Rheinsteig Etappe 20 – Von Kiedrich nach Schlangenbad

Der Rheinsteig ist ein Fernwanderweg, der auf stolzen 320 km von Bonn nach Wiesbaden führt.
Man kann ihn in beide Richtungen gehen und sich die Etappen dabei recht frei selber zusammenstellen.
Wenn man online nach den Etapen schaut, findet man schwankende Angaben von 17 bis hin zu 23 Etappen.

Wir laufen die Etappen des Rheinsteigs in loser Reihenfolge. Je nachdem, wie gut wir mit den Öffis zu den Startpunkten gelangen. Die 10. Etappe und Etappe 21 sind hier bereits online, nun folgt die 20. Etappe mit ihren rund 11 km von Kiedrich nach Schlangenbad.

Der Startpunkt in Kiedrich liegt an der Sonnenlandstraße, wo wir aus dem Bus gestiegen sind.
Einmal um die Ecke herum, wähnt man sich angesichts des Schildes glatt in Frankreich, was gleich das erste kleine Highlight ist.
Ein paar Kilometerchen sind es aber doch noch.

Die Route bleibt zunächst eine Weile recht ortsnah und führt am Rand von Kiedrich entlang. Immer schön zwischen Feldern und dem Kiedricher Bach entlang. Dabei kommt schnell der Turm der Ruine Burg Scharfenstein in Sichtweite, die auf einem imposanten Hügel steht. Dort geht es schließlich in Serpentinen hinauf, was man durchaus in den Beinen spürt. Die Etappe hat ihre Höhenmeter und hier gibt es einen Vorgeschmack darauf. Aber er ist immerhin kurz.

Erbaut wurde die Burg im Jahre 1160. Im 13. Jahrhundert diente sie den Mainzer Erzbischöfen als Residenz. Heute steht nur noch der etwa 30 m hohe Turm, auf den man über eine Treppe gelangt. Weil ein Turm für mich nur dann als erobert gilt, wenn ich oben war, sind wir natürlich die Treppen hinaufgestiegen. Der Ausblick lohnt die Mühen, denn man schaut weit ins Land, auf Kiedrich und die Weinberge. Am Fuße des Turm befindet sich ein großer Grillplatz mit Sitzgelegenheiten. Im Sommer dürfte es hier voll sein. An unserem eher trüben Wandertag waren wir fast alleine dort.

Vom Turm herunter läuft man auf einem asphaltierten Weg weiter hinein in die Weinberge und zunächst zum Weinberg der Ehe. Er wurde 1975 angelegt. Jedes Paar, das vor dem Kiedricher Standesamt heiratet, erhält eine eigene Rebe. Natürlich inklusive offizieller Besitzurkunde. Ob dieser Brauch etwas hilft, man weiß es nicht. Auf jeden Fall aber ist es eine schöne Idee. Etwas ähnliches haben wir auf der Runde um den Halterner Stausee gesehen. Dort gibt es eine Allee, in der die Bäume anlässlich von Hochzeitstagen angepflanzt.

Der Regen, den man auf dem Foto hinten links erahnen kann, erwischte uns wenig später so richtig. Dabei sollte es den Tag eigentlich trocken bleiben. Anfangs waren wir vom Wald noch etwas geschützt, doch der Guss wurde schnell heftiger und so waren wir schon fast komplett nass als wir uns endlich in die Ponchos gekämpft hatten. Auf das Wetter war während der Wandersaison 2024 so gut wie nie Verlass. Für mich war es übrigens die erste Ponchoerfahrung und so richtig überzeugt hat mich das Konzept nicht.

Der Wald ist hier zwar wirklich schön und zum Glück gibt es vorläufig auch keine Anstiege, bei dem Wetter versank der Weg allerdings quasi im Sumpf. An dem Abschnitt liegt ein Weg, den komoot zwar kennt, den man aber im Laufen nur sieht, wenn man wirklich sehr genau hinschaut. Er ist aber ohnehin per Schild verboten und wenn man das „Geländer“ endlich erkennt, dann weiß man auch, wieso. Wobei es eigentlich ein kleines, feines Abenteuer wäre. Aber die Entscheidung überlasse ich dir. Nur bitte vorsichtig sein, wenn du es wagen solltest!

Der Regen ließ letztlich dann doch wieder nach und an einer Bank nahe einer Schafweide haben wir die Ponchos wieder ausgezogen und eingepackt. Die Herde Schafe war selbstverständlich ganz nach meinem Geschmack und die Tiere erfreulich zutraulich und neugierig. Hier am Weg stehen zahlreiche verschieden Bäume. Schilder geben Auskunft darüber, was für ein Baum es jeweils ist. Einige hätten wir auch ohne Schild erkannt, aber -zugegeben- nicht alle. Die Schafe waren aber sowieso viel spannender.

Über einen zum Bach mutierten Weg gelangt man nun bald auf eine echte Wanderautobahn, die sich durchaus etwas ziehen kann. Immer schön schnurgerade durch den Wald. Kurven sind doch was Feines! In dem Wassertretbecken war an unserem Wandertag kein Wasser. Schade eigentlich, das hätte ich gerne mal ausprobiert. So bei einstelligen Temperaturen im Wal durchs Wasser tapsen. Klingt doch gut, oder? Aber nicht mal Regenwasser stand in dem Becken. Wahrscheinlich hat man da in den warmen Jahrszeiten mehr Chancen.

Nun ist man bereits im Anlauf auf Schlangenbad und an einer Stelle hat man durch die Bäume hindurch einen guten Blick auf einen Teil des Ortes und die große Autobrücke dort. Das mag sicher nicht jeder schön finden, aber ich bin Brückenfan und darum war es ganz nach meinem Geschmack. Außerdem konnte uns Schlangenbad auf der 21. Etappe ja nicht so richtig überzeugen, aber auf dieser Etappe gelangt man doch zu einigen schönen Plätzen. Darunter auch der Eiskeller. Eine Höhle, in der früher Eis aufbewahrt wurde um Lebensmittel zu kühlen. Kühlschränke kamen erst viel später in Mode!

In Schlangenbad angekommen kam dann auch mal die Sonne heraus und tatsächlich wirkte der Ort nun ganz freundlich. Vielleicht sollte man ihm im Sommer noch eine Chance geben. Schön gelegen ist er ja auf jeden Fall.
So kamen wir schließlich am Endpunkt der Etappe an und mussten nur noch den Hopser zur angepeilten Bushaltestelle dazulaufen.

Auf den Rhein muss man auf der 20. Etappe komplett verzichten. Man trifft ihn leider an keinem Punkt der Tour. Davon abgesehen ist es aber eine schöne und leichte Etappe des Rheinsteigs. Die Anstiege halten sich im Rahmen und mit den Wäldern und Weinbergen geht es sehr abwechslungsreich zu. Unterwegs gibt es einiges zu entdecken und mit Ausnahme einer Wanderautobahn ergibt sich so eine unterhaltsame und kurzweilige Wanderung.

Informationen (Stand 12 / 2024)

Name: Rheinsteig Etappe 20 – Von Kiedrich nach Schlangenbad (GPX)
Startpunkt: Bushaltestellte Sonnenlandstraße Kiedrich
Zielpunkt: Mühlstraße Schlangenbad
Länge: ca. 11 km
Wanderwege, Waldwege, kurze Abschnitte Asphalt
Rheinsteig