Wandern mit dem Deutschlandticket – Bahnwandern in vollen Zügen genießen

Das Deutschlandticket der Bahn gibt es seit dem 01.05.2023. Es ist ein Monatsticket im Abo für den öffentlichen Personennahverkehr und der Nachfolger des €9-Tickets, über das ich 2022 berichtet habe, beziehungsweise über meine Erfahrungen damit.
In diesem Artikel möchte ich nun über das Deutschlandticket berichten, wenn man es zur Anreise zu verschiedenen Wanderungen nutzt. Ich bzw wir sind damit bereits seit Einführung des D-Tickets oft damit unterwegs

Was ist das Deutschlandticket? – Ein grober Überblick

Wie schon geschrieben ist das Deutschlandticket der Nachfolger des €9-Tickets, das es in 2022 gab. Es ist nur im monatlich kündbaren Abo erhältlich und kostete bis Dezember 2024 € 49,00. Seit Januar 2025 liegt der Preis pro Ticket bei € 58,00. Das Ticket gilt in Nahverkehrszügen und Bussen, sowie in S- und U-Bahnen. Es gilt nicht im Fernverkehr mit ICs, ICEs und auch nicht in Flixtrains (Ausnahmen vorhanden)
Kaufen kann man es auf bahn.de und in der DB Navigator App, sowie in den Reisenzentren der Bahn. Einmal gekauft, aktualisiert sich das Ticket in der Navigator App automatisch zum neuen Monat hin.

Wandern mit dem Deutschlandticket – Ein paar Zahlen

Ich habe mir das D-Ticket gleich am ersten Tag geholt, Maik hat seines etwas später gekauft. Seither -also seit dem 01.05.2023- haben wir insgesamt 33 Wanderungen gemacht, zu denen wir mit Bahn und Bus angereist sind. Dazu sei gesagt, dass ich recht günstig wohne um zB ins Ruhrgebiet und in Teile von Niedersachsen fahren zu können. Von Maik aus ist vor allem Hessen recht gut zu erreichen. Das ist sicher eine Luxussituation, keine Frage!

Hätten wir die Touren mit dem Auto angefahren, dann wären das insgesamt 7179 km gewesen. Dabei habe ich nur von Stadt zu Stadt gerechnet, nicht vom genauen Bahnhof aus. Dennoch ist das eine beeindruckende Zahl. Beim durchschnittlichen Verbrauch meines Autos wären das Bezinkosten (ausgehend von €1,70 / l Super E5) von rund € 800,00 gewesen.

Was diese Touren per Bahn ohne das Deutschlandticket gekostet hätten, kann ich nur grob überschlagen. Ich war vorher mit Tagestickets der Bundesländer unterwegs, die um die € 30,00 kosten. Bei 33 Touren sind das € 990,00.
In den 18 Monaten mit dem D-Ticket kommt man auf € 882,00. So gesehen, hält sich die Ersparnis im Rahmen. Aber zB Fahrten in den Urlaub, Fahrten im Urlaub und Alltagsfahrten habe ich hier nicht mit eingerechnet. Würde ich das tun, gäbe es eine deutlichere Ersparnis.

Der berüchtigte RE6 ins Ruhrgebiet im Bahnhof Herford

Eisenbahnromantik – Das Positive vorab

Eisenbahnromantik, es gibt sie noch! Wenn ich am Wochenende morgens zwischen 6 und 7 Uhr im Zug sitze und die Sonne allmählich aufgeht, dann hat das schon ein gewisses Flair. Das mag ich. Generell fahre ich gerne mit dem Zug. Sofern alles funktioniert und ich einen Sitzplatz habe. Mir gefällt es, wenn die Landschaft an mir vorbeizieht. Außerdem sieht man so viel aus dieser Perspektive, das man im Auto so bald nicht entdecken wird.
Zudem hat die Bahn (oder ein Busunternehmen) es immer geschafft, uns dorthin zu bringen, wohin wir wollten. Es war oft sehr knapp und deutlich zeitaufwendiger als geplant, aber sie hat es geschafft.
Wohlgemerkt: bezogen auf die Fahrten zu den Wanderungen!
Würde man Maik fragen, der mit dem Deutschlandticket auch hierher nach Herford fährt, würde er auf jeden Fall etwas anderes berichten!

Hauptbahnhof Frankfurt

„Ursprünglich Abfahrt […], heute um […] – Wir bitten um Ihr Verständnis“ – Verspätungen & mehr

Wie schon beim € 9,00 Ticket bin ich der Meinung, dass man mit dem Deutschlandticket nichts an Fahrten in Angriff nehmen sollte, das an Termine / Zeiten gebunden ist! Verspätungen sind an der Tagesordnung. Die Fahrten, die pünktlich geklappt haben, kann ich an einer Hand abzählen. Natürlich weiß ich, dass die Bahnstrecken vielfach marode sind. Die Züge sind auch nicht immer die Neuesten. Personal ist knapp, Krankheiten und und und. Verspätungen nerven trotzdem!
Die blödeste Situation ist es aber, wenn man am Gleis steht, der Zug von der Anzeige verschwindet und es keinerlei weitere Informationen dazu gibt (nicht mal am Serviceschalter). Auch das haben wir mehrfach erlebt. Dafür habe ich kein Verständnis. Genauso wenig für Personen, die in den Lichtschranken an den Türen stehen und sich trotz Durchsage nicht dort wegbewegen. Solange jemand in der Lichtschranke steht, öffnet sich die Tür und der Zug kann nicht abfahren.Auch das hat oft für Verspätungen gesorgt.
Abgesehen davon mag ich es einfach nicht, eng mit Fremden zusammenzustehen, angeatmet, angeniest und angehustet zu werden usw. Die diversen lauten Geräusche, die so im Zug zu hören sind, brauche ich genauso wenig. Gegen einige kommt nicht mal ein Noise Cancelling Kopfhörer an.

Die ersten Verspätungen sind schon angeschlagen

Es fährt kein Zug nach Irgendwo – Weiße Flecken auf der Bahnlandkarte

Man soll auf Bahn und Bus umsteigen / auweichen, heißt es. Jedes Mal melden sich Menschen aus ländlichen Gebieten zu Wort, deren Ort so schlecht angebunden ist, dass das für sie keine Option ist. Das glaube ich ihnen, denn wir haben das in vielen kleinen Orten schon an den Bahn- und Bushaltestellen gesehen. Unter der Woche ist es schwierig, an den Wochenenden oft unmöglich. Manche Orte sind wirklich sehr abgelegen. Ärgerlich für die Einwohner ist es ohne Zweifel! Für uns mitunter auch.

Es gibt aber Orte, die sind wahrhaft weiße Flecken auf der Landkarte was Bus und Bahn anbetrifft.
Die Verbindung von Herford ins Sauerland ist zB unfassbar schwierig. Sie braucht um die 4 Stunden, das Auto bringt mich in kaum mehr als einer Stunde dorthin.
Auch Niedersachsen hat Regionen, da hat man keinerlei Chance am Wochenende dorthin zu kommen! Oder man nimmt Zuwege zur Wanderung in Kauf, die nicht selten um die 10 km lang sind. Solling und Vogler sind da zu nennen. Dabei ist es von Herford nach Niedersachsen wirklich nicht weit!
Teile des Rheinsteigs sind genauso schlecht mit den Öffis zu erreichen wie Abschnitte des Weserberglandweges.
Und auf dem Neckarsteig mussten wir einmal auf ein Taxi ausweichen, weil von dem Ort aus rein gar nichts an Öffis fuhr.
Alles sehr touristische Gebiete also und so schlecht an Bahn und Bus angeschlossen, das verstehe ich wirklich nicht.

Ein normaler Samstag am Hauptbahnhof Köln

Servicewüste – An vielen Bahnhöfen stimmt das

Ich halte Deutschland defintiv nicht für eine Servicewüste.
An vielen Bahnhöfen stimmt es aber doch!
Wie kann es sein, dass es Bahnhöfe ohne Toiletten gibt? Kaputte Aufzüge sieht man ebenfalls sehr oft.
Und dann ist da noch diese Sache mit dem Schienenersatzverkehr!
So deutlich wie auf dem Bild unten am Düsseldorfer Hauptbahnhof, ist er sonst fast nie ausgewiesen.
Da steht man dann da, der Bus fährt in drei Minuten, man kennt sich nicht aus und muss dann noch die Haltestelle suchen.

Düsseldorf informiert
Ödnis total – Bahnhof Hanau

Wenn der Vorteil zum Nachteil wird – Lange Aufenthalte

Wenn ein Bahnhof über einige Shops verfügt, dann ist ein längerer Aufenthalt an sich kein Problem. Irgendwo kann man immer stöbern und ist im Warmen. Wir drücken uns dann gerne in den Zeitschriftenläden herum. Manchmal auch -sofern vorhanden- in einem Supermarkt. Aber die Zeitschriftenläden sind die Nummer 1! Es ist einfach faszinierend, wie viele Magazine es selbst für die ausgefallensten Interessen gibt.
Es kann aber auch teuer werden! Hier eine Zeitschrift, da ein Snack beim Bäcker oder ein Getränk, das geht schnell.

Cooler Zeitschriftenladen am Hauptbahnhof Düsseldorf

Fazit

Insgesamt mag ich das Deutschlandticket und bin froh, dass es das Ticket gibt. Es spart Benzin und Verschleiß am Auto. Außerdem gilt es deutschlandweit überall und ich muss vor Fahrten nicht erst schauen, wie sie am günstigsten zu machen sind. Ich fahre zwar sehr gerne Auto, habe aber auch gar nichts dagegen, kutschiert zu werden. Erst recht nicht, wenn es funktioniert.
Das allerdings gilt nur eingeschränkt. Die Bahn hat uns zwar immer ans Ziel gebracht, aber Verspätungen waren genauo an der Tagesordnung wie gestopft volle Züge und schlechten Informationsfluss bezüglich Ausfällen uÄ
Warum touristische Ziele so oft nur schwer zu erreichen sind, verstehe ich allerdings nicht.
Abgesehen von allem braucht man zum Bahnfahren: Zeit, Geduld und ein stabiles Immunsystem.

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