Es wurde mal wieder Zeit für ein Haldenhopping. Da es aber nach mehreren Hops inzwischen schwierig ist, nur die großen Halden zusammenzufassen, führt dieses Hopping zur Halde Großes Holz und der deutlich kleineren Halde Victoria. Und zu dieser auch nur im Ansatz. Warum, dazu später mehr.
Es war zur Zeit der großen Regenfälle.
Was wie der Beginn eines Abenteuerromans klingt, war im Dezember 2023 in vielen Teilen von Deutschland dramatische und traurige Realität. So auch im Ruhrgebiet, nahe dem Fluss Lippe. Die Route dieser etwa 18,7 km langen Wanderung stand schon lange fest, aufgrund der Lage habe ich sie am Abend zuvor aber noch einmal umgebaut um möglichst nicht in die Nähe der Lippe zu kommen. Ganz hat es nicht geklappt.
Hinweis: 2 kurze Abschnitte der verlinkten Route sind keine Wege oder Pfade, sondern führen querfeldein und können / sollten so nicht nachgewandert werden. An diesem Tag ging es nicht anders, weil wir wegen des Hochwassers Haken schlagen mussten.
Der Start- und Endpunkt befindet sich auf einem Parkplatz in Rünthe. Er gehört zu einem Sportstudio, wo am vorletzten Tag des Jahres aber nichts los war. Ansonsten müsst ihr anderweitig schauen, wo ihr das Auto abstellen könnt.
Vom Parkplatz aus wandert man zunächst durch einen kleinen Park zur Marina Rünthe. Zur Saison herrscht dort bestimmt ordentlich Trubel. Es gibt Gastronomie, es finden Veranstaltungen statt und auch Führungen werden angeboten. Natürlich werden im Frühjahr und Sommer auch zahlreiche Boote unterwegs sein. An unserem Wandertag im Dezember war an der Marina gar nichts los. Die Ruhe hatte tatsächlich auch ihren Reiz.
Ist man am Anlagesteg entlanggelaufen, zweigt die Route in Richtung Beversee ab und in eine waldigere Gefilde. Dass man sich von der Lippe fernhalten sollte, war klar gewesen, aber auch der Beversee lief zu dieser Zeit über. Für gute 200 m war der Weg am Seeufer bis über Kniehöhe überspült. Hier haben wir den ersten Haken schlagen müssen, der recht gestrüppig daherkam. Ohne Hochwasser kann man am Ufer entlanggehen und es gibt sogar eine Aussichtsplattform.
Am Beversee liegt übrigens ein Punkt der Lauschtour „Bergkamener Lauschpunkte“.
Ich kann die Lauschtour-App sehr empfehlen, sie ist sogar kostenlos!
Zurück auf dem Weg umrundet man den See noch für ein kurzes Stück, ehe die Route an den Datteln-Hamm-Kanal führt, der brav in seinem Bett floss. Dort kann man einmal über das beeindruckende Sicherheitstor laufen und wenig später die alte Kohlenbrücke bestaunen. Zur kahlen Jahreszeit sieht man sie durch die Bäume ganz gut, wenn alles grün ist, dürfte das schwieriger werden. Über das Förderband auf der Brücke wurde einst die Kohle von der Zeche Monopol direkt zum Kraftwerk befördert.
Direkt bei der Kohlenbrücke führt ein schmaler Pfad steil bergauf, was auf dem matschigen Untergrund besonders Spass gemacht hat. Nun ist man quasi auf direktem Weg zur Halde Großes Holz. Der Gipfel mit der etwa 30 m hohen Stahlsäule kommt schon sehr bald in Sicht. Allerdings wandert man zunächst eine ganze Weile durch Gräserfelder, die an unserem Wandertag ebenfalls überaus matschig waren. Wenn dort alles grünt und blüht, dann muss es wunderschön sein. Vor allem auch mit den blauen Skulpturen, den „Leuchttürmen“ hier im sogenannten Korridorpark. Leider sind sie farblich bereits etwas in die Jahre gekommen, aber die markante Form macht trotzdem etwas her.
Vom Haldengipfel aus bietet sich eine wunderbare Rundumsicht. Dort kann man sich eine ganze Weile umtun und den Blick schweifen lassen. Ein Unterstand bietet Schutz, wenn das Wetter mal nicht so gut ist. Wir haben ihn für unsere Pause genutzt und dann den Abstieg von der Halde angetreten. Natürlich weiterhin auf matschigen Wegen und Wiesen. Ich denke, da wird ein weiterer Besuch im Sommer anstehen.
Unten angekommen erreicht man bald wieder den Datteln-Hamm-Kanal, dem die Route nun für rund 3 km folgt. Das ist wenig spannend, bot an diesem Tag aber wenigstens festen Untergrund. Gelegentlich tuckerte sogar ein Schiff vorbei, was für etwas Abwechslung sorgte. Außerdem hat man einen guten Blick auf die Baustelle der künftigen Wasserstadt Aden, die auf der gegenüberliegenden Kanalseite entstehen wird. Es soll ein außergewöhnliches Quartier werden mit Wohngelegenheiten, Freizeitangeboten und verschiedenen Unternehmen. Alles mit maritimem Flair.
Mit dem festen Untergrund ist es sofort wieder vorbei, sobald man vom Kanal abbiegt. Hier haben wir den zweiten Haken geschlagen, weil für rund 300 m der Weg unter Wasser stand. Dieses Stück hatte ich nicht aus der Route puzzeln können.
Da war sie also, die Lippe. Wahnsinn! Ich entschuldige mich an dieser Stelle ganz offiziell bei dem Eigentümer des Feldes, über das wir mit der größtmöglichen Vorsicht gestiefelt sind. Am Friedhof entlang führt die Strecke hinunter zur Straße und auf angenehm festen Asphalt. Dass man sich darüber mal freuen würde, das hätte von uns auch keiner gedacht.
Das letzte Etappenziel sollte die Halde Victoria sein, auf die man von der Straße gelangen kann. Wir haben es für ein Stück versucht und dann doch kapituliert. Der schmale Pfad war einfach nur noch ein richtiger Sumpf. Wie gesagt, man sollte vielleicht mal über einen zweiten Besuch im Sommer nachdenken. Ich werde mich mal kundig machen, was man an oder gerne auch auf der Lippe unternehmen kann. Wenn ihr Tipps habt, dann ab damit in die Kommentare!
Bei Lünen angekommen wandert man über eine breite Brücke und hat einen herrlichen Ausblick in die Lippeauen. Im Dezember mit deutlich zu viel Wasser darin. Aber genau in diesem Moment kam die Sonne heraus und damit ergab sich eine fast surreale Landschaft.
Ohne Hochwasser ein ganz sicher sehr schönes kleines Haldenhopping. Am Beversee ist es bestimmt herrlich idyllisch und die Lippeauen müssen traumhaft sein, wenn der Fluss artig in seinem Bett fließt. Der Blick von der Halde Großes Holz bietet ein tolles 360° Panorama und die Gräserfelder mit den Laternen geben eine prima Landschaft zum Spazieren ab. Mit dem Hochwasser war die Tour recht abenteuerlich.
Informationen (Stand 12 / 2023)
Name: Hochwasser! – Halde Großes Holz & Co. (GPX)
Start– / Zielpunkt: Parkplatz in Rünthe
Länge: ca. 18,7 km
Wander-, Wald- und Wiesenwege, aber auch Asphalt