen, sonst versäumt man die Stelle.
Der Endspurt der Route führt zwischen Waldrand und einem Maisfeld hindurch. Kennt jemand den Film „Signs“? Falls ja, seit diesem Film bin ich nicht gerne an Maisfeldern unterwegs. Wenn es also überhaupt eine gruselige Stelle am Reesberg gibt, dann ist es für mich auf jeden Fall die kurze Passage am Maisfeld. Hätte es im Mais geraschelt, ich wäre sicher einen Meter aus dem Stand gesprungen. Zum Glück kam ich von Geistern und Aliens unbehelligt wieder am Auto an.
Eine kurzweilige kleine Runde mit viel Wald, Feldern und Brombeersträuchern am Reesberg bei Kirchlengern. Die Anstiege sind kaum der Rede wert und es gibt entlang der Route ein paar Dinge zu entdecken. Gruselig war es auf dieser Strecke allerdings nicht. Wer aber ein bisschen Phantasie hat, der kann sich mit Hilfe der beiden Friedhöfe, der Wasserburg Gut Oberbehme und der Schneise zwischen den Tannen bestimmt eine schöne Gruselgeschichte zusammenspinnen.
Falls ihr mal in die Nähe von Rostock oder direkt nach Nienhagen kommt und Lust auf eine unheimliche Runde habt, empfehle ich euch den Gespensterwald Nienhagen!
Informationen (Stand 08 / 2022)
- Name: Ghostbusters Tour am Reesberg Kirchlengern (GPX)
- Start- / Zielpunkt: Ecke Reesbergweg – Fichteweg, alternativ Brannecker Straße
- Länge: ca. 6,5 km
- keine nennenswerten Anstiege, Feld-, Wald- und Wiesenwege