Fjoertoer Terschelling 2025 – Eine ganz besondere Nachtwanderung

Als wir im vergangenen Jahr einen Tag im niederländischen Harlingen waren, sind wir auf die Insel Terschelling aufmerksam geworden. Dorthin fährt von Harlingen aus eine Fähre.
Zuhause wollten wir uns nur ein wenig über die Insel kundig machen von der wir beide noch nichts gehört hatten.
Dabei fiel uns die alljährliche Fjoertoer auf. Eine Wanderveranstaltung bei Dunkelheit mit  Rahmenprogramm, Musik und vor allem Lichtershows und Lichtinstallationen.
Was soll ich sagen? Keine Stunde später waren unsere Tickets für die Fjoertoer 2025  gebucht.

Der Startpunkt der Fjoertoer liegt im Zentrum von Midsland, das Ziel ist der Leuchtturm der Insel, der Brandaris.
Fjoer = Feuer, Toer ist der Name der Terschellinger für ihren Leuchtturm. So setzt sich der Name der Veranstaltung zusammen.
Bei der Buchung stehen Distanzen von 12, 17 oder 22 km zur Auswahl. Wir haben uns für die 22 km entschieden.
Für Kinder gibt es eine eigene Wanderung mit 6 km.
Eingecheckt hatten wir bereits am Tag zuvor und dabei auch gleich die Stempelkarten und Caps in Empfang genommen.

Anlässlich der Fjoertoer ist die Insel gefühlt komplett von Wanderern bevölkert, die aus allen Richtungen zum Start kommen. Eine spezielle Busverbindung klappert die Unterkünfte auf der Insel ab und sorgt dafür, dass alle pünktlich am Start sind. Unser Hotel lag etwa auf der Mitte der Busroute und bis zum Start in Midsland wurden es bei jedem Halt mehr blaue Kappen im Bus.
Am Start war schon einiges los. Es war gar nicht so einfach herauszufinden, wann unsere Startgruppe Position einnehmen sollte.
Wir haben uns also nach unserer Startzeit gerichtet und wie sich herausstellte, hat es gepasst.

Wenn in Deutschland eine Wanderung in der Stadt beginnt, dann braucht man oft eine Weile bis es in die Natur geht. Das geht auf Terschelling deutlich schneller. Aus Midsland ist man bald heraus und läuft weiter zwischen Feldern und ersten kleineren Dünen entlang. Die Fjoertoer findet im März statt und daher dämmerte es schon sehr bald. Die ersten Lichtinstallationen kamen noch nicht so gut zur Geltung, aber man konnte bereits erahnen, welches Ausmaß das mit den Lichtern noch annehmen würde. Die Vorfreude war entsprechend groß! Anfangs lag das Feld noch eng beisammen, aber nach und nach zerstreute sich die Karawane, wodurch man auch mal etwas schneller laufen konnte.

Ein schnellerer Schritt hatte außerdem den Vorteil, dass einem wärmer wurde. Obwohl es ein wirklich sonniger und warmer Tag gewesen war, wurde es am Abend doch noch ganz schön frisch. Die Strecke führte durch Dünen und dann weiter sogar durch einen Wald. Aus irgendeinem Grund hatte ich einen richtigen Wald auf der Insel überhaupt nicht erwartet. Dort empfängt den Wanderer  die erste musikalische Darbietung. Auch Musik gehört ganz klar zum Rahmenprgramm der Fjoertoer. Und das kann alles sein. Von der One-Man-Show über Disco bis zum örtlichen Chor.

Chor

Die Dünen deuteten es bereits an, wir waren auf dem Weg zum Strand. An diesem sollte es dann für 2,5 km entlangehen. Der Abschnitt, vor dem wir am meisten Respekt hatten. Hierzulande hat man ja eher selten die Gelegenheit, in knöcheltiefem Sand zu wandern. Es ist aber auch ein sehr fragwürdiges Vergnügen, das weiß ich seit der Fjoertoer. Himmel, war das anstrengend! Selbst vorne an der Wasserkante wurde es nicht leichter, obwohl der Sand durch das Wasser natürlich fester war.
Inzwischen war es schon fast komplett dunkel und so kamen die leuchtenden Drachen am Himmel besonders gut zur Geltung.

Am Strand

Offenbar wissen die Veranstalter, dass die Wanderer sich am Strand besonders abmühen, daher war dort für reichlich Unterhaltung und Ablenkung gesorgt. Die Leuchtdrachen, mehrere große bunt beleuchtete Kunstwerke, eine Treckerparade und alles unterlegt von Musik aus einer kleinen Bude, die in Farben und Nebel gradezu versunken war.
Man hatte also immer etwas zum An- und Hinschauen und die Atmosphäre war geradezu magisch. Leichter wurde das Laufen dadurch aber nicht wirklich. Irgendwie wollte der Pavillon am Abzweig vom Strand weg gar nicht näher kommen. Dafür kam das Wasser näher, wenn man nicht aufpasste. Der eine oder andere dürfte wohl nasse Schuhe und vielleicht nasse Füße bekommen haben.

Ein Auto als Aquarium

Die Belohnung für den Abschnitt am Strand konnte sich aber sehen lassen und wartete bereits kurz nachdem man wieder festen Boden unter den Schuhen hatte. Im Clubhaus tobte wortwörtlich das Leben. Musik, Tanz und leckere Snacks und Getränke, Partystimmung pur! Wir haben nur kurz einen Stopp eingelegt um die Toiletten zu benutzen und uns mit zwei, drei Brötchen zu versorgen. Ich liebe ja diese kleinen Rosinenbrötchen! Die müssen auch jedes Mal mit, wenn ein Ausflug nach „Holland“ ansteht.
Die Versorgungspunkte sind bei der Fjoertoer inklusive und man wird wirklich sehr gut versorgt.
Los ging es mit Obst und Käse, dann die Brötchen und zum Abschluss gab es an der letzten Station noch Hühnchenspieße.

Nach dem Strand wurde die Strecke wieder düniger und waldiger und der Untergrund blieb angenehm zu laufen. Zwei Bühnen mit Theater und Tänzern lagen am Wegesrand, dann wieder waren ganze Waldwege mit Lichtern geschmückt. Mal romantisch, mal witzig und auch mal gruselig. Aber wirklich nur ein bisschen. Ideen und Phantasie haben die Veranstalter und das Team, daran besteht kein Zweifel! Es ist war unverkennbar, wieviel Arbeit, Engagement und auch Liebe in den dargestellten Szenen steckte.
Der Stempelpass hatte sich inzwischen auch gut gefüllt. Sechs Stempel gilt es unterwegs einzusammeln. Die gestempelte Karte kann man am Ziel dann gegen einen Pin eintauschen.

Hokus pokus

Schließlich begann der Countdown. Ab Kilometer 4 zählten Schilder runter, was natürlich nochmal für Motivation sorgte. So nahe am Ziel, sollte doch bald mal der Leuchtturm in Sicht kommen.
Doch scheinbar ist der Brandaris schüchtern, denn es dauerte noch eine ganze Weile bis er sich endlich zeigte.
Aber dann und vor allem so, so schön!
Da machten die letzten Meter gleich nochmal so viel Spass!

Ziel

Erstaunlicherweise herrschte im Ziel gar nicht solch ein Trubel wie unterwegs, es gab auch keinen Empfang durch das Team und selbst Musik klang nur verhalten in die Nacht. Vielleicht um die Einwohner von West-Terschelling nicht zu sehr zu stören, vielleicht weil die 22 km – Truppe die letzte war, die ins Ziel kam, ich kann es nicht sagen. Irgendwie ein bisschen schade jedenfalls.
An einer Bude konnte man seinen Stempelpass vorzeigen und erhielt dafür ein samtiges Beutelchen mit dem Pin.
Anschließend haben wir uns auf den Weg zu den Bussen gemacht, die vom Hafen aus die Wanderer zurück zu ihren Unterkünften brachten.

Die Fjoertoer ist einfach ein Erlebnis und wer die Chance hat, der sollte einmal daran teilnehmen. Ich bin normalerweise gar kein Freund davon, bei Dunkelheit zu wandern, aber mit diesem kunterbunten und an jeder Ecke leuchtenden Rahmenprogramm war es wirklich ein einmaliges Erlebnis. So schön, so stimmungsvoll, auch ein bisschen anstrengend, aber insgesamt wirklich höchst vergnüglich! Die Organisation ist ebenfalls top. Man wird bestens verpflegt und versorgt, alle sind super freundlich und trotz der großen Teilnehmerzahl musste man nirgends warten. Weder beim Essen, noch beim Stempeln oder an irgendeiner anderen Stelle.

Es gibt übrigens neben Terschelling auch eine Fjoertoer in Egmond!

Informationen (Stand 03 / 2025)

Name: Fjoertoer Terschelling 2025 (GPX)
Startpunkt: Midsland Innenstadt
Zielpunkt: Leuchtturm, West-Terschelling
Länge: ca. 22 km
Wanderwege, Sandwege, Strand
Fjoertoer

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