Eine Nacht im Abwasserrohr schlafen – Das Parkhotel im Bernepark Bottrop

Es gibt Dinge, die zeigt man mir einmal und sofort steht fest: das muss ich auch mal machen!
Dazu gehört diese Übernachtung in einem Abwasserrohr im Bernepark in Bottrop.
Ja, du hast richtig gelesen: in einem Abwasserrohr!
Aber lass uns doch der Reihe nach gehen…

—> Hier kommst du zum Video zu unserer Übernachtung im Röhrenhotel <—

Der Bernepark

Der Bernepark war einst ein Klärwerk, das 1957 errichtet wurde. Jahrzehnte später scheiterte eine Modernisierung bzw Weiterentwicklung am eingeschränkten Platzangebot. 1997 wurde das Werk stillgelegt. Im Rahmen der Emscherkunst2010 plante die Emschergenossenschaft, dem Gelände und den Gebäuden neues Leben einzuhauchen. Es sollte ein Park daraus werden. zugänglich für jedermann. Eines der Becken verwandelte sich unter Regie zweier Landschaftskünstler in ein Amphitheater, das Theater der Pflanzen. Man kann zwischen den Pflanzen spazieren und es laden hölzerne Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. Im zweiten Klärbeckern befindet sich noch Wasser und es tummeln sich Fische darin.
Daneben gibt es im Bernepark Gastronomie, sowie einige Spielgeräte wie Rutsche und Schaukel.

Bernepark
Auf der ehemaligen Räumerbrücke
Das Parkhotel

Außerdem gibt es im Bernepark, das Parkhotel. Unter den Bäumen am Rand des einen Klärbeckens stehen fünf Betonröhren, die zu besonderen Hotelsuiten umgestaltet wurden. Das Hotel ist das Werk eines österreichischen Künstlers, der es Gastfreundschaftswerk nennt. Zugegeben, Parkhotel klingt deutlich weniger sperrig. Wobei „Hotel“ schon hochtrabend ist und die Bezeichnung Suiten erst recht.
Die Suiten weden von einem großen Bett dominiert. Außerdem gibt es ein Bord als Abstellmöglichkeit, eine kleine Garderobenstange und eine Nachttischlampe. Das war es auch schon. Vor den Röhren stehen Tische und Stühle. Wenn es das Wetter zulässt, kann man also auch draußen sitzen.
Sanitäranlagen wie Toilette und Dusche sind in Containern hinter der Röhren vorhanden.

Die Buchung

Ich habe zwei Jahre vergeblich versucht, eine dieser Röhren zu buchen. Dieses Jahr bestand durch den Urlaub die Möglichkeit, eine Röhre in der Woche zu buchen. Ohne diese Option wären wir wohl auch im dritten Jahr leer ausgegangen.
Buchen kann man die Röhren ausschließlich über diese Seite. Nach der Buchung erhält man per Mail den Zugangscode für die gebuchte Röhre. Für die Buchung fallen € 20,00 Buchungsgebühr an. Ansonsten kostet dich die Übernachtung so viel, wie sie dir wert ist.

Vertan, sprach der Hahn…

Leider ist uns bei der Buchung ein Fehler unterlaufen. Wir haben die falsche Woche ausgewählt, aber da waren Buchung und Zahlung bereits abgewickelt. Stornierung und vor allem Rückzahlung der Buchungsgebühr ist nicht möglich. So steht es ausdrücklich auf der Seite. Wir haben uns trotzdem mit der angegebenen Telefonnummer in Verbindung gesetzt, da wir nicht das Geld zurück, sondern es mit der neuen korrekten Buchung verrechnen wollten. Aber auch das war nicht möglich.
Hintergrund, das Hotel wird über eine Stelle in Österreich verwaltet, also was die Zahlungen etc angeht. Die Telefonnummer führt „nur“ zum Bernepark. Dort kann man keine Rückzahlung / Verrechnung in Österreich in die Wege leiten und die Stelle in Österreich hat es auf der Seite ausgeschlossen. Außerdem teilte man uns mit, dass dort so gut wie nie jemand erreichbar sei.
Wenn du also buchst, dann mache bloß keinen Fehler, sonst guckst du schon im Vorfeld wortwörtlich in die Röhre!

Die Anreise – Unkompliziert

Zum Bernepark gelangt man vom Hauptbahnhof Bottrop und anschließend mit dem Bus. Von der Haltestelle sind es nur wenige Minuten Fußweg bis man am Bernepark ist.

Die Ankunft

Der per Mail zugesandte Zugangscode funktionierte einwandfrei und schon öffnete sich Röhre Nr. 2 für uns.
Von innen hatten wir plötzlich die Türklinke in der Hand, wodurch man beim Öffnen und Schließen fortan viel Gefühl brauchte.
Bettzeug ist vorhanden und auch zusätzliche Decken liegen bereit, falls es trotz Bettzeug frisch werden sollte.
Weiterhin sollte ein Dongle bereitliegen um die Türe zu den Toiletten und Duschen zu öffnen.
Der Dongle lag in unserem Fall nicht in der Röhre.
Also haben wir die Telefonnummer für „Probleme am Ruhetag“ angerufen und die freundliche Dame am anderen Ende erklärte, man habe ihr nicht mitgeteilt, dass Gäste kommen würden. Sie könne erst in einer Stunde da sein und den Dongle bringen.
So blieb uns nichts anderes übrig als zu warten. Die Zeit haben wir uns mit einem Spaziergang im Park vertrieben und die Rutsche und Schaukel ausprobiert. Inzwischen dämmerte es.

Die Suite
Selbstversorger
Die Sache mit den Sanitäranlagen

Nachdem die Dame uns den Dongle gebracht hatte, haben wir die Toiletten benutzt. Beim Verlassen stellte sich heraus, dass sich die Tür von außen nicht wieder verschließen ließ. Nicht mit dem Dongle und nicht auf herkömmlichem Wege durch Zuziehen. Wir haben es mehrfach versucht, die Tür blieb offen. Eine Tür zu Sanitäranlagen in einem öffentlich zugänglichen Park und über Nacht. Das lasse ich an dieser Stelle mal so stehen.
Als ich gegen 23 Uhr noch einmal zur Toilette ging, hörte ich dort bereits, dass eine Gruppe Männer am Container entlanglief. Ich halte mich nicht für ängstlich, aber ich habe eine WhatsApp an Maik geschrieben, dass er bitte aus der Röhre kommen soll, wenn ich zurücklaufe. Es war trotzdem kein angenehmes Gefühl auf dem kurzen Weg zur Röhre. Soll noch einer sagen, es mache keine Sinn, das Handy mit auf die Toilette zu nehmen…
Die Toiletten waren sauber und es war alles vorhanden. Die Duschen haben wir bei einer Übernachtung nicht gebraucht und nicht danach geschaut.

…und das hat vorher niemand bemerkt?
Die NachtGemütlichkeit in Beton

Die Nacht war ruhig und speziell für mich als Frostbeule überraschend warm und gemütlich. Wir hatten Schlafsäcke dabei, die wir benutzt haben. Das Bettzeug war damit optional. Ich hatte es mir mit Beton um mich herum viel kälter vorgestellt.
Mir haben im Nachhinein viele Leute geschrieben, dass solch eine Röhrenübernachtung aufgrund von Platzangst uÄ nichts für sie wäre. Das ist etwas, das man berücksichtigen sollte. Die Röhren sind aber nicht so klein, wie man denkt. Sie sind 3 m lang und haben einen Durchmesser von 2,40 m. Maik konnte darin sttehen und ich sowieso. Das Bett hat mit 1,20 m Breite beinahe Standardmaß und ist bequem.
Steckdosen sind vorhanden, sodass man Handy & Co aufladen kann.
Am Gelände entlang führt eine Bahnstrecke für den Güterverkehr. Das hört man, aber erstens mag ich Züge, zweitens bin ich bei Geräuschen nicht empfindlich und zu laut war es drittens auch nicht.
Bei Einbruch der Dunkelheit schaltet sich in den Klärbecken eine Lichtinstallation ein. Ein Lauflicht, das seine Runden dreht und die Bewegung der Räumerbrücken früher symbolisieren soll.

Geweckt wurden wir relativ früh von den städtischen Gartenpflegern, die dem Grün im und um den Park mit lautstarkem Gerät zu Leibe rückten. Kein sanftes Aufwachen, aber auch damit muss man rechnen. Der Bernepark ist ein ganz normaler öffentlicher Park, der städtisch betreut wird.

Am nächsten Morgen
FazitSehr durchwachsen

Luxus darf man sich von einer Übernachtung im Röhrenhotel nicht versprechen. Es geht um das Erlebnis einer besonderen Übernachtung. Die Übernachtung hat uns gefallen, es war gemütlich und warm in der Röhre. Wir haben gut geschlafen.
Über den Fauxpas bei der Buchung will ich hinwegsehen, das war unser Fehler. Man muss wissen, dass der Bernepark mit der Buchung nichts zu tun hat und nur die Abwicklung vor Ort übernimmt. Die Organisation geht über den Anbieter in Österreich und der ist -laut telefonischer Auskunft der Dame vom Bernepark – kaum zu erreichen.Wobei Letzteres eigentlich auch ein Unding ist. Geld einsacken ja, kümmern…nö!
Allerdings, kein Luxus hin oder her, eine abgebrochene Türklinke hat damit nichts zu tun. Das müsste dem Vormieter der Röhre oder dem Personal bei der Reinigung aufgefallen sein.
Die Organisation mit der Meldung über Gäste an dem Tag ließ ebenfalls sehr zu wünschen über.
Zuletzt mein größter Kritikpunkt: ich habe mich im Dunklen draußen nicht wohl gefühlt. Da sich der Sanitärbereich nicht mehr verschließen ließ, hätte jeder hineingehen können. Es herrschte sogar spät abends gut Publikumsverkehr im Park, selbst an einem Wochentag. Sollte das bei dir auch der Fall sein, gehe möglichst nicht alleine! Es kann nicht sein, dass man mit mulmigem Gefühl über das Gelände und zur Toilette geht.


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7 Gedanken zu “Eine Nacht im Abwasserrohr schlafen – Das Parkhotel im Bernepark Bottrop

  1. Im ersten Moment dachte ich spannend, gegen Ende wäre es wohl doch eher nix für mich gewesen. Alleine die Vorstellung um mich herum könnte noch abends lauter Trubel herrschen und wer weiß, wer sich da so rumtreibt. Aber grundsätzlich eine spannende Idee.

  2. Cool, dass ihr das ausprobiert habt. Ich glaub, das wär nix für mich. Vor allem diese Toilettensituation und überhaupt bin ich für öffentliche Toiletten im Urlaub inzwischen zu pingelig und leise muss es auch noch sein. Aber ich hab deinen Bericht gern gelesen.
    Liebe Grüße,
    Kerstin

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