Die Helden & die Heiligen vom Tönsberg bei Oerlinghausen

Bekanntermaßen bin ich kein Fan von Touren in meiner näheren Region.
Orte, die ich schon mein Leben lang kenne und an denen ich schon mehrmals war, die muss ich eigentlich nicht auch noch ein x-tes Mal besuchen.
Aber manchmal ist eine weitere Anreise zeitlich einfach nicht drin.

So war es auch bei dieser Tour zu den Touristen- und Wanderhot umspots am Tönsberg bei Oerlinghausen. An diesem Tag musste eine nahe und eher kurze Runde her und das ließ sich mit dem Tönsberg gut umsetzen.
Das Auto haben wir an der Hauptstraße im Ortskern von Oerlinghausen abgestellt, wo man am Sonntag kostenlos parken kann.

Die etwa 12 km lange Runde startet mit einem Treppenaufstieg auf der sogenannten Himmelsleiter. Oben angekommen ist man ganz sicher warm und der Puls hat die erforderliche Marschgeschwindigkeit.

Bis zur Kumsttonne, einem Windmühlenstumpf, ist es nicht weit. Man kann auch dort parken, aber die Straße würde ich niemandem empfehlen. Außerdem waren die Parkplätze schon früh sehr gut belegt. Als wir am frühen Nachmittag zurückkamen, war gar nichts mehr frei und es herrschte das blanke Chaos. Der Windmühlenstumpf ist Oerlinghausens Wahrzeichen. Bei einem Sturm verlor sie einst ihre Flügel und steht seither so hier oben auf dem Tönsberg. Der Volksmund nennt sie liebevoll „Kumsttonne“ (Kumst = Kohl, Weißkohl, Sauerkraut)

Nachdem wir den Windmühlenstumpf bestaunt hatten, führte die Route wieder ein paar Treppen hinunter und auf den Philosophenweg, der von Pulten mit Schildern mit weisen Sprüchen gesäumt wird. Das verleitet leicht zu häufigerem Stehenbleiben, was dem Tempo nicht gut tut. Aber zum Glück sind solche Touren kein Wettrennen. Der Weg jedenfalls ist hübsch und bei warmen Temperaturen sicher angenehm schattig. An diesem Wandertag im März war mir allerdings gar nicht nach Schatten. Endlich Sonne, endlich warm, endlich wirklich Frühling in Sicht nach diesem langen und mistigen Winter. Herrlich!

Die Hedwigskapelle gehörte einst zum abgerissenen Hedwigshaus im Ort. Die Kapelle sollte erhalten bleiben und wurde entsprechend saniert. Sie bekam ein neues Dach, neue Fenster, eine neue Heizung und wurde auch mit neuen Anschlüssen an Wasser, Gas und Strom ausgestattet. Heute ist sie ein Zentrum für kulturelle Veranstaltungen, aber nachwievor auch ein religiöser Ort. Schmuck sieht sie aus, wie sie da am Waldrand steht. Ich würde sagen, die Sanierung hat ihr sehr gut getan!

In leichtem Auf und Ab und leider auf Asphalt führt die Route weiter an Währentrup entlang. Links der Ort, rechts der Wald. Wir haben sehnsüchtig zum Wald hinübergeschaut. Da muss man an diesem Punkt der Strecke etwas Geduld mitbringen und den idyllischen und ländlichen Charme zu genießen wissen. Ich bin zwar zweifellos mehr für Wald zu haben, aber bei der Sonne an diesem Tag, habe ich die Straße klaglos hingenommen.

Zurück im Wald ging es zunächst wieder deftig bergauf. Aber auf einem sehr rustikalen Pfad, weshalb dieser Anstieg sogar Spass gemacht hat. Oben bot sich der erste geniale Ausblick. Man kann bei entsprechender Sicht unglaublich weit schauen.
Abwärts führte ein wunderschöner Singletrail zwischen Nadelbäumen hindurch. Man läuft hier sogar richtig durch Sand wie am Strand. Die Senne ist halt nicht so weit entfernt. Für uns war es eine coole Einstimmung auf die Fjoertoer auf Terschelling, die etwas später im März stattfand. Wir haben hier unsere Halbzeitpause gemacht, mitten im Grünen.

Mit dem nächsten Aufstieg galt es, die Hünenkapelle zu erobern. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen war dort an diesem Tag gar nichts los. Ich hätte jede Wette gehalten, dass spätestens hier der Ansturm losgehen würde. Umso schöner, dass es nicht so war und wir uns in Ruhe umsehen konnten.
Von der ursprünglichen Kapelle stehen heute nur noch die Mauern. Das ehemalige romanische Holzkreuz befindet sich heute im Dom zu Paderborn. Vor Ort steht ein „neues“ Holzkreuz, verbreitet aber ein genauso feines Flair wie es wohl das Original getan hätte.
Der Ursprung der Kapelle ist bis heute nicht abschließend geklärt. Geweiht wurde sie jedenfalls vom Heiligen Antonius. Wie schon bei der Kumsttonne schlug auch hier der Volksmund zu und so wurde aus Antonius eben „Töns“. So wie in „Tönsberg“.

An diesem hübschen Rastplatz vorbei hielten wir nun Kurs aufs Ehrenmal auf dem Tönsberg. Dort ging der schon an der Hünenkapelle erwartete Trubel dann los. An solchen Tagen hat das hier glatt etwas von Schlangestehen. Wir mussten nur eine Gruppe abwarten, dann konnten wir uns umsehen und Fotos machen.
Die Kapelle wurde im Jahre  1930 zu Ehren und Gedenken der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs gebaut.
Im Inneren liegt ein Soldat auf einem Sockel.
Der Säulenbau aus Sandstein wirkt fast unwirklich hier auf der Lichtung im Wald.

Wenig später lockt am Weg die Gaststätte „Tönsbblick“ zum Einkehrschwung. Wir haben davon abgesehen, aber sie scheint gut zu sein. Es war jedenfalls ordentlich was los dort so zwischen Mittagszeit und Kaffee und Kuchen.
Wir sind also weiter gewandert und an der Kumsttonne vorbei über die Treppen zurück zum Auto.

Diese Wanderung am Tönsberg hat mich positiv überrascht. Eine wirklich unterhaltsame Tour mit sehenswerten Stationen und abwechslungsreichen Wegen. Speziell solche Wege und Pfade hatte ich eingangs gar nicht erwartet. Auch einige schöne Aussichten werden geboten. Natürlich muss man an solch sonnigen Tagen mit Andrang rechnen, an unserem Wandertag waren aber alle sehr rücksichtsvoll und niemand hat gedrängelt.

Informationen (Stand 03 / 2025)

Name: Die Helden & die Heiligen vom Tönsberg (GPX)
Start- / Zielpunkt: Parkplatz Hauptstraße, 33813 Oerlinghausen
Länge: ca. 12 km
Wanderwege, Singletrails, ein Stück Asphalt

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