Manche Touren suche ich mir, indem ich Google Earth öffne, die Karte in alle Richtungen verschiebe und schließlich auf einen Wald zoome, der mir dabei ins Auge fällt. Wenn er einen Namen hat, findet man recht schnell eine Runde. Hat er keinen, kann man immerhin sehen, ob es Wege dort gibt und dann schneidert man sich die Runde selber.
Sehr regelmäßig erwische ich dabei einen Wald im Kalletal.
So kam es auch zu dieser etwa 11 km langen Runde, die als Highlight zur Windmühle Bavenhausen führt.
Der Startpunkt ist der Wanderparkplatz an der Gaststätte Lallmann (Zur Maibolte 84, 32657 Lemgo), wo einige Autos Platz finden. Ansonsten habe ich persönlich Bavenhausen in Sachen Parken als ganz schlimm empfunden und bin geschlagene 35 Minuten die Dorfstraße rauf- und runtergefahren ohne einen Platz fürs Auto zu finden. Der Parkplatz im „Zentrum“ wurde halb durch eine Baustelle blockiert, die übrigen vier oder fünf Plätze waren selbst morgens um halb neun schon belegt. Steigt also lieber wie ich an anderer Stelle in die Tour ein!
Ein weiterer Tipp: geht die Runde gegen den Uhrzeigersinn, dann habt ihr am Ende einen angenehmen Abstieg. Andersherum ist es ein deftiger Aufstieg. Aber natürlich jeder wie er möchte.
Vom Parkplatz weg ist es nicht weit bis man mitten im grünen Kalletal ist. Das bleibt man auch nahezu die komplette Strecke, mal mehr, mal weniger. Nichtsdestotrotz ist man aber auch oft auf Asphalt unterwegs. Ich schätze, das Verhältnis zwischen Asphalt und Naturwegen liegt bei etwas 50 : 50.
Dafür halten sich ärgere Anstiege in Grenzen. Die gibt es so gut wie gar nicht. Der ernsthafteste Anstieg der Tour ist später an der Windmühle. Neben dichten Wäldern begegnet man hier und da dem bekannten Kahlschlag. Es gibt Flächen, die einfach nur traurig aussehen. Es ist unfassbar, was dieser verflixte Käfer angerichtet hat. An anderen Stellen sind die geschlagenen Stämme ordentlich aufgestapelt und es gibt sogar einen rustikalen Rastplatz aus Baumstämmen. Das fand ich eine sehr schöne Idee.
Es dauert nicht lange, dann kann man bereits die erste tierische Begegnung der Tour erleben. Auf einer schattigen Wiese graste bei meiner Wanderung eine ganze Herde Schafe, von denen einige neugierig an den Zaun kamen. Eine wirklich goldige Begegnung, die ich eine Weile ausgekostet habe. So hübsche Tiere!
Die Route führt auch mal an Feldern entlang, über Wiesen und berührt an einigen wenigen Stellen größere Straßen, da man sich dort den Dörfern annähert. An solchen Stellen ist etwas Obacht geboten. Das Kalletal ist auch bei (motorisierten) Zweiradfahrern ein beliebtes Ausflugsziel und man möchte ja nicht unter die Räder geraten.
In der Nähe eines der Dörfer wartete das nächste tierische Treffen auf mich. Dieses Mal in braunen Flausch gekleidet und nicht ganz so neugierig wie die Kollegen kurz nach Start der Runde. Eine Pause zum Beobachten waren sie mir trotzdem wert. Was ihnen wohl durch die Charakterköpfe geht, wenn da so ein Zweibeiner am Zaun steht und gafft und verliebt grinst?
Kurz nach der Weide kommt ein solcher Straßenabschnitt, bei dem man etwas vorsichtig sein sollte. Augen auf, dann klappt das schon! Offene Augen braucht man außerdem um den nächsten Abzweig zu erwischen. Der Pfad ist nahezu unsichtbar in dem ganzen Grün, was ihn zu einem kleinen Abenteuer macht. Es ist fast wie ein geheimer Weg. Wer einfach so an der Straße entlangspaziert, wird ihn sicher eher übersehen.
An einigen kleinen Höfen und Feldern vorbei, befindet man sich nun auf direktem Wege zur Windmühle, die bald in Sicht kommt. Noch wirkt sie sehr weit entfernt, doch das täuscht. So weit ist es gar nicht mehr. Auch der Aufstieg zur Windmühle sieht von Ferne schlimmer aus als er tatsächlich ist. Geocacher können sich nach dem Aufstieg zunächst mit GC5WG6H belohnen und dann erst zur Mühle weitergehen.
Die Windmühle ist der ideale Ort für eine Pause auf der Runde. Es gibt hier einen gut ausgestatteten Picknickplatz mit Bänken und einem Tisch. Außerdem findet man eine Wellenliege vor, wo ich meine Pause verbracht und den Ausblick ins Kalletal genossen habe.
Die Windmühle ist nicht zugänglich und außerdem auch keine Mühle mehr. Der Mühlenbetrieb endete im Jahre 1948. Die Gemeinde Bavenhausen kaufte die leerstehende Mühle sechs Jahre später und installierte darin einen Hochbehälter zur Wasserversorgung. Flügel hatte das Gebäude zu diesem Zeitpunkt keine mehr. Die wurden erst 1968 wieder angebaut, allerdings handelt es sich lediglich um Attrappen.
Schön anzuschauen ist die Mühle trotzdem und zudem ein feiner Aussichtspunkt.
Im weiteren Verlauf geht man ein Stück an der Straße entlang, an der ich vor der Wanderung so verzweifelt eine Abstellmöglichkeit fürs Auto gesucht hatte. Die wenigen Parkplätze dort waren natürlich immer noch belegt. Ganz in der Nähe steht ein Bienenfutterautomat. Es ist ein ehemaliger Kaugummiautomat. Für 20 Cent kann man eine kleine Kapsel mit einer einjährigen Blühmischung herausholen, für 50 Cent eine Kapsel mit einer mehrjährigen Blühmischung. Natürlich habe ich mir eine Kapsel geholt und bereits ausgestreut.
Nach Bavenhausen geht es erstmal etwas steiler bergauf, aber nicht wirklich wild. Das schafft jeder. Einfach ganz in Ruhe, unterwegs den Blick ins Kalletal genießen und ehe man es sich versieht, ist man schon oben angekommen. Danach folgt außerdem eine Belohnung vom Allerfeinsten. Mein persönliches Highlight der ganzen Runde. Der Weg über den Teimer und seinen Hang hinunter. So ein wunderschöner Wald, ohne jeden Kahlschlag, dicht und grün, nur ein schmaler, wurzeliger Pfad mit Stolpergefahr, ein Wandertraum!
Hat man den Teimer hinter sich, geht es schon in den Endpurt der Tour. Geocacher dürfen sich noch über GC94KJG freuen, der keine große Herausforderung darstellt. Ein netter Punkt für die Statistik, das darf auch mal sein. Es geht noch an ein paar Wiesen vorbei und man trifft auf einige Schilder vom Lüermännchenweg, der ebenfalls hier verläuft und -soweit ich gesehen habe- am gleichen Wanderparkplatz startet.
Insgesamt ist dies eine vor allem landschaftlich sehr schöne Wanderung. Es geht durch Wälder, über Wiesen, an Feldern entlang, hier und da ist aber auch mal ein Stück Straße dabei. Geht man die Runde gegen den Uhrzeigersinn hat man keinerlei nennenswert anstrengenden Anstieg vor sich und die Wege sind durchweg bequem zu gehen. Lediglich das Stück durch den Wald vom Teimer ist etwas stolperig, wenn man nicht aufpasst. Die Windmühle Bavenhausen ist der ideale Pausenplatz bei allerbester Aussicht. Eine Runde, mit der das Kalletal einmal mehr punkten kann!
Informationen (Stand 05 / 2022)
- Name: Windige Runde zur Windmühle Bavenhausen (GPX)
- Start- / Zielpunkt: Gasthof Lallmann, Zur Maibolte 84, 32657 Lemgo
- Länge: ca. 11 km
- Wald-, Wiesen-, Feldwege, aber auch Asphaltabschnitte