Malerweg Etappe 4 – Von Bad Schandau nach Lichtenhainer Wasserfall

Der Malerweg ist ein Fernwanderweg mit einer Länge von knapp 116 km. Er beginnt in Pirna-Liebethal in Sachsen und da es ein Rundweg ist, endet er dort auch wieder.

Der Malerweg war meine zweite längere Wanderung und ich bin ihn in insgesamt acht Etappen gegangen mit jeweils zwischen 11 km und 16 km am Tag. Gebucht habe ich die Wanderung über corso-reisen.de. Geschlafen habe ich in kleinen Hotels / Pensionen. Da ich mich nicht abschleppen wollte, wurde mein Koffer von Unterkunft zu Unterkunft transportiert während ich unterwegs war. So konnte ich die Wanderung mit leichtem Tagesgepäck genießen. Die Tour ist als Paket mit allem Drum und Dran so buchbar.
Wer diese Wanderung mit komplettem Gepäck schafft, dem gebührt meine absolute Hochachtung. Ich hätte es defintiv nicht geschafft.

Nach dem sehr direkten Einstieg in die vorige dritte Etappe brauchte es an diesem Tag zunächst einen kleinen Spaziergang von wenigen Minuten zum Start. Tatsächlich wäre ich gerne etwas früher in die Etappe 4 des Malerwegs gestartet, aber der Historische Personenaufzug in Bad Schandau wird “erst” um neun Uhr morgens geöffnet. So konnte ich mir beim Frühstück Zeit nehmen. Sicher kann man auch hinauf zur Ostrauer Scheibe laufen, aber wenn es eine solche Attraktion gibt, dann sollte man sie nutzen. Soviel Tourist darf man sein, wie ich finde. Rund 16 km ist die Etappe lang, da kann man sich das gönnen. Den Aufzug gibt es seit 1904 und er überwindet in kurzer Zeit eine Höhe von ca. 47 m. Dafür wird ein kleines Entgelt fällig. Mit der Gästekarte zahlt ein Erwachsener entspannte € 1,40 für die einfache Fahrt.

Da der Herr vom Aufzug ohnehin nach oben fahren musste, hatte ich das Glück, die erste Fahrt zu erwischen.Sogar noch vor neun Uhr. Ich hatte gegenüber vom Aufzug gewartet als er plötzlich winkte, ich solle rüberkommen. Was ein Luxus, eine Aufzugfahrt ohne Gedränge und mit freiem Rundumblick. Oben angekommen führt der Weg zunächst am Luchsgehege entlang. Da sitzen sie also, die Luchse. Quasi mitten in einem traumhaften Revier. Eingesperrt. Was mag ihnen bloß durch den Kopf gehen? Das muss jetzt niemand verstehen und natürlich ist es toll, diese schönen Tiere zu sehen, aber mich gruselt es bei diesem Gedanken.

Nach dem Luchsgehege ist man eine Weile auf einer Straße unterwegs und hat auch mal Häuser an der Seite. Das Wetter wollte an diesem Tag morgens noch nicht so recht, aber immerhin war es trocken. So sehr ich eigentlich ein Schönwetterwanderer bin, der Anblick der Wolken in den Bergen hatte auch seinen Reiz. Schön ist die Aussichtsplattform zwar nicht unbedingt, aber einen Blick über das Elbtal sollte man sich dort genehmigen.

Das große Ziel dieser Etappe sollten die Schrammsteine mit ihrem Gratweg sein. Entlang von Feldern kommt die Felsformation bald in Sicht. Dahinter, ich konnte es kaum glauben, wurde es nach und nach immer heller. Die Chancen, den Gratweg bei etwas (oder etwas mehr?) Sonne zu erleben, stiegen von einer Minute auf die andere an. Trotzdem, so im Dunst ist der Anblick ebenfalls episch, oder?

Bis man in der Nähe der Steine ankommt, dauert es aber noch eine kleine Weile. Dafür ist man am Fuße der Steine auf einem wunderschönen, waldigen Wanderweg unterwegs, der freundlicherweise ohne Anstiege auskommt. Als die ersten Steine am Wegesrand auftauchten, wurde es schlagartig voller auf dem Weg. Die Schrammsteine gehören zu den Highlights der Sächsischen Schweiz, da wollen fast alle hin. An dieser Stelle unbekannterweise liebe Grüße an die nette Reisegruppe aus Österreich, die mich vorübergehend “adoptiert” hat. Es war spaßig mit euch!

Der Aufstieg auf die Steine ist knackig und führt über Leiteren, Treppen, Stege und durch so schmale Felsspalten, dass kaum ein Fuß hineinpasst. Immer wenn man denkt, dass man gleich oben sein müsste, wartet die nächste Kletterpartie und teils braucht man beide Hände. Entsprechend wenig habe ich unterwegs fotografiert. Aber es macht unfassbar Spaß und man muss es einmal gemacht haben. Rechts schien die Sonne bereits ein wenig, links trieben noch die Wolken dahin, ein Naturschauspiel vom Feinsten.

Am Ende des Gratwegs gibt es eine kleine Aussichtsplattform, die nur wenigen Leuten gleichzeitig Platz bietet. An diesem Tag hielt der Andrang sich in Grenzen und so kam jeder zu seinem Foto. Eine gewisse Schwindelfreiheit schadet nicht, wenn man in einer Höhe von etwa 417 m auf einem kraxeligen Weg unterwegs ist und es rechts und links ganz einfach steil abwärts geht. Es gibt natürlich Handläufe, allerdings wirken die manchmal etwas mickrig angesichts des Geländes. Zum Glück bin ich immer sehr blauäugig. Wenn es ein Geländer gibt, fühle ich mich sicher. Meistens brauche ich es dann gar nicht. Hauptsache ich weiß, dass es da ist.

Der Abstieg von den Steinen erfordert genauso viel Aufmerksamkeit wie der Aufstieg. Erneut ist man auf Leitern und Treppen unterwegs und die können auch mal rutschig sein. Aber wie schon geschrieben, es macht halt Spaß wie Bolle. Genau so hatte ich mir den Malerweg vorgestellt, Ganz egal, wie sehr die Beine irgendwann eine Pause fordern, die muss erstmal warten. Versprochen, es kommt der perfekte Pausenplatz schlechthin: an der Breiten Kluft nämlich, wo zumindest hier und da die Sonne zur Stelle war. In der Sonne sitzen, die Aussicht genießen, einen Geocache nahebei suchen und erholt weiter. So sieht eine gute Pause aus!

Die Strecke verläuft nun mal mehr, mal weniger stark bergauf und ist entsprechend für Malerwegverhältnisse ganz angenehm. Man wandert durch den Wald, zwischen Felsen hindurch und kommt sogar an einigen spannenden Höhlen vorbei, die erkundet werden wollen. Das nächste Abenteuer wartet aber bereits, die Affensteinpromenade nämlich. Plötzlich ist es vorbei mit dem Wanderweg. Es geht mal wieder eine Leiter hoch und dann heißt es Slalom laufen zwischen den Felsen. Mit einer gewissen Portion Phantasie lässt sich sogar ein Weg erkennen.

Von dort oben hat man einmal mehr tolle Ausblicke am laufenden Band. Daher hat mich dieser Abschnitt mehr Zeit gekostet als gedacht, doch dieses Zeit sollte man sich nehmen. Der Abstieg anschließend ist abenteuerlich und zum ersten Mal habe ich Stellen gesehen, die mit Ketten gesichert sind, weil es nicht mal mehr Stufen im Fels gibt. Die Holzstege sind auch nicht immer sonderlich vertrauenserweckend. Es ging ganz langsam abwärts, vor jedem Schritt erstmal Blick voraus. Auf einer Seite geht es derweil oft stumpf senkrecht abwärts.

Heile unten angekommen führt der Malerweg zunächst durch eine Art Sandkasten. Plötzlich stapft man durch knöcheltiefen Sand, was wieder auf eine neue Art anstrengend ist. Allerdings hatte ich damit hier überhaupt nicht gerechnet und fand es vor allem lustig. Weniger lustig war dagegen etwas später das erste Areal, dem man den Waldbrand noch gut ansehen konnte. An diesem Punkt wusste ich noch nicht, wieviel schlimmer es in dieser Hinsicht bald sein würde.

Der letzte Abschnitt dieser Etappe des Malerwegs verläuft schließlich wieder auf einem echten Wanderweg. Breit, flach und so bequem, dass es langweilig werden könnte, gabe es den Blick auf die Affensteine nicht. An einer Sperrung wegen Waldarbeiten (“Dürfen wir trotzdem durch?”) habe ich eine nette Dänin kennengelernt und gemeinsam sind wir hinunter zum Lichtenhainer Wasserfall gewandert. Liebe Grüße an dieser Stelle und danke an die Waldarbeiter!

Der Lichtenhainer Wasserfall befindet sich direkt neben dem Gasthaus Lichtenhainer Wasserfall, wo ich ganz klar das wunderschönste Zimmer der gesamten Wanderreise hatte. Mit Rehen und Hirschen auf den Kissenbezügen, Eichhörnchen auf dem Bettüberwurf und mit Gummibärchen zur Begrüßung. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ehrlich Angst, ein Hotelzimmer “kaputt zu machen”.

Malerweg Etappe 4 ist anstrengend, da gibt es nichts wegzudiskutieren. Auf keiner Etappe war ich langsamer unterwegs als auf dieser hier. Dazu hat vor allem der Aufstieg auf die Schrammsteine beigetragen, aber auch so mancher abenteuerliche Abstieg. Insgesamt eine sehr felsige Etappe, die wieder zahlreiche großartige Aussichten bietet. Der Gratweg ist nervenkitzelig spannend und die Landschaft abwechslungsreich mit Felsen, Wald, Sandwegen und echten Wanderautobahnen. Manche “Wege” muss man suchen, aber wenn man Phantasie hat, sind sie da.

Gefunde Geocaches auf der vierten Etappe: GC7HW6P

Informationen (Stand 09 / 2022)

Name: Malerweg Etappe 4 – Bad Schandau – Lichtenhainer Wasserfall (GPX)
Startpunkt: Historischer Personenaufzug Bad Schandaul
Zielpunkt: Lichtenhainer Wasserfall
Länge: ca. 16 km
felsig, Wege, Pfade
Corso-Reisen, Malerweg

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